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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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denn ich
hab' nicht viel Zeit«, forderte ich Sean auf. »Setz dich
mit Vaughan in Verbindung. Er kommt mit der Kuriermaschine aus Paris
zurück. Sag ihm, ich weiß, wo St. Claire ist.«
    »Was weißt du?!«
    »Ich rufe aus Connors Quay an,
einem winzigen Nest in Nord-Devon in der Nähe von Hartland Point.
Ungefähr zwölf Kilometer vor der Küste liegt die kleine
Insel Skerry. Sie wird bewohnt von vierzig oder fünfzig
buddhistischen Mönchen, die sich als Flüchtlinge aus Tibet
ausgeben, es aber in Wirklichkeit nicht sind.«
    »Und St. Claire ist dort, sagst du?«
      »Nicht nur er, sondern auch seine Schwester,
aber verlang jetzt nicht von mir, daß ich dir das auch noch
erklär'. Sag Vaughan, daß unser alter Freund Oberst
Chen-Kuen das Kommando hat. Es wird ihn freuen, wenn er das
hört.«
      Vom anderen Ende der Leitung kam keine Reaktion. Nur
Schweigen. »Hast du dir das alles schon aufgeschrieben,
Sean?«
      »Ist nicht nötig. Alle meine Anrufe werden automatisch auf Band aufgenommen.«
      »Sean, mir geht es so gut wie seit Monaten nicht
mehr, wenn es das ist, was dir Sorgen macht. Außerdem hab' ich
keine Zeit, mich mit dir über diesen Punkt zu streiten. Chen-Kuen
und seine ganze Bande wollen verduften – mit einer zwanzig Meter
langen Motorjacht, der Leopard, in Panama registriert. Sie
müssen bis neun Uhr fünfzehn weg, sonst geht's nicht mehr
wegen der Ebbe. Ruf Vaughan an und sag ihm, ich werd' die ganze Bagage
so lange auf der Insel festhalten, bis er kommt.«
    »Aber wie soll er noch rechtzeitig hinkommen?«
      »In Vietnam hatten wir etwas, das Hubschrauber
hieß. Ich würde meinen, daß die britische Armee trotz
ihres gegenwärtig bedauernswerten Zustands zwei oder drei von
diesen Dingern besitzt. Und wenn der Rest von diesen Mönchen nur
annähernd so ist wie die, die ich schon kennengelernt habe, dann
braucht er eine halbe Kompanie von den besten Soldaten, die er
auftreiben kann. Ende der Durchsage.«
      Ich hörte noch einen letzten, durchdringenden
Schrei, bevor ich den Hörer auf die Gabel knallte. Als ich mich
umdrehte, starrten mich Pendlebury und Davo ungläubig an.
    »Aber das ist doch Wahnsinn!«
lautete Pendleburys Kommentar. »Sie glauben doch nicht etwa, sie
ganz allein aufhalten zu können?«
      »Warum denn nicht? Ich muß nur verhindern, daß die Leo pard abfährt, bevor mein Freund Vaughan mit der Kavallerie anrückt.«
    »Wie wollen Sie das denn schaffen?«
      »Ich blockiere die Hafeneinfahrt, in diesem speziellen Fall die Ausfahrt.«
      Nach einem Augenblick des Schweigens meldete sich Davo zu Wort. »Der spinnt.«
      »Der Ansicht bin ich nicht. Nach dem, was du
sagst, ist die Hafeneinfahrt nur zehn Meter breit, und am Ende der Pier
liegt eine zehn Meter lange Barkasse. Die sollte doch ganz genau da
hineinpassen, wenn wir sie dort auf Grund legen.«
    »Sie sagen ›wir‹«, bemerkte Pendlebury.
      »Ich würde euch doch nicht im Traum
hierlassen.« Ich holte die Luger aus der Tasche und entsicherte
sie. »Einer für alle, alle für einen, das ist mein
Wahlspruch.«
    Der Ärmste. Er sah aus, als
würde er jeden Moment in Tränen ausbrechen. Davo war aus
anderem Holz geschnitzt. Er hatte sich wieder gefaßt, ließ
mich nicht den Bruchteil einer Sekunde aus den Augen. Auf ihn
würde ich die ganze Zeit sehr genau aufpassen müssen.

    9
Die Fahrt zur Insel

    Die See war rauh, Böen aus Nordwest trieben den Regen
landeinwärts, und die alte Barkasse am Ende der Pier tanzte auf
den Wellen, daß man allein schon von diesem Anblick seekrank
werden konnte.
      Wir stiegen eine eiserne Treppe hinunter zum
Anlegeplatz, und dort war das Tosen der Brecher noch lauter; sie
donnerten gegen die rostigen Eisenverstrebungen und wichen fast
widerwillig mit einem lauten Schmatzen wieder zurück.
      Pendlebury verlor das Gleichgewicht, als er über
die Reling kletterte, und landete auf einem Haufen stinkender
Fischernetze. Er rappelte sich wieder hoch und sah hinaus aufs Meer, wo
die Schaumkronen der Wellen unablässig aus dem Dunst und dem Regen
heranrollten.
      »Gefällt dir nicht, was?« lachte
Davo. »Mußt dich aber schleunigst dran gewöhnen. Wird
eher noch schlimmer.«
      Ich schubste ihn in Richtung Ruderhaus. »Mach,
daß das Ding endlich fährt. Wenn du irgendwelche Tricks
probierst, schieß' ich dir eine Kugel ins Knie.«
    Es hatte wenig Sinn, Pendlebury
aufzufordern, mir zu helfen, denn er sah bereits ganz grün im
Gesicht aus und hatte sich an die

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