Tödliche Investitionen
vierzehn Tagen bei Software Partners eingebrochen. Aber das Gesuchte hat er nicht gefunden. Eines Samstags, zwei Wochen später, lernt Reidun im Scarlet einen Mann kennen. In einem Lokal, wo diese Computerleute ein und aus gehen. Sie geht mit Sigurd in ihre Wohnung. Sie schlafen miteinander. Er steht in aller Herrgottsfrühe auf. Danach kommt der Mörder. Redet mit Reidun. Spricht über etwas, das ungeheuer wichtig für ihn ist. Darauf weist der Zeitpunkt hin. Wer sonntags früh um sechs Besuche macht, muss ziemlich aufgeregt sein. Da Reidun ohne Kleider am Leibe ihren Besucher empfängt, kann sie das nicht besonders interessiert haben. Sie ist müde, wartet nur darauf, dass der Gast sich zum Teufel schert. Am Ende packt der das Messer, das auf dem Tisch liegt, und sticht es ihr vor lauter Wut mehrfach in die Brust. Danach rennt der Mörder weg und vergisst, die Tür hinter sich zuzumachen.« Gunnarstranda stand auf.
»Später kommt der Einbrecher, der schon den Einbruch bei Software Partners auf dem Gewissen hat. Die Tür steht offen, und er kann einfach hineinspazieren. Aus irgendeinem Grund glaubt er, dass das, was er sucht, bei Reidun zu finden ist. Er sieht sie tot auf dem Boden liegen, aber das ist ihm egal. Er fängt zunächst an zu suchen, gerät dann aber in Panik. Inzwischen muss Vormittag sein, aber Mia Bjerke hat noch nicht angefangen, die Treppe zu putzen. Der Dieb schleicht sich davon, ohne etwas gefunden zu haben, aber er konnte auch nicht gründlich genug suchen. Deshalb ist er ziemlich verzweifelt und muss noch einmal hin, um weiter zu suchen. Das hat er heute Nacht gemacht. Die Leiche ist nicht mehr da, und er fühlt sich sicher. Die Lage hat sich beruhigt, und er kann in Ruhe und Frieden einbrechen und ungestört stundenlang suchen.«
»Das geht nicht auf«, unterbrach Frølich ihn mit gepresster Stimme. »Sag mir einen guten Grund, warum dieser Einbrecher genau an dieser Tür genau an diesem Vormittag vorbeikommt, als Reidun tot dahinter liegt!«
»Ich kann dir gleich mehrere liefern.« Gunnarstranda lächelte. »Sie kann zum Beispiel mit ihm verabredet gewesen sein. Oder der Einbrecher hatte etwas mit dem Mörder zu tun. Vielleicht ist er ihm gefolgt. Es gibt mehrere Möglichkeiten. Aber das ist nicht die Hauptsache.«
Er lächelte. »Wir müssen jetzt herausfinden, wonach er gesucht hat. Dann schlagen wir zu!«
Frølich starrte den Kriminalhauptkommissar an. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, und seine dünnen Haarsträhnen lagen ungeordnet über dem Schädel, sein Mantel war zerknüllt und seine Gesichtshaut fahl unter den grauen Bartstoppeln.
Himmel, dachte er, dann schlagen wir zu, was!
Er wandte sich um und sah, dass es Tag geworden war. Der Himmel über den Dächern vom Grønlandsleiret war blau.
Einundvierzig
Frank Frølich fühlte sich etwas besser, war jedoch alles andere als in Bestform, als er später an diesem Tag die Glastür öffnete und das Lokal namens Scarlet betrat. Im halbdunklen Raum war es ganz still. Auf den Tischen streckten die Stühle die Beine in die Luft. Es roch süßlich nach schalem Bier und vielen gerauchten Zigaretten.
Er durchquerte den Saal, ging über die kleine Tanzfläche, auf der Terje Engelsviken vor einigen Stunden seine Selbstkasteiung inszeniert hatte, und trat an den braunen Tresen, hinter dem Mengen an Flüssignahrung aufgereiht waren. Dahinter waren zwei Schwingtüren, die in die Küche führten. Er hörte jemanden rumoren.
»Hallo!«, rief er.
Ein Mann erschien in der Tür und lehnte sich mit fragendem und abweisendem Blick in seinem runden, unrasierten Gesicht gegen die Tür. »Ich suche den Inhaber.«
»Das bin ich.«
»Polizei.«
Frølich zeigte seinen Dienstausweis. Der Mann kam zum Tresen. Besah sich den Ausweis. Sein Gesicht war ernst.
»Worum geht es?«
Der Polizeibeamte nahm einen Stuhl von einem der Tische und setzte sich. »Um einen Gast«, sagte er lässig und musterte den Mann, der aus einem Plastikkorb auf dem Tresen ein Bierglas fischte. Aus einem Hahn ließ er Bier laufen und leerte dabei immer wieder den weißen Schaum aus. Ein normaler Mann. Blaue Strickweste über blauem, einfarbigem Hemd. An die fünfzig. »Wollen Sie ein Glas?«, fragte er und konzentrierte sich auf seine Arbeit.
Frølich zögerte. »Nein, danke.«
Der Mann fischte aus der Brusttasche seines Hemdes eine Packung Zigaretten und eine Streichholzschachtel. Legte alles auf ein Tablett und setzte sich zu dem Polizeibeamten an den Tisch. Er öffnete
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