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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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zu Ende
führen. Doch das steht alles auf einem anderen Blatt und sollte
Sie eigentlich nicht interessieren.«
    »Eines würde ich aber gern noch wissen: Wer war das Double für St. Claire?«
      »Soweit ich weiß, ein Matrose von einem
Holzfrachter aus Panama. Wurde als illegaler Einwanderer aus Antwerpen
eingeschmuggelt. Niemand wird ihn vermissen, weil er ja eigentlich nie
hier war.«
      »Und Sheila Ward?« Ich mußte es wissen, obwohl diese Frage schmerzte.
    »Arbeitete seit vier Jahren für uns.«
    »Und trotzdem habt ihr sie umgebracht.«
      »Sie war entbehrlich geworden, oder, wenn Sie es
anders ausgedrückt haben wollen, tot nützlicher für uns
als lebendig.«
      »Mistkerl! Und was hat es im Endeffekt
genützt? Ihr ganzer schöner Plan ist nicht
aufgegangen.«
      »Aber ich habe immer noch General St. Claire,
und das ist das einzige, was zählt. Krieg ist Krieg. Ihre Seite
und meine befinden sich im Krieg, ob Sie das glauben wollen oder nicht,
und im Krieg sterben Menschen. Wie sie sterben, ist völlig
unerheblich; am Ende zählt nur das eine: Wir werden gewinnen und
ihr werdet verlieren, weil der Lauf der Menschheitsgeschichte uns
begünstigt.«
      Seltsam, aber das hatte ich schon einmal von Madame Ny
gehört. Die gleichen Worte, die gleichen Ansichten, der gleiche,
unerschütterliche Glaube an die Richtigkeit der eigenen Sache.
      Er stand auf, drückte die Zigarette aus und
verabschiedete sich ziemlich förmlich. »Ich muß Sie
nun verlassen, und das nicht ohne Bedauern. Unter anderen
Umständen wären wir vielleicht Freunde geworden, aber es hat
nicht sollen sein.«
      Er ging aus dem Zimmer, Pai-Chang mit ihm. Ich
saß auf meinem Stuhl, zerrte verzweifelt an meinen Fesseln, und
dann kam Pendlebury herein; er trug nun Hosen und einen Pulli. Seine
Hand zitterte, als er sich eine Zigarette aus dem Etui holte.
    »Sie hätten nicht hierherkommen sollen«, sagte er. »Das war dumm von Ihnen.«
    »Was haben Sie denn mit mir vor?«
      Er mußte sich die Zigarette zweimal
anzünden, so nervös war er, und starrte mich dann mit
hilflosem Bedauern an.
      »Um Himmels willen, Mann, reiß dich doch zusammen und sag's mir schon«, herrschte ich ihn an.
      »Wie Sie wollen«, begann er zögernd.
»Hinter dem Haus ist ein kleiner Wald, und dahinter ein
malerischer See, an der einen Seite, dort, wo früher einmal eine
Kiesgrube war, zwanzig Meter tief.«
      »Halt, sag nichts mehr«, unterbrach ich
ihn. »Laß mich mal raten. Du und Pai-Chang fahren mit mir
in einem kleinen Boot auf den See, und ihr werft mich dann mit einer
schweren Eisenkette an den Beinen ins Wasser.« Ich lachte ihm ins
Gesicht. »Du armer, alter Irrer. Wenn ich dran glauben muß,
dann du auch. Hab' zufällig gehört, wie Chen-Kuen den Befehl
dazu gab.«
    Er wurde leichenblaß. »Das ist eine Lüge.«
      »Von mir aus kannst du glauben, was du willst.
Ist mir doch egal. Meiner Meinung nach wäre es aber nur logisch.
Du weißt zuviel.«
      »Ich kann das nicht glauben«, stammelte
er. »Das kann nicht wahr sein.« Und dann plötzlich kam
ihm ein Gedanke, und seine Miene hellte sich auf. »Ich bin mir
sicher, daß Sie lügen. Ich weiß es. Wenn sie
miteinander gesprochen hätten, würden sie sich auf chinesisch
unterhalten haben. Das tun sie immer.«
      Ich gab ihm eine Probe meiner chinesischen
Sprachkenntnisse zu hören und fügte hinzu: »Eine der
wenigen nützlichen Fertigkeiten, die ich mir in Nordvietnam
angeeignet habe. Wußtest du das etwa nicht?«
    Er starrte mich zu Tode erschrocken mit
offenem Mund an, konnte allerdings nichts mehr sagen, weil Pai-Chang
zurückkam. Pai-Chang hob mich vom Stuhl hoch und schubste mich
hinaus in die Halle, führte mich dann einen schmalen Gang entlang,
öffnete eine von mehreren Türen, die er zur Auswahl hatte,
und schob mich hinein. Ich konnte gerade noch erkennen, daß es
sich um eine kleine, enge Abstellkammer handeln mußte, als sich
bereits die Tür hinter mir schloß und völlige
Dunkelheit mich umgab. Ich wartete, bis sich meine Augen daran
gewöhnt hatten, und begann dann, einen Fuß vorgestreckt,
immer an der Wand entlang, mit einer vorsichtigen Erkundung des
Terrains. Dieser größere Schrank war völlig leer, und
so ließ ich mich zu Boden gleiten und fing damit an, an meinen
Fesseln zu zerren.

    Es war vielleicht eine Stunde vergangen, als Pai-Chang mich wieder
aus der Abstellkammer befreite. Er hatte nun einen dunkelblauen Anorak
an und blickte ernst und

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