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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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ohne Maske arbeiten«, keuchte er. Der Mann lächelte weiterhin freundlich. Seine Augen waren groß und weiß. Vier flache Furchen zierten Gunders Stirn.
    »Jetzt ist da doch die reinste Gebirgsluft«, meinte er. »Sie hätten mal vor einer Stunde hier sein sollen, da war der Nebel zum Schneiden dick.«
    Sie standen auf dem Hof, vor der Garage mit ihren schiefen Wänden und dem Wellblechdach, das herunterzufallen drohte.
    Gunnarstranda hielt wortlos sein Feuerzeug hin. Der Mechaniker hatte sich eine fingernagelgroße Kippe zwischen die Lippen geschoben und schaffte es gekonnt, sie anzuzünden, ohne sich zu verbrennen. Gemeinsam durchquerten sie den Hof und das dunkle Tor. Gunder ging voran. Die abgenutzten schwarzen Holzschuhe des Mannes klapperten rasch über den Asphalt. Sie gingen um die Ecke herum und auf den weißen Skoda zu, der am Straßenrand stand.
    »Ich habe die Verteilerkappe ausgetauscht, die war kaputt. Und ich habe Stifte, Keilriemen, Stecker und zwei Kabel erneuert.«
    Beim Reden klebte die Kippe auf der Unterlippe des Mannes.
    »Der Wagen ist doch erst drei Jahre alt!«, sagte Gunnarstranda resigniert.
    Der Mechaniker im gefleckten Overall sah ihn nachsichtig an. »Drei Jahre?«
    Er nickte zum Skoda hinüber. »Das Alter dieser Kiste können Sie in Jahrhunderten berechnen.«
    Gunnarstranda sah ihn finster an. »Und sie ist jetzt in Ordnung?«
    »Jetzt ist sie in Ordnung.«
    »Was schulde ich Ihnen?«
    »Quittung?«
    Gunnarstranda runzelte die Stirn und sah das Ölgesicht an, dem jetzt fünf Haare in der Stirn klebten. Dahinter ratterte es.
    »Es ist nur wegen der Mehrwertsteuer.«
    »Jetzt sagen Sie einfach, was Sie haben wollen!«, rief Gunnarstranda genervt.
    Gunder musterte seine Hände. »Wär ja doch keine tolle Quittung geworden«, seufzte er. »Sechshundert.«
    Gunnarstranda zuckte mit den Schultern und griff in seine Tasche. Er zog sechs Hunderter aus seiner Brieftasche.
    Gunder lächelte freundlich. »Er hat ein bisschen Rost angesetzt«, sagte er und stopfte das Geld in seine Overalltasche. »Um die Türgriffe.«
    Gunnarstranda gab keine Antwort, sondern nahm stumm den Schlüssel entgegen.
    »Ich mach auch Rostschäden«, versicherte der Mechaniker.
    Der Kriminalhauptkommissar drehte sich um und ging zu seinem Auto.
    »Sie brauchen bloß anzurufen!«, rief Gunder, dann bog er um die Ecke. Brüllend sprang das Auto an. Gunnarstranda lächelte zufrieden, steuerte den Wagen vom Straßenrand weg und fuhr ein paar Meter, dann hielt er an und stieg aus. Der Motor schnurrte wie eine Katze. Er öffnete die Motorhaube. Richtig, neue Kabel. Neue Verteilerkappe. Er war zufrieden, richtete sich auf und ließ die Motorhaube zufallen. In seinen Taschen suchte er nach einer Kippe. Fand eine, auch das Feuerzeug, und sah auf. Er erstarrte. Ein schmutziges Fenster mit weißen Buchstaben. So ein Zufall! A NWALT B RICK , stand da in weißen Buchstaben auf dem Glas. Ein Stück Mauer und dann wieder A NWALT .
    Er schaltete den Motor aus. Er überquerte die Straße und ging durch das Tor. Der Hinterhof war schön. Wintergrüne Tuja wuchsen in einem gepflegten Blumenbeet. In der Ecke stand ein Gartentisch. Das Namensschild war aus Messing. Richtig. Mit Säure in Metall eingeätzt: Brick, Rechtsanwalt. Hier hauste also Engelsvikens Geschäftsführer.
    Der Polizist blieb nachdenklich stehen. Endlich fasste er einen Entschluss, machte kehrt und ging langsam zurück zum Auto.

Dreiunddreißig
    Es war Freitagvormittag. Das Auto lief wieder. Aber auch an diesem Wochenende würde er wohl nicht zu seiner Hütte fahren können. Vielleicht auch am nächsten nicht. Und vielleicht nicht einmal am übernächsten. Er wollte nicht daran denken. Irgendwo weit im Osten, über Schweden, lag eine graue Wolkendecke. Später am Tag würde es regnen, das hatte gestern der Wetterbericht verheißen. Auf dem Tisch lag die Aussage von Marketingchef Svennebye. Von dem Mann, der nicht wusste, was sein Arbeitgeber zu verkaufen hatte. Dem Mann, der nicht begriff, wieso seine Firma überhaupt etwas verkaufen konnte. Weil seine Vorgesetzten keine Geschäfte gemacht hatten, als es angesagt gewesen wäre.
    Gunnarstranda rauchte. Asche rieselte auf einen Hochglanzkatalog dieser Firma, wo ein ehemaliger Schuldeneintreiber alle, die auf ihn setzen mochten, mit großem Gewinn lockte. Die, die auf Software Partners setzten und deshalb in klingender Münze dafür bezahlen wollten. Für wen war das Geld? Für eine Gruppe unbekannter Aktionäre? Oder für

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