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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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etwas aus, bevor ich Richtung Hafen
lief.
    Nach wenigen Minuten konnte ich das Haus sehen, da ich
    am Rande des Wäldchens angekommen war. Vor mir lagen gut
fünfzig Meter freies Gelände bis hin zu einem Felsvorsprung,
von dem aus ich hinunter in den Hafen sehen konnte. Nicht gerade
günstig, aber ich mußte wissen, was da unten geschah.
      Eine leichte Bodenwelle gab mir bis zur Hälfte
der Distanz zumindest etwas Deckung. Anschließend robbte ich
durch das nasse Gras weiter, was mir nichts ausmachte, weil ich ja
sowieso schon naß bis auf die Haut war.
      Der Blick hinunter in den Hafen brachte einige
interessante Erkenntnisse. Die Barkasse lag zerschmettert auf den
Felsen am Fuß des Wellenbrechers, das Heck lag teilweise unter
Wasser und blockierte die Durchfahrt. Mindestens zwanzig Mönche
standen in Grüppchen herum, andere kamen den sich vom Haus
herunterschlängelnden Weg entlanggelaufen.
      Eine Gruppe von Mönchen stand an der Spitze des
Wellenbrechers direkt über dem Wrack, offensichtlich damit
befaßt, die Lage zu peilen. Die Leopard war an einem
Landungssteg im Hafenbecken festgemacht, wo die See relativ ruhig war,
eine schöne, blauweiße Jacht, die aussah, als könne man
mit ihr notfalls den Atlantik überqueren.
      Plötzlich entstand Bewegung unter den
Mönchen, Wortfetzen wurden vom Wind heraufgeweht. Sie
drängten sich an der Spitze des Wellenbrechers zusammen, einer
warf ein Seil zwischen die Felsen, doch was genau dort war, konnte ich
nicht erkennen, da das Wrack mir die Sicht versperrte.
      Einer der Mönche kletterte an dem Seil hinunter.
Eine Weile tat sich nichts, dann zogen sie mit vereinten Kräften
am Seil. Kurze Zeit später erschien Rafe Pendlebury.
    Sie legten ihn auf den Rücken,
wechselten sich dabei ab, das Wasser aus ihm herauszupumpen. Dann
geschah etwas Unerwartetes. Ich hörte das Klappern von Hufen,
blickte hoch und sah vier Mönche auf gedrungenen Bergponys den Weg
vom Haus herunterreiten. Das Interessanteste an der Geschichte:
Chen-Kuen ritt vorneweg.
      Die Mönche auf dem Wellenbrecher wichen
auseinander, um ihn durchzulassen, und die, die mit Pendlebury
beschäftigt waren, setzten ihn auf; einer von ihnen klopfte ihm
kräftig den Rücken. Chen-Kuen stieg ab und hockte sich neben
ihn.
      Für mich eröffneten sich nun ziemlich
düstere Aussichten, denn nachdem er von Pendlebury alles erfahren
hatte, würde er nach mir suchen und dabei inständig hoffen,
daß ich irgendwo lebend angeschwemmt worden war, damit er sich
persönlich um mich kümmern konnte.
      Es wurde höchste Zeit, mich zu
verdünnisieren, aber wohin? Sehr bald würden sie damit
beginnen, die Insel zu durchkämmen, insbesondere diesen Abschnitt
der Klippen. Ich lief zurück zum Wäldchen, als mir der
Gedanke kam, daß das Haus oder zumindest seine unmittelbare
Umgebung für die nächsten Stunden der sicherste Ort
wären, weil sie dort wohl zuletzt suchen würden.
      Das bedeutete aber, daß ich dorthin gelangen
mußte, während die meisten von ihnen noch unten im Hafen
waren. Ich rannte zurück in die Deckung, die mir die Bäume
boten, durchquerte dieses Wäldchen, denn mir war aufgefallen,
daß es sich in einem schmalen Streifen parallel zum Rand der
Klippen über dem Hafen bis hinter das Haus erstreckte. Wenn ich
den ganzen Weg im Wald zurücklegte, würde das eine Ewigkeit
dauern; im freien Gelände auf der anderen Seite, durch die
Bäume von Blicken geschützt, könnte ich viel schneller
vorankommen.
      Als ich mich dem Waldrand näherte, hörte ich
ein Pferd wiehern und das Stampfen von Hufen; ich blieb einen Moment
stehen und ging dann ganz vorsichtig weiter. Aber es war nur eine
zwanzig- bis dreißigköpfige Herde von diesen Bergponys, die
friedlich graste – so dachte ich jedenfalls.
    Als ich ins Freie trat, scheuten die drei
Ponys, die mir am nächsten waren, und die ganze Herde geriet in
Unruhe. Ich rann te am Waldrand entlang und hörte auch schon das
Trommeln von Hufen hinter mir.
      Wahrscheinlich war er so etwas wie ein Hirte, doch
weiß der Teufel, wo er sich versteckt hatte – vielleicht
hatte er unter den Bäumen vor dem Regen Schutz gesucht. Jedenfalls
sah er ganz nach einem Hirten aus, denn er hatte eine an der Taille von
einem Gürtel zusammengehaltene shuba aus Schaffell an, wie
sie von tibetanischen Mönchen bei kühler Witterung getragen
wird, auf dem Kopf eine hohe Mütze mit Ohrenklappen, ebenfalls aus
Schaffell.
      Mit riesigen Sätzen schaffte ich es

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