Tödliche Investitionen
wollen mehr Eigenkapital und gleichzeitig mehr Verkaufspartner im ganzen Land akquirieren.«
Gunnarstranda zog ein paar Broschüren aus der Tüte. »Da hab ich was zum Lesen fürs Bett«, murmelte er.
»Der Finanzplaner«, fuhr Franken fort, »heißt Øyvind Bregård. Ein typischer Bodybuilder, unverheiratet. Er war nicht sehr gesprächig. Scheint eher ein Freiluftmensch zu sein, jedenfalls hat er behauptet, seine Zeit in Wald und weiter Flur zu verbringen. Nach vielem Hin und Her hat er zugegeben, dass er mit der Kleinen vor einiger Zeit im Bett war. Sie hat Schluss gemacht.«
»Bringt uns das was?«, fragte Gunnarstranda.
»Kann sein, er hat für Samstag kein Alibi. Hat behauptet, er sei früh ins Bett gegangen, um am Sonntag früh in den Wald zu können. Und diesen Ausflug hat er auch allein gemacht.«
Der Kriminalhauptkommissar nickte langsam.
»Der Marketingchef heißt Svennebye. Er hat sich irgendwie aus dem Staub gemacht. Seine Frau hat angerufen, als ich da war, und war schrecklich aufgeregt. Ihr Mann ist nicht aus dem Büro nach Hause gekommen, nachdem der Mord bekannt geworden war. Seither hat sie ihn nicht mehr gesehen.«
Gunnarstranda stieß einen Pfiff aus und griff nach der Zigarette im Aschenbecher.
»Ich hab der Sekretärin versprochen, mich um die Sache zu kümmern«, sagte Frank Frølich zögernd. »Die wirkte ziemlich normal. Ist die Älteste da. Bloß ein bisschen nervös.«
Er wartete, bis Gunnarstranda seine Kippe angesteckt hatte. »Dann ist da noch diese andere Frau. Sonja Hagen. Ich habe ihr von Bregårds Affäre erzählt, und daraufhin ist sie erst mal hochgegangen.«
»Eifersucht?«
»Kein Stück. Die Frau ist mit Engelsviken verheiratet, dem Direktor. Nein, keine Eifersucht.«
Er ging zum Waschbecken in der Ecke und trank einen Schluck Wasser. »Aber sie ist besessen von der Ehe als Institution«, fügte er hinzu und wischte sich mit dem Handrücken über den Bart.
Gunnarstranda rauchte. »Da stimmt wohl was nicht?«
»Irgendwas stimmt nicht«, sagte Franken und ging zurück an seinen Platz. »Sie meint, Reidun Rosendal habe andere Menschen ausgenutzt.«
»Wie denn?«
Frølich zuckte mit den Schultern. »Ich glaube, das hatte mit Sex zu tun.«
»Dass sie Männer ausgenutzt hat?«
»Keine Ahnung. Die Frau war überhaupt ganz schön nebulös.«
Gunnarstranda klopfte seine Taschen ab und ging zur Tür. »Schreib das in deinen Bericht. Wenn du fertig bist, kannst du Feierabend machen.«
Frølich blieb sitzen und starrte die Tür an, dann wandte er sich wieder seinem Computer zu. Wenn ich fertig bin, dachte er mutlos und setzte sich.
Vierzehn
Ganz oben am Hang, wo der Kiesweg sich zu einem kleinen Wendeplatz erweiterte, parkte Gunnarstranda. Eineinviertel Stunde Fahrt von Oslo hierher in die Gegend von Hurum, vorausgesetzt, dass man an strategischen Stellen grün hatte und es im Oslotunnel keine Schlange gab.
Heute nicht. Mürrisch schaute er auf die Uhr. Er hatte seinen Skoda unterwegs mindestens sieben oder acht Mal anhalten müssen. Der Motor wollte einfach nicht und krepierte, wenn man schneller als siebzig fuhr. Dann hustete und stotterte er und wurde immer langsamer, sodass die anderen Autos ihm fast hintendrauf fuhren und wütend blinkten und hupten. Bis er sich schließlich dazu gezwungen fühlte, an den Straßenrand zu fahren und einige Minuten schräg geparkt dort zu stehen, während die dichte Schlange vorüberbretterte und er sich Sorgen machte, der Motor könne überhaupt nicht wieder anspringen. Er hatte alles Mögliche versucht. Den Choke benutzt, Vollgas gegeben und gehofft, noch ein paar Kilometer zu schaffen, bis es wieder so weit wäre. Was für eine schreckliche Fahrt. Aber jetzt war er endlich angekommen.
Seine Gereiztheit hatte sich noch nicht ganz gelegt. Deshalb blieb er ruhig sitzen und schaute aus dem Fenster, bis sich das vertraute Gefühl einstellte.
Das wunderbare Gefühl, nach Hause zu kommen, privat zu sein. Er dachte an Edel. Sie hatte es geschafft, hier draußen eine Art Garten anzulegen. Jetzt, wo sie nicht mehr lebte, hatte er ihr Werk übernommen. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich so einen Garten gewünscht, und am Ende hatte sie ihn bekommen. Gunnarstranda vollendete das, was sie nicht mehr geschafft hatte. Ein halbes Leben hatte er die Blätter von Esche und Ahorn nicht auseinander halten können. Jetzt wusste er sehr viel mehr. Und seit ihrem Tod waren vier Jahre vergangen.
Die Hälfte des Jahres verbrachte er mehr oder weniger
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