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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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und mir
geholfen, es zu verarbeiten. Warum, wußte ich nicht, es entzog
sich meinem Verständnis, doch die Ereignisse der folgenden Wochen
ließen dann nur noch einen einzigen Schluß zu.
      Als ich am Tag darauf zu ihr geführt wurde, war
sie kühl und korrekt und kam mit keinem Wort auf das zurück,
was vor vierundzwanzig Stunden geschehen war. Was mich betraf, so
verzehrte ich mich in Sehnsucht nach ihr. Sie lief im Zimmer auf und ab
und hielt mir einen Vortrag über marxistische Dialektik.
»Sie müssen erkennen, Ellis, daß wir die Sieger sein
werden, ihr die Verlierer. Die Geschichte ist gegen euch.«
      Der Vormarsch des Weltkommunismus interessierte mich
überhaupt nicht, besonders dann nicht, als sie eine kleine
Atempause einlegte und dabei kaum einen Meter vor mir stehenblieb, eine
Hand auf den Schreibtisch gestützt.
      Ich zog sie auf den Schoß, küßte sie
und berührte ihre linke Brust. Sie drängte sich an mich,
legte mir den Arm um den Hals, stand dann plötzlich auf und
schloß die Tür ab.

    Von da an kamen wir nicht mehr voneinander los. Unsere
Gespräche wurden jeden Nachmittag kürzer, während unsere
Aktivitäten auf der Couch immer mehr Zeit in Anspruch nahmen.
      Meine Gedanken kreisten so intensiv um sie, daß
ich ernste Schwierigkeiten hatte, mich auf etwas anderes zu
konzentrieren.
    St. Claire konnte mir nicht helfen,
bemerkte aber die Veränderung an mir. Er brachte mehrmals die
Sprache darauf, meist in eher jovialer Art, doch ich beharrte auf
meiner Aussage, daß alles in bester Ordnung sei.
      »Du darfst ihnen nicht trauen«, warnte er
mich immer wieder. »Das hast du doch schon gemerkt, oder? Nicht
einmal ihr.«
      Aber ich schlug seinen Rat in den Wind, machte weiter
wie bisher, bis zum bitteren Ende, und ich ganz allein war schuld
daran, daß es so kam.
      Es war ein schwülheißer Nachmittag Ende
Mai, an dem alles auf das Einsetzen des Monsuns zu warten schien.
Madame Ny war seltsam distanziert und geistesabwesend, wirkte sogar
besorgt, doch als ich ihr dies auf den Kopf zusagte, verneinte sie es.
      Es war heiß, unsere Körper klebten durch
den Schweiß aneinander, sie klammerte sich an mich und fragte
immer wieder mit vor Verzückung geschlossenen Augen, ob ich sie
lieben würde, etwas was sie noch nie zuvor getan hatte.
      Sie hatte wie üblich die Tür abgeschlossen,
dessen war ich mir sicher, doch dann spürte ich plötzlich
einen ganz leichten Luftzug und drehte mich um, aber es war bereits zu
spät.
      Ein langer Bambusstock, einer, wie er beim Kendo als
Schwert dient, berührte meine Schulter. Madame Nys Blick war
angsterfüllt; mit beiden Händen stieß sie mich von sich
weg.
      Chen-Kuen stand in seinem Abtsgewand, den Kendo-Stock
auf mich gerichtet, im Zimmer, die Tür hinter ihm sperrangelweit
offen. Als Madame Ny aufstand, stellte ich mich schützend vor sie.
      »Mein lieber Ellis, dazu besteht keine
Veranlassung«, erklärte Chen-Kuen. »Nicht die
geringste.«
      Ich wandte mich zu ihr um. Sie hatte bereits den Rock
angezogen und knöpfte die Bluse zu. Ihre Miene verriet nichts,
weder Leidenschaft noch Angst, absolut nichts.
    Es gibt fast nichts Lächerlicheres
als einen Mann ohne Hosen. Ich zog sie mir an, schloß mit
zitternden Händen den Gürtel, und die nun unvermeidliche
Einsicht schnürte mir die Kehle zu.
      »Es war alles geplant«, preßte ich
hervor. »Jeder einzelne Schritt, jede Kleinigkeit.«
    »Sehr richtig«, bestätigte sie.
      Und dann kam mir noch ein ungeheurer Gedanke. »Mein Traum in der Box – das Dampfbad.«
      Sie lächelte mit einer Zufriedenheit, die ich
nicht länger ertragen konnte. Ich gab ihr eine schallende
Ohrfeige, und nur einen Sekundenbruchteil später traf mich das
hölzerne Schwert von Chen-Kuen mit einem Do am Kopf, daß mir
Hören und Sehen verging.
      Trotzdem waren drei Mann nötig, mich hinunter in
den Hof zu bringen. St. Claire kam in diesem Moment, nur von einem
Posten begleitet, aus der Sanitätsbaracke, und diesen Zeitpunkt
wählte einer meiner Bewacher, mir den Kolben seines Gewehrs in die
Rippen zu rammen.
      Ich wurde beinahe verrückt vor Schmerz, empfand
einen plötzlichen Haß auf alles Lebende, aber nur kurz, denn
dann zertrümmerte ich meinem Folterer mit einem
Ellenbogenstoß den Brustkorb. Auf Chen-Kuens Kommando kam
mindestens ein halbes Dutzend Soldaten aus dem Kloster gelaufen und
stürzte sich auf mich. Ich hörte einen Schrei, der wie ein
Fanfarensignal klang, und

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