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Tödliche Jagd

Tödliche Jagd

Titel: Tödliche Jagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Heckreling verkrochen. Ich machte die
Leinen an Deck los, denn mir war plötzlich eingefallen, daß
sie ja nicht mehr gebraucht werden würden.
      Davo warf die Motoren an. Als wir aus dem Schutz der
Pier herausfuhren, trafen die Wellen den Rumpf mit voller Wucht, und
ich spürte das Vibrieren des Decks unter meinen Füßen.
      Das Schiffchen neigte sich zur Seite, als Davo Gas gab
und auf die Hafenausfahrt zuhielt. Aber als wir sie hinter uns gelassen
hatten, traf uns die volle Wucht des böigen Windes. Die Barkasse
kam fast zum Stehen, kämpfte sich dann aber wieder langsam voran,
nachdem Davo die Drehzahl erhöht hatte.
      Wir wurden von den Wellen hin- und hergeworfen, Wasser
schlug über das Deck. Das Ruderhaus war zum Heck hin offen; ich
stand an einer Seitenwand, hielt mich mit einer Hand fest, die Luger
schußbereit in der anderen, nahe genug, um Davo auf die Finger
sehen zu können, aber wiederum nicht so nahe, daß ich nicht
mehr in der Lage gewesen wäre zu reagieren, wenn er mich
überraschend angegriffen hätte.
      Pendlebury mußte sich mehrmals übergeben,
wankte dann schließlich auf mich zu. »Ich glaube, es ist
besser, wenn ich nach unten gehe.«
      »Nichts da«, sagte ich und gab ihm einen
Schubs, daß er wieder auf den Netzen landete. »Du bleibst
schön hier, wo ich dich im Auge behalten kann.«
      Davo wußte mit dem Schiff umzugehen, das
muß ich ihm zugestehen. Er paßte die Geschwindigkeit immer
wieder den sich verändernden Verhältnissen an und bewies
damit, daß er sein Handwerk verstand. Erst so nach fünf
Kilometern Fahrt tauchte Skerry aus dem Regen auf. Mit der Zeit war
dann immer mehr zu erkennen. Hohe, schwarze Klippen, übersät
mit weißen Flekken vom Kot der Vögel, die Brandung, die sich
am Fuß der Klippen brach.
    Davo änderte den Kurs, und die
andere Seite der Insel kam in Sicht, ein großes, verschachteltes
Gebäude inmitten von Buchen knapp unterhalb der Hügelkuppe,
eine Monstrosität im gotischen Stil mit unzähligen
Türmchen und Schornsteinen. Es war in der Blütezeit des
britischen Imperiums im letzten Jahrhundert errichtet worden; viel Geld
war auch für die gärtnerische Gestaltung verwendet worden,
denn aus jedem Geländeeinschnitt ragten Kiefern.
      Die Barkasse schlingerte heftig, so stark war der
Seegang. Davo hielt das Ruder umklammert und reagierte auf jede
Veränderung der Strömung. Pendlebury litt schrecklich; er lag
auf den Netzen und hatte mit dem Leben wohl schon abgeschlossen.
      Eine Bö raste über uns hinweg, so daß
die See, als wir auf den Hafen unterhalb des Hauses zusteuerten,
für kurze Zeit etwas ruhiger war.
      Davo änderte den Kurs um einen Strich. »Was passiert denn jetzt, wenn wir dort sind?«
      Ich kenne mich damit aus, wie man ein kleineres Schiff
steuert, wußte also, wovon ich sprach. »Wir fahren jetzt
schön in den Hafen. Wenn wir in der Einfahrt sind, stellst du den
Motor ab, und ich werf' den Anker. Dann machen wir die Ventile
auf.«
    »Das klappt so nicht. Die Strömung ist viel zu stark.«
    »Es muß klappen. Wenn der Kahn weiterfährt, bist du dran.«
      Er sah kurz zu mir herüber und konnte wohl meiner Miene entnehmen, daß ich es ernst meinte.
    »Und was passiert mit uns?«
    »Wir schwimmen an Land.«
      Er schüttelte den Kopf. »Keine Chance ohne Schwimmwesten.«
    Womit er recht hatte. »Also, wo sind sie?«
    »In der Kiste hinter dir.«
    Ich öffnete sie, ließ ihn
dabei nicht aus den Augen, nahm drei, vier heraus und zog mir eine mit
einer Hand über den Kopf. Als Pendlebury nach einer Weste griff,
stieß ich mit dem Fuß seine Hand weg.
      »Noch nicht – ihr zwei kriegt sie noch rechtzeitig, aber nur wenn ihr brav seid.«
      Davo schien meine Entscheidung zähneknirschend zu akzeptieren. Anders Pendlebury.
    »Aber ich kann nicht schwimmen, Jackson!« schrie er.
      Sein Schrei wurde übertönt von einer
heranfegenden Bö, die Regentropfen trommelten wie Hagelkörner
auf das Deck. Die Barkasse ächzte in den Fugen, drohte zu kentern.
Davo versuchte angestrengt, sie wieder auf Kurs zu bringen. Eine Wand
aus grünem Wasser spülte über uns hinweg, riß
Pendlebury mit und schleuderte ihn an die Steuerbord-Reling.
      Wir waren nun ganz nahe an der Insel, die schwarzen
Klippen ragten turmhoch auf, Möwen, Tordalke, Krähenscharen
und eine Sturmschwalbe schwebten über uns auf und nieder.
      Die See strömte auf den Hafen zu wie ein
reißender Gebirgsfluß, die Wellen überschlugen

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