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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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würde,
daß ich ihm nun grenzenlos vertraute.
      »Also gut. Erzähl mir doch zuallererst einmal, wie's in Connors Quay aussieht.«
      »Früher gab es dort einen Steinbruch. Das
Gestein wurde mit dem Schiff abtransportiert, deshalb gibt es dort eine
ziemlich große Pier. Seit der Jahrhundertwende ist alles
allmählich verkommen. Es ist jetzt Privatgelände. Die
Mönche haben es gekauft.«
    »Wohnen welche von ihnen dort?«
      »Nein. Es steht nur noch ein bewohnbares Haus dort. War früher das Dorfgasthaus. Davo lebt darin.«
    »Wer ist denn das?«
      »Ein recht unangenehmer Zeitgenosse, den sie
dafür bezahlen, dort nach dem Rechten zu sehen. Ich glaube, er ist
ein UngarnFlüchtling. Kam 1956 nach dem Aufstand hierher. Er
bringt ihnen mit seiner Barkasse Lebensmittel und sonstiges und sorgt
dafür, daß keine Unbefugten auf die Insel kommen.«
    »Gibt's dort ein Telefon?«
    »Ja, im ehemaligen Gasthaus, aber nicht auf der Insel.«
      »Sehr gut. Wir wollen ihm mal einen kleinen Besuch abstatten.«
    Wir fuhren mit dem Alfa noch einige
Kilometer, bis uns ein schweres Tor die Weiterfahrt verwehrte. Ein
riesiges Schild ver bot das unbefugte Betreten des
Privatgrundstücks, ein zweites warnte vor frei herumlaufenden
Wachhunden. Das Tor selbst war mit einer schweren Kette und zwei
großen Vorhängeschlössern gesichert.
      »Von hier sind es noch ungefähr
fünfhundert Meter«, erklärte Pendlebury. »Wir
müssen zu Fuß gehen.«
    »Scheint so. Und was ist mit den Hunden?«
      »Vorspiegelung falscher Tatsachen. Es gibt sie
nicht wirklich. Aber das Schild hält in der Saison neugierige
Feriengäste fern.«
      Ich entschloß mich nach kurzer Überlegung,
ihm zu glauben, denn er zögerte nicht, mich zu begleiten. Wir
kletterten über das Tor und liefen einen schmalen Feldweg
hinunter, der von einer hohen Hecke gesäumt wurde, die den Regen,
der inzwischen von einer steifen Brise landeinwärts getrieben
wurde, ziemlich abhielt.
      Pendlebury ging schweigend neben mir her,
berührte mich dann am Arm. »Da vorne durch die Hecke kann
man alles sehen.«
      Ein zweites Tor, das allerdings offenstand, und ein
recht steil hinunter zu der kleinen Bucht abfallender Hang. Einige
verfallene Häuser, wie er gesagt hatte, und das alte Gasthaus, aus
dessen Kamin Rauch aufstieg. Die Pier, ein Gewirr rostender
Metallteile, die sich weit hinaus in tieferes Wasser erstreckte und an
deren Ende die zehn Meter lange Barkasse festgemacht hatte. Es
rührte sich nichts, zumindest nicht auf Deck, soweit ich das bei
dem heftigen Regen und dem Dunst über dem Wasser erkennen konnte.
      »Ungefähr hundert Meter links von uns ist
ein kleiner Fluß«, wußte Pendlebury. »Er
führt hinter dem Gasthaus vorbei. Wir könnten uns von dort
ungesehen nähern.«
    Das kam mir nicht ungelegen, und ich
folgte ihm die Hecke entlang. Er stolperte mehr, als daß er ging,
und atmete schwer, vor allem, nachdem wir in die kleine Schlucht
hinuntergeklettert waren, in der der Wildbach toste und das
Vorwärtskommen erheblich schwieriger wurde.
      Er sah ganz erhitzt aus, als wir schließlich
unten angekommen waren und geduckt an einer zerfallenen Steinmauer
hinter dem alten Gasthaus entlangliefen. An der Rückfront befanden
sich die Tür zum Hof und jeweils vier blinde Fenster im
Erdgeschoß sowie im ersten Stock; der Rauch aus dem Kamin war das
einzige Anzeichen dafür, daß hier jemand hauste.
      Ich ging im Schutz der Mauer seitlich am Gebäude
vorbei und sah vorsichtig über sie hinweg. Ein Mann mit einem Sack
über der Schulter kam die Pier entlang, vielleicht hundert Meter
von uns entfernt. Er trug hohe Gummistiefel, eine alte Matrosenjakke
und eine Stoffmütze. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, da er
den Kopf wegen des Regens gesenkt hielt.
      »Das ist Davo«, flüsterte Pendlebury.
»Kommt wahrscheinlich gerade von der Fahrt zur Insel
zurück.«
    »Wir versuchen, vor ihm ins Haus zu kommen.«
      Wir gingen durch ein schmales Tor in der Mauer,
überquerten den Hof und versuchten unser Glück an der
rückwärtigen Tür. Sie war verschlossen; es sah sogar
aus, als wäre sie seit Jahren nicht mehr benützt worden. Es
blieb uns keine Zeit mehr, etwas anderes zu probieren, denn Davos
Stimme war nun laut und deutlich zu hören. Sie klang angenehm; er
sang ein zum Wetter passendes, melancholisches Lied in einer fremden
Sprache. Ob es sich um Ungarisch handelte, vermochte ich nicht zu
sagen.
      »Wir lassen ihn reingehen, wenden

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