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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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leugnen, dass er verwöhnt ist. Sein Vater wollte für ihn und für Mirina immer nur das Beste, und er hat dafür gesorgt, dass sie es auch bekamen. David war es von Kindheit an gewohnt, um etwas zu bitten und es in seinen Schoß fallen zu sehen. Ja, sein Leben war leicht, privilegiert, vielleicht sogar luxuriös. Er hat Fehler gemacht, Menschen und Situationen falsch beurteilt, und die daraus resultierenden Probleme haben stets andere für ihn gelöst. Aber er ist weder boshaft noch gewalttätig, Dallas. Das weiß ich, denn ich kenne ihn genau.«
    Whitneys Stimme wurde zwar nicht lauter, doch er sprach mit einer Inbrunst, die Eve zutiefst erschütterte. »Sie werden mich nie davon überzeugen, dass David zu einem Messer gegriffen und seiner eigenen Mutter damit die Kehle durchgeschnitten hat. Ich bitte Sie, dies zu bedenken, seine Verhaftung auszusetzen und seine Entlassung zu empfehlen, wenn er sich schriftlich verpflichtet, zur Verhandlung zu erscheinen.«
    Feeney wollte etwas sagen, doch Eve schüttelte den Kopf. Auch wenn er einen höheren Rang inne hatte als sie, war sie in diesem Fall die Ermittlungsleiterin und somit diejenige, die die Entscheidungen traf. »Wir haben drei tote Frauen, Commander, und wir haben einen Verdächtigen verhaftet. Ich kann nicht tun, worum Sie mich bitten. Und weil Sie das wussten, haben Sie mich in diesem Fall zur Ermittlungsleiterin ernannt.«
    Er wandte sich ab und starrte aus dem Fenster. »Mitgefühl ist nicht gerade eine Ihrer Stärken, oder?«
    Sie zuckte zusammen.
    »Das war ein Schlag unter die Gürtellinie, Jack«, erklärte Feeney zornig. »Und falls Sie ihr einen versetzen, dann versetzen Sie am besten auch mir einen, denn ich bin auf ihrer Seite. Wir haben genug Dinge, weswegen wir ihn festhalten können, und genau das ist es, was wir tun.«
    »Sie werden ihn ruinieren.« Whitney wandte sich den beiden wieder zu. »Aber das ist ja nicht Ihr Problem. Sie werden den Durchsuchungsbefehl bekommen und können sein Haus auf den Kopf stellen, so lange Sie wollen. Aber als Ihr Vorgesetzter befehle ich Ihnen, den Fall noch nicht abzuschließen, sondern weiter auch andere mögliche Täter in Betracht zu ziehen. Um Punkt vierzehn Uhr will ich Ihre Berichte auf meinem Schreibtisch sehen.« Er bedachte Eve mit einem letzten eisigen Blick. »Und jetzt können Sie gehen.«
    Mit Beinen wie aus Glas verließ sie sein Büro. Glas, so dünn und so zerbrechlich, dass eine achtlose Berührung bereits genügt hätte, um sie zerspringen zu lassen.
    »Er wusste nicht mehr, was er sagt, Dallas.« Feeney hielt sie am Arm zurück. »Er leidet und hat dich zum Sündenbock für seine Not gemacht.«
    »Nicht so schlimm.« Ihre Stimme klang ungewöhnlich krächzend. »Mitgefühl ist eben nicht meine Stärke. Ich habe eben keine Ahnung von familiären Bindungen und von Loyalität.«
    Unbehaglich trat Feeney von einem Bein aufs andere. »Komm schon, Dallas, du nimmst das, was er gesagt hat, ja wohl nicht persönlich.«
    »Ach nein? Er hat sich bereits oft genug hinter mich gestellt. Und jetzt bittet er mich einmal, mich hinter ihn zu stellen, und ich muss sagen, tut mir Leid, keine Chance. Das ist ja wohl verdammt persönlich.« Sie schüttelte die Hand des Freundes ab. »Lass uns das mit den Drinks verschieben. Ich bin gerade nicht in der Stimmung für einen gemütlichen Kneipenbesuch.«
    Feeney vergrub die Hände in den Hosentaschen. In der einen Richtung marschierte Eve davon, in der anderen Richtung saß der Commander hinter der verschlossenen Tür seines Büros, und er selbst stand unglücklich dazwischen.
    Eve überwachte persönlich die Durchsuchung von Marco Angelinis städtischer Residenz. Sie wurde nicht gebraucht, denn die Leute von der Spurensicherung kannten ihren Job, und ihre Geräte waren so gut, wie es das Budget erlaubte. Trotzdem besprühte sie ihre Hände und Stiefel und ging auf der Suche nach irgendetwas, was mit dem Fall in Verbindung stehen könnte, durch das dreistöckige Haus. Sie brauchte einfach irgendetwas, was Davids Schuld oder – wenn sie an Whitneys unglückliche Miene dachte – seine Unschuld eindeutig bewies.
    Marco Angelini war die ganze Zeit in ihrer Nähe. Als Eigentümer des Hauses und Vater des Verdächtigen war er dazu befugt. Eve verdrängte den Gedanken daran, das er mit kalten azurblauen Augen und angespannter Miene jeden Schritt genau verfolgte, den sie unternahm.
    Während einer der Männer von der Spurensicherung mit einem tragbaren Sensor in Davids

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