Tödliche Investitionen
Putzfrau ist in wilder Panik davongestürzt, mit dem Staubsauger im Schlepptau. Kurz darauf kamen zwei Sicherheitsleute mit Knüppeln unter der Jacke. Schwere Typen, die ein verkorkstes Englisch sprachen, das wir alle nicht kapierten. Es waren Schotten oder Iren oder so. Ich habe versucht, alle zu beruhigen. Hat vielleicht auch geklappt, diese Sicherheitsheinis haben jedenfalls Engelsviken auf sein Bett gelegt. Die arme Reidun fand das alles so schrecklich, dass sie auf ihr Zimmer geflohen ist. Bregård ist wieder ins Bett, und ich bin allein auf die Messe gegangen.«
»Engelsviken ist doch verheiratet?«
»Mm.«
»Sie arbeitet auch in der Firma. Sonja Hager. Wie ist das gelaufen?«
»Sonja war nicht mit in London.«
»Aber danach, was war mit Reidun und dem Direktor?«
Svennebye zuckte mit den Schultern. »Das geht mich nichts an. Aber ich begreife wirklich nicht, was die Kleine sich dabei gedacht hat. Sich auf einer Spritztour zu amüsieren ist das eine. Nachher damit weiterzumachen ist ein anderer Fall. Kennen Sie Engelsviken?«
»Leider nein.«
»Da haben Sie nicht viel versäumt.«
Er breitete die Arme aus. »Na ja, das ist vielleicht schlecht ausgedrückt. Ich mag ihn einfach nicht. Aber das ist meine Privatangelegenheit. Er ist in Ordnung. Wirklich in Ordnung. Deshalb ist er ja auch gefährlich. Sieht nicht besonders aus.«
Er legte den Kopf schräg. »Ein Mann mit Torschlusspanik. Seidenanzug, Sportwagen und Stielaugen, wenn seine Frau nicht herschaut. Aber er hat Ausstrahlung. Energie, gewaltige Energie. Er beeindruckt die Leute und dominiert mit seiner Art jede Runde. Ich fand es also nicht weiter verwunderlich, dass er Reidun für eine Nacht rumgekriegt hat. Sie ließ nichts anbrennen und amüsierte sich gern.«
Er drückte seine Zigarette aus. Beugte sich vor und griff nach der Zigarettenpackung, die Gunnarstranda über den Tisch geschoben hatte. Zündete sich noch eine an. Zog einige Male mit nachdenklich gerunzelter Stirn daran.
»Aber ich begreife nicht, warum sie weitergemacht hat.«
»Die beiden hatten ein Verhältnis?«
»Mm. Eine Weile.«
Der Mann auf dem Stuhl schloss die Augen. »Nach dieser Reise wurde es ziemlich ungemütlich. So ist mir das vorgekommen. Ich hatte sie in London gesehen und beobachtete danach Dinge, die den anderen vielleicht nicht auffielen.«
»Sonja Hager wusste nichts?«
»Nein.«
Er zögerte. »Vielleicht doch. Ich weiß es nicht.«
Er lächelte wieder schwach. Eine Wunde auf der Oberlippe riss auf. »Wenn sie es gewusst hat …«
»Ja?«
»Dann hat sie es sicher nicht leicht gehabt. Ich meine, sie haben doch zusammen gearbeitet.«
Gunnarstranda starrte nachdenklich vor sich hin. »Wie lange hatten sie dieses Verhältnis?«
»Weiß nicht.«
»Wie können Sie dann so sicher sein, dass Schluss war?«
Svennebye leckte über seine schmerzende Lippe. »Vor vierzehn Tagen wurde bei uns im Büro eingebrochen.«
Er beugte sich vor und stützte sein Kinn auf die Hand.
Gunnarstranda horchte auf. Bei dem Wort Einbruch hatte irgendwo eine Glocke geläutet. Svennebye beschrieb das Chaos. Ausgeleerte Schubladen überall. Der Mann erzählte, dass nur bei Software Partners eingebrochen worden war. Svennebye war an diesem Morgen als Erster ins Büro gekommen. Er hatte alles entdeckt und sofort Engelsviken angerufen.
Svennebye hatte dem Direktor berichtet, was passiert war, und gesagt, er werde die Polizei rufen. Worauf Engelsviken ziemlich hektisch geworden war. Er hatte ihn fast ausgeschimpft. Schließlich wurde Svennebye strikt verboten, irgendetwas zu unternehmen, bis Engelsviken im Büro war. Als er endlich kam, mussten Svennebye und Reidun Rosendal alles aufräumen. Und danach wurde allen Angestellten verboten, den Einbruch je wieder zu erwähnen.
Svennebye drückte seine Zigarette aus und lehnte sich zurück. »Seit fast einem halben Jahr gehen sie wegen jeder Bagatelle vor Gericht! Aber bei diesem Einbruch … Sie wollten das nicht mal in Erwägung ziehen!«
Er bewegte ruckartig den Kopf. »Das habe ich vorhin mit den beiden Lagern gemeint. Reidun, Lisa Stenersen und ich sind aus irgendeinem Geheimnis herausgehalten worden. Aus irgendetwas, das mit diesem Einbruch zu tun hatte.«
Der Mann seufzte. »Es kam zu Streitereien, und die entwickelten sich zu einem richtigen Drama zwischen den beiden. Reidun und Engelsviken.« Er seufzte verzweifelt. »Stellen Sie sich den Direktor vor, der die Kleine in den Hintern kneift und sie in sein Büro ziehen will, und
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