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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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alles?«
    »Ja. Der Typ hat ihm den Stinkefinger gezeigt und ist mit der Frau abgezogen.«
    »Kann sie das gewesen sein?«
    Der Mann musterte wieder das Bild. »Möglich. Ich hab fast nur ihren Hintern gesehen. Aber der könnte zu ihr passen, ja.«
    »War sie groß?«
    »Ja, lange Beine, schwarze enge Klamotten, Minirock.«
    »Wie groß?«
    »Um die einsfünfundsiebzig.«
    »Was hatte sie für Haare?«
    »Blonde.«
    »Ich meine, Dauerwellen oder was?«
    Der Mann sah sich das Bild von Reidun mit den Dauerwellen an.
    »Nein«, sagte er dann. »Sie hatte glatte blonde Haare. Eine gerade scharfe Kante über den Ohren.«
    Reidun! Franken räusperte sich. »Sind Sie sicher?«
    »Aber klar, deshalb weiß ich das doch noch. Die Frau war toll, scharf. Die kurzen Haare und die Figur!«
    »Was hat Engelsviken gerufen?«
    »Keine Ahnung. Er war jedenfalls sauer auf die beiden.«
    »Und dann?«
    »Nichts, dann war alles wieder friedlich. Irgendwer hat sich auf Engelsviken gestürzt, um ihn wieder in Stimmung zu bringen. Die Frau war ja weg.«
    »Aber Engelsviken blieb hier?«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    Der Mann lächelte schwach und strich sich über den Mund.
    »Die Quittung! Engelsviken hat bis halb vier durchgehalten. Als wir dicht gemacht haben, war er eingeschlafen. Wirkte schier bewusstlos. Die Jungs mussten ihn raustragen. Das kommt schon mal vor.«
    Der Mann lächelte entschuldigend. »Nicht sehr oft zwar, aber der eine oder andere Gast trinkt halt mal einen über den Durst. Wir stecken sie dann meistens in ein Taxi. Aber das hat diesmal nicht geklappt.«
    Er zeigte wieder über die Schulter auf die Tür. »Verstehen Sie, als sie ihn zur Tür rausschleifen wollten, ist er richtig ausgetickt und hat sich zur Wehr gesetzt. Und mit zwei Tritten erledigte er die Scheibe.«
    Er seufzte. »Super. Halb vier Uhr nachts und die Tür kaputt.«
    »Und dann?«
    Der Wirt studierte einen neuen Fang seines Streichholzes. Steckte es wieder in den Mund. »Ich hätte wohl Ihre Kollegen anrufen sollen«, meinte er.
    Er biss auf das Streichholz. »Aber ich habe lieber seine Frau angerufen. Sie ist in einem fetten Mercedes angekommen und blätterte viertausend für die Scheibe hin. Vier glatte Tausender, gleich aus dem Portemonnaie, ohne zu mucken.«
    »Ich war gestern Abend hier«, sagte Frølich zerstreut.
    »Ich hoffe, es war nett.«
    »Sicher.« Der Polizeibeamte nickte und riss sich zusammen. »Engelsviken war hier.«
    Der andere antwortete nicht gleich. »Ich war jedenfalls nicht hier«, antwortete er gleichgültig und leerte sein Glas.
    »Engelsviken stand allein auf der Tanzfläche und hat sich selber ins Gesicht geschlagen«, sagte Frølich vage.
    Der Wirt starrte sein leeres Bierglas an.
    »Haben Sie so was schon mal bei ihm erlebt?«
    »Nie.«
    »Warum er sich wohl so oft ins Gesicht geschlagen hat?«, fragte Frølich.
    Der andere lächelte schief. »Vielleicht war er auf irgendwen sauer.«
    »Dann aber auf sich selber.«
    Der Wirt stellte das Glas auf den Tisch und erhob sich.
    »Das klingt wahrscheinlich«, sagte er, gab Frølich die Hand und begleitete ihn zur Tür.
    Frølich blieb nachdenklich vor der Glastür stehen und sah direkt auf einen roten, rostigen Abfallcontainer. Er dachte an einen langhaarigen Mann, der Engelsviken den Finger gezeigt hatte, kurz vor zwölf an einem Samstagabend. Arvid Johansen hatte Sigurd und Reidun um halb eins die Wohnung betreten sehen. Reidun mit kurzem, glattem Haar, um die einsfünfundsiebzig. Das konnte stimmen.
    Er drehte sich um. Der Wirt schenkte sich hinter dem Tresen gerade ein neues Bier ein. Frølich riss sich los und lief zu seinem Auto zurück. Es war Samstag, und er wollte nach Hause und schlafen. Schön unter die warme Decke, ein Asterixheft zum Einschlafen, und dann liegen, liegen und liegen, bis er am Nachmittag von allein wach würde und Lust auf ein Bier hätte. Er hatte diesen Gedanken noch nicht zu Ende gedacht, als er per Funk angerufen wurde.

Zweiundvierzig
    Er fuhr mit dem Auto halb auf den Bürgersteig an der Ecke Markveien. Spazierte zögernd weiter. Eine Menschenmenge hatte sich vor der Foss-Schule versammelt. Aber sie drängelten nicht. Vor allem Jugendliche standen in kleinen Grüppchen zusammen und unterhielten sich. Sie fröstelten im kalten Wind und lachten nervös, wenn sie nicht zur Brücke und zum anderen Ufer hinüberblickten.
    Zwei Journalisten nickten ihm zu. Franken erkannte Ivar Bøgerud, einen ehemaligen Kommilitonen, der an einem Baum auf der Böschung

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