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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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oder Dezember. Und nachts kam ein entsetzliches Unwetter. Glatteis und Regen.«
    Sein Schwager hatte auch gehört, dass Engelsviken über eine alte Scheune in Brakerøya bei Drammen verfügte. Dorthin war nämlich der LKW unterwegs gewesen, voll geladen mit Computern, Büromaschinen und anderen Wertgegenständen. Es geschah an dem Morgen, als der Gerichtsvollzieher zur Beschlagnahmung schreiten sollte. Engelsviken war offenbar die ganze Nacht damit beschäftigt gewesen den LKW zu beladen. Und als er fertig war, war auch seine Flasche leer und Engelsviken ganz schön betrunken. An diesem Punkt waren sich die Quellen allerdings nicht ganz einig. Einer Version zufolge hatte Engelsviken überhaupt nicht mitgemacht, sondern den Job an einen Jungen übergeben. Eine andere Quelle behauptete, der Direktor habe den Wagen beladen und der Junge habe fahren sollen. Auf jeden Fall: Der Anwalt und der Gerichtsvollzieher waren ganz überraschend eingetroffen, als die Karre noch in der Garage gestanden hatte. Und die Quellen waren sich über zwei Ereignisse einig: Der Junge hat die Beine in die Hand genommen. Und Engelsviken, der also ziemlich blau war, war elegant ins Führerhaus gesprungen, hatte den Wagen angelassen und war durch die doppelte Garagentür nach draußen gebrettert.
    Sein Schwager zischte leise und zog ein Zigarillo aus seiner Brusttasche. Gunnarstranda, der mit seinem Feuerzeug herumgespielt hatte, hielt ihm die Flamme hin, und der andere paffte los.
    »Danach haben wir erst mal eine Lücke. Erst später werden die Informationen wieder verlässlich«, erklärte Gunnarstrandas Schwager, der sich allerdings sehr gut vorstellen konnte, was passiert war. »Der Wagen war ja so schwer beladen, dass er während der ersten Kilometer gut auf der Straße lag. Aber als Engelsviken bei Lierskogen ankam, schneite es. Es herrschte ein dickes Schneetreiben, und die Straße war so glatt, dass die Autos sich querstellten. Der Lastwagen muss sich richtiggehend hochgekämpft haben, vorbei an Asker bis zur höchsten Stelle von Lierskogen. Aber dann – dieser Suffkopp von Engelsviken ist ja geizig wie ein Lottomillionär und hatte sicher kein Mautgeld bei sich. Er fuhr also die alte Straße nach Drammen hinunter. Und das ging nicht gut. Die Karre geriet in einer Haarnadelkurve außer Kontrolle.«
    Der Schwager stieß mit amüsiertem Blick eine dicke blaue Rauchwolke aus. »Engelsviken konnte gerade noch herausspringen, ehe der Wagen etwa fünfzig Meter den Berg hinunterrollte und sich dabei immer wieder überschlug, bis er dann an einem Baum zum Halten kam. Der ganze Hang war übersät mit Computern. Der ist sicher schlagartig nüchtern geworden, als er sein Warenlager sah!«
    Das Zahnrad legte los. Sein Kreischen füllte das Lokal, und einige Gäste drehten sich zu ihnen um.
    Der Schwager hob die Tasse und unterdrückte seine Geräusche. Er stellte fest, dass seine Tasse leer war, und goss aus der Kanne nach, die die Kellnerin auf den Tisch gestellt hatte. »Und Engelsviken musste brav per Anhalter nach Hause fahren.«
    Gunnarstranda wollte etwas sagen, aber der andere winkte ab.
    »Das war noch nicht alles«, sagte er rasch. »Verstehst du, die anderen hatten gesehen, wie der Junge weggerannt war. Und sie konnten sich gerade noch umsehen und mitkriegen, wie der LKW die Garagentür durchbrach und davonjagte. Deshalb befanden die Juristen, es sei ein Fall von schnödem Diebstahl. Und das Ende vom Lied war, dass die Versicherungsgesellschaft für Warenlager und Lastwagen blechen musste, während Engelsviken ungeschoren davonkam.«
    Gunnarstranda rauchte gedankenverloren. »Wie viel von dieser Geschichte ist wahr?«
    Der Schwager zuckte mit den Schultern und gab keine Antwort.
    Der Polizist rauchte nachdenklich weiter. Irgendwer hatte sich eine Geschichte über Gerissenheit, Suff und das Glück eines Mannes ausgedacht. Egal, wie viel Wahres daran war, dass es die Geschichte überhaupt gab, sprach schon für sich.
    »Dass er sein Lager leer machen und seine Gläubiger austricksen wollte, stimmt sicher«, dachte Gunnarstrandas Schwager laut. »Dass Glatteis und Baum ihn aufgehalten haben, sicher auch. Aber das mit der Versicherung hört sich ein bisschen wild an.«
    »Ist er Alkoholiker?«
    »Glaube ich nicht. Nur ein Draufgänger! Er hat sogar sein eigenes Namensschild im ›Barock‹, weil er da den Champagner in Magnumflaschen bestellt hat, als das modern war.«
    Der Ingenieur runzelte die Stirn und überlegte. »Er ist einfach ein

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