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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sprangen erst einmal auf, die
meisten zerbrachen jedoch gleich beim ersten Aufprall.
      Pendlebury hockte auf den Knien und winselte wie ein
Hund, der getreten wurde, doch ich hatte keine Zeit, mich weiter mit
ihm zu befassen, denn der zweite Mönch kam durch die Tür
hereingestürmt.
      Bei der Mehrzahl dieser Spezialisten des Nahkampfes
ist es immer das gleiche: Sie sind auf bestimmte Bewegungsabläufe
programmiert. Sie verbringen so um die zwanzig Jahre ihres Lebens
damit, Karate, Judo oder Aikido in Vollendung zu erlernen, doch wenn es
darauf ankommt, wird diese Perfektion für sie zum Nachteil, denn
sie können ihre Fähigkeiten nur dann richtig entfalten, wenn
ihnen der Gegner ebenbürtig ist.
      Dieser hier stieß den üblichen
fürchterlichen Schrei aus, um mich einzuschüchtern, und nahm
eine typische Karate-Stellung ein in der Erwartung, ich würde es
ebenso machen. Nur um ihn zu verwirren, reagierte ich mit der
Boxstellung. Er zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde und hatte
damit verloren, denn ich änderte meine Kampftechnik und zog ihm
den Teppich unter den Füßen weg.
      Unter anderen Umständen wäre das alles
bestimmt recht lustig gewesen, doch das Lachen sollte mir bald
gründlich vergehen. Als er aufstehen wollte, bekam er von mir den
Schuh ins Gesicht, richtige alte europäische Kampfschule; er
knallte ziemlich unsanft gegen die Wand, glitt an ihr langsam herunter
und rührte sich nicht mehr.
    Helen rief mir ›Vorsicht!‹
zu, ich drehte mich um und sah, wie sich der schwarze Wandteppich mit
dem roten Drachen an der Stirnseite des Raumes blähte wie ein
Segel im Wind und drei weitere Chinesen hervorstürzten; sie trugen
tadellos sitzende dunkle Anzüge und schrien, als steckten sie am
Spieß. Ich konnte wenig gegen sie ausrichten, erst recht dann
nicht mehr, als mir jemand einen Tritt in den Allerwertesten gab und
ich ihnen mit dem Kopf voraus entgegensegelte.
      Ich lag auf dem Bauch, versuchte zu kriechen, mir
dröhnte der Kopf, die Wände fingen wieder an zu schwanken;
ich machte ganz fest die Augen zu, um zu vermeiden, daß mir
schwindelig wurde.
      Meine Arme waren auf den Rücken gedreht, Helen
schrie etwas, und eine Stimme rief unablässig meinen Namen.
    »Ellis! Ellis, sehen Sie mich
an!« Eine Hand tätschelte mir fast zärtlich das
Gesicht, und so öffnete ich die Augen und sah direkt in das
freundlichbesorgte Gesicht von Oberst Chen-Kuen.

    7
Unter den Toten

    Ein weiterer Aspekt dieses ganz besonderen Alptraums, den ich
durchlebt hatte, doch diesmal hatte ich einen kleinen Trost,
nämlich die keinen Zweifel erlaubende Gewißheit, daß
ich von Anfang an recht gehabt hatte. Daß alles wirklich so
gewesen war, wie ich es mir eingebildet hatte. Dieser Mann war kein
Trugbild eines verwirrten Geistes, sondern ein Mensch aus Fleisch und
Blut.
      Ich lag halb bewußtlos da, das Gesicht auf dem
Boden, irgendwer hielt mir die Hände auf dem Rücken fest, und
ich hörte, wie er kurz etwas auf chinesisch sagte.
      Von Helen war nichts zu sehen und zu hören;
wahrscheinlich hatten sie sie bereits weggebracht. Ich blickte kurz
hoch, als die beiden Assistenten von Pendlebury aus dem Zimmer gebracht
wurden; sie sahen ziemlich mitgenommen aus.
      Pendlebury saß zusammengesunken auf seinem Stuhl
hinter dem Schreibtisch, den Kopf in die Hände gestützt; ab
und zu sah er hoch und sein Blick irrte im Zimmer umher. Tiefe
Verzweiflung stand ihm im Gesicht geschrieben, Ausdruck seiner
Unfähigkeit, damit fertig zu werden, wie sich die Dinge entwickelt
hatten.
    Chen-Kuen ging zum Schreibtisch, beugte
sich zu ihm hinunter, legte ihm eine Hand auf die Schulter und redete
leise auf ihn ein. Aber Pendlebury schien das, was er sagte, nicht zu
gefallen, denn er schüttelte nur hilflos den Kopf.
      Chen-Kuen hob die Stimme, als wolle er ihm damit den
Ernst der Lage noch deutlicher machen. »Aber mein lieber
Pendlebury, es gibt keinen anderen Weg. Pai-Chang wird hierbleiben und
sich darum kümmern. Alles, was Sie dabei zu tun haben, ist ihm,
wenn nötig, zu helfen. Sie können dann beide später
nachkommen.«
      Pendlebury nickte, stand auf und ging wie benommen
hinaus. Chen-Kuen sah ihm nach und legte dabei die Stirn leicht in
Falten. Dann nahm er sich eine Zigarette aus dem Etui auf dem
Schreibtisch; einer der Chinesen, ein kleiner, agil wirkender Mann in
einem Maßanzug aus dunklem Kammgarn, gab ihm Feuer. Es handelte
sich bei ihm offenbar um besagten PaiChang, und beide unterhielten

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