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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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unzurechnungsfähige
Verbrecher eingewiesen worden. Ganz zu schweigen von den Versuchen,
mich umzubringen. Man könnte sagen, daß mir langsam der
Geduldsfaden reißt. Ich mußte eine harte Schule
durchmachen, mein lieber Freund, härter, als du dir's vorstellen
kannst. Ich wasch' mich jetzt und trink' noch einen Whisky, und dann
werd' ich noch mal versuchen, mich mit dir zu unterhalten. Der
Schürhaken sollte dann heiß genug sein. Überleg dir die
Sache noch mal.«
      Pendlebury sah mich ganz erschrocken an, Davo rollte
mit den Augen und zerrte an seinen Fesseln. Ich ging in die Küche,
drehte den Wasserhahn auf und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht,
schlenderte dann zurück und goß mir noch einen Whisky ein.
Ich nahm mir viel Zeit, ließ jedes einzelne Schlückchen auf
der Zunge zerfließen, eigentlich mehr aus Schau, denn es war kaum
die richtige Tageszeit, um einen guten Scotch wirklich zu
genießen.
      Ich stellte die Tasse ab und sagte ganz ruhig.
»Nun denn. Fangen wir noch einmal von vorne an. Du hast Chen-Kuen
und seine Begleitung, darunter eine Farbige, vorhin nach Skerry
gebracht. Gehe ich recht in dieser Annahme?«
    Er zerrte mit aller Macht an seinen
Fesseln, sein Gesicht verzog sich dabei zu einer Grimasse, und
plötzlich kippte der Stuhl nach hinten um. Es muß ihm sehr
weh getan haben, denn seine Arme wurden unter der Lehne eingeklemmt.
Ich ließ ihn so liegen, ging zum Kamin, zog den Schürhaken
aus dem Feuer und betrachtete ihn. Die Spitze war
weißglühend. Einen Augenblick blieb ich vor dem Stuhl
stehen, berührte dann die Stuhllehne mit dem glühenden Haken.
Das Holz fing sofort zu brennen an, die Farbe verschmorte zischend, und
gleich darauf roch es dementsprechend.
      Er war ein harter Brocken, doch er bekam es mit der
Angst zu tun. Er schrie, daß die Fenster wackelten. »Ja,
ja, hast recht.«
      »Ist General St. Claire auch dort?« Er
runzelte die Stirn. »Ein großer, kräftiger Mann
– ein Neger. Nicht zu verkennen.«
      Er nickte heftig, seine Miene hellte sich auf. »Ja, ja. Ist letzte Nacht hier durchgekommen.«
      Ich war über diese Mitteilung so erleichtert,
daß ich unabsichtlich den Arm sinken ließ; die Spitze des
Hakens berührte seine Jacke und brannte ein Loch in den Stoff.
    »Es ist die Wahrheit«, brüllte er. »Ich schwör's.«
      Ich ließ nun nicht mehr locker. »Und was machen sie jetzt dort?«
    »Sie treffen Vorbereitungen zur Abfahrt.«
    »Abfahrt?« rief Pendlebury dazwischen. »Wer fährt weg?«
      »Na, alle. Ich soll hier nur noch ein
bißchen aufräumen und dann so schnell wie möglich auf
die Insel zurück. Wir haben Zeit bis Viertel nach neun. Sie machen
gerade die Leopard seeklar.«
      Ich sah Pendlebury an, der darauf ergänzte: »Die Leopard ist eine zwanzig Meter lange, seetüchtige Motorjacht. In Panama registriert.«
    Ich wandte mich wieder an Davo. »Welcher Radius?«
      »Dreitausendvierhundert Kilometer bei vollen
Tanks und einer Geschwindigkeit von zwanzig Knoten. Sie schafft
dreißig Knoten.«
      Diese Nachricht gefiel mir überhaupt nicht, aber
ich sah noch einen Hoffnungsschimmer. »Du hast gesagt, ihr habt
bis Viertel nach neun Zeit. Was heißt das?«
    »Danach fällt das Wasser
unheimlich schnell. Sie kommt dann nicht mehr über die Riffe. Bei
Flut kann man das da auf der Insel vielleicht mit einigem guten Willen
als Hafen bezeichnen. Die Einfahrt ist nur zehn Meter breit.«
      Ich steckte den Schürhaken wieder in die Glut,
nickte Pendlebury zu, und wir stellten den Stuhl, an den Davo noch
immer gefesselt war, wieder auf.
      »Was wollen Sie tun?« fragte Pendlebury.
»Sie können sie nicht mehr aufhalten. Sie kommen zu
spät.«
      »Paß auf ihn auf«, rief ich ihm zu und ging hinüber zum Telefon auf dem Fensterbrett.

    Er muß nägelkauend neben dem Telefon gesessen haben,
denn es klingelte nur ganz kurz, bevor der Hörer abgenommen wurde.
»Guten Morgen, Sean. War sie gut?«
      »Ellis, um Himmels willen, wo steckst du? Ich
kam gegen drei nach Hause und hörte, daß in Marsworth Hall
die Hölle los sei. Du und der Pfleger Flattery verschwunden. Ich
wäre hingefahren, wenn ich nicht vom Portier deine Nachricht
erhalten hätte.«
      Sie hatten Flattery also noch nicht gefunden; ich
fragte mich, wie oft der Lift wohl inzwischen benutzt worden war. Der
Gedanke entbehrte nicht eines gewissen makabren Humors, doch es war
nicht der Zeitpunkt, sich damit zu beschäftigen.
      »Jetzt hör mir mal ganz genau zu,

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