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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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begehbarem Schrank nach blutbefleckter Kleidung suchte, ging Eve methodisch den Rest des Zimmers durch.
    »Vielleicht hat er die Waffe ja ganz einfach weggeworfen«, bemerkte der Kollege von der Spurensicherung. Er war ein alter Veteran, der wegen seiner riesigen Schneidezähne den Spitznamen Beaver, Biber, verpasst bekommen hatte. Augenblicklich führte er den Sensor, dessen Trageschlaufe über seiner linken Schultern hing, an einem Tausend-Dollar-Sportmantel herab.
    »Er hat für alle drei Frauen dasselbe Messer benutzt«, erwiderte Eve, wobei sie mehr zu sich selbst als zu Beaver sprach. »Das wurde vom Labor bestätigt. Weshalb also hätte er es plötzlich wegwerfen sollen?«
    »Vielleicht war seine Arbeit beendet.« Der Sensor begann zu piepsen. »Nur ein bisschen Salatöl«, verkündete Beaver. »Kalt gepresste Olive. Mitten auf einer seiner hübschen Krawatten. Wie gesagt, vielleicht war seine Arbeit einfach beendet«, wiederholte er seine Vermutung.
    Er bewunderte Kommissare und hatte früher einmal selbst darauf gehofft, einer zu werden. Er hatte es allerdings nur bis zur Spurensicherung gebracht, doch er kannte sämtliche Kriminalromane, die es auf Diskette gab.
    »Wissen Sie, drei ist eine magische Zahl. Eine wichtige Zahl.« Die Augen hinter seiner getönten Brille wurden groß, als er einen winzigen Fleck Talkumpuder auf einem Jackenärmel sah. Während er den Sensor weiterführte, fuhr er mit seinen Ausführungen fort. »Also macht der Typ drei Frauen alle, drei Frauen, die er kennt, die er die ganze Zeit auf dem Bildschirm sieht. Vielleicht hat eine von ihnen ihn ja mal abblitzen lassen?«
    »Das erste Opfer war seine eigene Mutter.«
    »Ja.« Beaver hielt lange genug in seiner Arbeit inne, um Eve anzusehen. »Haben Sie noch nie etwas von Ödipus gehört? Sie wissen schon, dieser griechische Jüngling, der heiß auf seine Mama ist. Aber wie dem auch immer sei, er bringt die drei Frauen um und schmeißt anschließend die Waffen und die Kleider weg, die er während der Taten trug. Er hat sowieso genug Klamotten für mindestens sechs Mann.«
    Stirnrunzelnd betrat Eve den geräumigen Schrank und blickte auf die automatischen Kleiderstangen und die motorisierten Regale. »Dabei lebt er noch nicht mal hier.«
    »Der Typ hat einiges an Kohle, richtig?« Was in Beavers Augen bereits alles erklärte. »Er hat ein paar Anzüge hier hängen, die er noch nie getragen hat. Außerdem eine ganze Reihe funkelnagelneuer, noch nie getragener Schuhe.« Er bückte sich, griff nach einem halbhohen Lederstiefel und drehte ihn um. »Nichts, sehen Sie?« Er führte den Sensor über die makellose Sohle. »Kein Schmutz, kein Staub, kein Müll, nicht die allerkleinste Faser.«
    »Verschwendung gilt nicht als Verbrechen. Verdammt, Beaver, finden Sie irgendwo Blutflecke.«
    »Ich arbeite dran. Auch wenn er die Sachen, die er während der Taten anhatte, wahrscheinlich wirklich einfach weggeschmissen hat.«
    »Sie sind ein wahrer Optimist, Beaver.«
    Entnervt trat sie an einen lackierten u-förmigen Schreibtisch und wühlte in den Schubladen herum. Die Disketten würde sie einstecken und an ihrem eigenen Computer durchgehen. Vielleicht hatten sie ja Glück und fanden irgendwelche Korrespondenz zwischen David Angelini und seiner Mutter oder Metcalf. Oder vielleicht irgendein Tagebuch, in dem er die Morde ausführlich beschrieb.
    Wo, zum Teufel, hatte er den Regenschirm versteckt? Wo, verdammt noch mal, den Schuh? Sie fragte sich, ob die Hausdurchsuchungen in New Los Angeles oder in Europa erfolgreicher verliefen. Der Gedanke, sämtliche gemütlichen kleinen Apartments und luxuriösen Verstecke David Angelinis ausfindig machen zu müssen, bereitete ihr schwere Bauchschmerzen.
    Dann fand sie das Messer.
    Es war überraschend einfach. Sie hatte nur die mittlere Schublade seiner Arbeitskonsole aufzuziehen brauchen, und es lag einfach da. Lang, schmal, tödlich. Es hatte einen hübschen, vielleicht aus echtem Elfenbein geschnitzten Griff, der es zu einer Antiquität oder zum Gegenstand eines internationalen Verbrechens werden ließ. Angesichts des drohenden Aussterbens der Elefanten hatte man den Handel mit Elfenbein bereits vor über fünfzig Jahren auf der ganzen Welt verboten.
    Eve hatte weder ein Faible für Antiquitäten noch war sie eine Expertin für Umweltverbrechen, doch sie hatte genügend Ahnung von Forensik, um zu wissen, dass die Länge und die Form der Klinge passten.
    »Aber hallo.« Ihre Bauchschmerzen wurden sofort von

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