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Tödliche Investitionen

Tödliche Investitionen

Titel: Tödliche Investitionen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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Aktentasche hinein. Plötzlich lief eine beleibte ältere Frau aus dem Tor. Sie schwenkte ein Papier, und ihr Gesicht war rot vor Aufregung. In Strickjacke und Pantoffeln rannte sie auf das Auto zu.
    »Bjerke!«, rief sie. »Joachim Bjerke!«

Vierundvierzig
    Gunnarstranda spürte, wie ihm der Kaffee die Kehle hinunterlief und einen dünnen, ungesunden Film hinterließ, der sich wie Leim anfühlte. Es wurde langsam spät. Er sollte zusehen, dass er nach Hause kam.
    Er hatte den ganzen Sonntag mit zweckloser Drecksarbeit verbracht. Jetzt war Abend. Und morgen Montag. Langsam müsste sich etwas tun. Der Gedanke, sich nach Hause zu seinem Fernseher zu begeben, war ihm zuwider. Er könnte ein Buch lesen, aber er wusste, dass es ihm schwer fallen würde, sich zu konzentrieren. In seinem Kopf drehten sich die einzelnen Bruchstücke des Falles. Bruchstücke, die sich einfach nicht richtig zusammenfügen wollten. Etwas fehlte, etwas Wesentliches. Sein Gehirn arbeitete auf Hochtouren, bewegte die Teile hin und her, um ein stimmiges Bild zu bekommen.
    Vor ihm auf dem Tisch lag eine aufgeschlagene Zeitung und Sigurd Klavestads Obduktionsbericht. Viele lateinische Ausdrücke von rigor mortis und anderem Medizinerjargon. Gunnarstranda erfuhr, dass Klavestad einmal Gelbsucht gehabt hatte. Außerdem hatte seine letzte Mahlzeit aus Milch, Brot und – ausgerechnet – Rotwein bestanden. Ein scharfer Gegenstand hatte seine Halsschlagader durchtrennt und das Rückenmark verletzt. Sein Körper wies auch Blutergüsse auf, die vermutlich von seinem Sturz auf der engen Treppe herstammten. Klavestad war irgendwann zwischen drei und vier Uhr nachts ermordet worden.
    Gunnarstranda schaute noch einmal auf die Uhr, steckte sich eine neue Zigarette an und biss sich auf den Daumennagel. Danach warf er einen Blick auf die Zeitung, die beim Fernsehprogramm aufgeschlagen war. Er hätte in den Hoffsjef Løvenskiolds Vei fahren und sich Engelsviken vornehmen können oder vielleicht auch die Haushaltshilfe, hätte beiden die Kunst des Blusenknöpfens erläutern und abwarten können, was passierte. Aber der Gedanke an eine so späte Autofahrt missfiel ihm.
    Das Telefon klingelte.
    »Gunnarstranda.«
    »Ich bin’s«, sagte Frølich hicksend. Im Hintergrund kicherte jemand. Das Kichern erinnerte ihn daran, wie müde er war. »Was ist los?«, fragte er erschöpft.
    »Ich habe einen Spaziergang gemacht.«
    Frølich hatte Schluckauf. »Vor zwei Stunden, an den Ufern des Akerselv.«
    Neues Hicksen.
    Gunnarstranda runzelte leicht die Stirn. Er hörte Frølich etwas flüstern, wahrscheinlich bat er die Frau, ihn allein zu lassen.
    »Ich habe mich nach Rutschspuren umgesehen, die Johansen bei seinem Sturz vielleicht hinterlassen hat.«
    »Ja.«
    »Hab nichts gefunden!«
    Verdammt! Und deshalb rief er an?
    »Danach sind wir zu Eva-Britt gegangen, zu der, mit der ich im Scarlet war, weißt du, sie wohnt in einer Wohngemeinschaft unter anderem zusammen mit Gunder, der deine Karre repariert hat.«
    »Komm zur Sache, ich hab schon schlechte Laune!«
    »Sie wohnen in diesem Haus gleich neben Gunders Werkstatt, ungefähr da, wo du die Kanzlei von diesem Anwalt Brick entdeckt hast.«
    »Zur Sache!«
    »Aus dem Haus kam ein Mann. Und hinter ihm rannte eine Sekretärin hinterher. Und sie rief ihn. Sie rief: Joachim Bjerke!«
    Gunnarstrandas Gehirn arbeitete.
    »Bist du noch da?«
    »Erzähl weiter!«
    »Die Frau wollte dem Mann ein Stück Papier geben, aber er wollte es nicht haben. Er ist einfach in seinen fetten BMW gesprungen und losgebrettert. Kann das der Bjerke sein, mit dem du schon zu tun gehabt hast?«
    »Beschreib ihn.«
    »Um die fünfunddreißig. Ungefähr einsachtzig. Schlank. Machte einen ziemlich eingebildeten Eindruck. Er hat eine gerade Nase und einen scharfen Blick. Er trägt die Haare vorne lang und hinten gestuft. Hatte einen maßgeschneiderten blauen Wintermantel an. Fährt einen blauen BMW.«
    »Das ist er.« Gunnarstranda musste sich räuspern, damit seine Stimme trug. Eine tiefe Furche teilte seine Stirn.
    »Ich wollte bloß Bescheid sagen.«
    »Gut, Frølich! Du hast ja keine Ahnung, wie verdammt gut das ist. Wo steckst du jetzt?«
    »Zu Hause.«
    »Alles klar. Ich ruf dich an, falls ich irgendwas herausfinde.«
    Er legte auf und starrte einige Sekunden lang vor sich hin. Dann stand er auf und ging langsam und beinahe schlafwandlerisch zum Garderobenständer, zu seinem Mantel. Er zog seine Brieftasche hervor. Öffnete sie. Suchte, seine Finger

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