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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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bereits nach wenigen Minuten wieder so gut gefühlt, dass Sie dafür sorgen konnten, dass jemand mit einer Kamera rauslief, um Ihre tote Kollegin zu filmen.«
    »Aktualität ist ein wichtiger Teil unseres Geschäfts. Ich habe getan, wofür ich ausgebildet bin. Das heißt nicht, dass ich dabei nichts empfunden hätte.«
    In einem Anfall von Männlichkeit unterdrückte er das Zittern seiner Stimme. »Das heißt nicht, dass ich nicht jedes Mal, wenn ich abends versuche einzuschlafen, ihr Gesicht und ihre Augen vor mir sehe.«
    »Haben Sie sich je gefragt, was passiert wäre, wenn Sie fünf Minuten früher da gewesen wären?«
    Dies war ein Tiefschlag, und obgleich sie wusste, dass er böse und persönlich gemeint gewesen war, gestand sie sich ein, dass sie ihn durchaus genoss.
    »Allerdings, das habe ich«, erklärte er in würdevollem Ton. »Vielleicht hätte ich den Täter gesehen oder sogar von der Tat abhalten können. Vielleicht wäre Louise noch am Leben, wenn ich nicht im Stau gestanden hätte. Aber diese Gedanken ändern nichts an den Tatsachen. Sie ist tot, und zwei andere Frauen auch. Und Sie haben bisher nichts Konkretes in der Hand.«
    »Ist Ihnen noch nie der Gedanke gekommen, dass Sie ihm in die Hände spielen? Dass Sie ihm genau das geben, was er will?« Sie löste ihren Blick lange genug von Morse, um ihn durch den Raum mit all den gespannten Zuhörern ihres Gesprächs schweifen zu lassen. »Ganz sicher ist es ein Hochgenuss für ihn, all die Berichte zu sehen, in denen sämtliche Einzelheiten breitgetreten und die wildesten Spekulationen angestellt werden. Sie haben einen Star aus ihm gemacht.«
    »Es ist unsere Pflicht zu berichten – «, setzte Morse zu seiner Verteidigungsrede an.
    »Morse, Sie haben doch keinen blassen Schimmer, was Pflicht überhaupt ist. Alles, was Sie können, ist, die Minuten zu zählen, in denen Sie auf Sendung sind. Und je mehr Menschen sterben, umso höher sind die Einschaltquoten. Super. So, jetzt dürfen Sie mich gern zitieren.« Mit diesen Worten machte sie auf dem Absatz kehrt.
    »Fühlst du dich jetzt besser?«, fragte Roarke, als sie wieder draußen waren.
    »Nicht unbedingt. Und, welchen Eindruck hattest du?«
    »Es herrscht das vollkommene Chaos. Zu viele Leute tun zu viele verschiedene Dinge. Sie sind alle nervös. Wie hieß noch mal der, den du nach Nadine gefragt hast?«
    »Rigley. Ein kleiner Fisch. Ich glaube, sie haben ihn nur seiner Zähne wegen genommen.«
    »Er hat an den Fingernägeln gekaut. Und einige andere wirkten bei deiner kleinen Rede recht beschämt. Sie haben sich abgewandt und getan, als wären sie beschäftigt, aber in Wirklichkeit haben sie überhaupt nichts getan. Ein paar andere wirkten durchaus nicht unzufrieden darüber, dass du Morse die Leviten gelesen hast. Ich glaube nicht, dass er allzu beliebt ist.«
    »Was für eine Überraschung.«
    »Aber er ist besser, als ich dachte.«
    »Morse? Worin? Im Scheiße-Reden?«
    »In seinem Auftreten«, verbesserte Roarke. »Was oft genug dasselbe ist. Er kann die gesamte Gefühlspalette nach Belieben abrufen. Auch wenn er nichts davon empfindet, drücken sein Gesicht und seine Stimme je nachdem, was ihm gerade passend erscheint, die verschiedensten Regungen aus. Er hat genau den richtigen Job und wird es sicher noch ziemlich weit bringen.«
    »Gott steh uns bei.« Draußen angekommen, lehnte sie sich gegen den Wagen. »Glaubst du, dass er mehr weiß als er in seinen Sendungen preisgegeben hat?«
    »Ich denke, das ist möglich oder sogar wahrscheinlich. Er genießt es, die Fäden in der Hand zu halten, vor allem nun, da er die Story endlich für sich hat. Und dich kann er nicht ausstehen.«
    »Oh, das trifft mich aber tief.« Sie öffnete die Tür und drehte sich plötzlich noch mal zu Roarke um. »Er kann mich nicht ausstehen?«
    »Wenn er es könnte, würde er dich ruinieren. Sei also besser vor ihm auf der Hut.«
    »Vielleicht kann er mich dastehen lassen wie eine kleine Närrin, aber mich zu ruinieren, das schafft er sicher nicht.« Sie schob sich auf ihren Sitz. »Wo zum Teufel steckt Nadine? Es sieht ihr gar nicht ähnlich, einfach freizumachen, Roarke. Ich kann verstehen, dass sie sich Vorwürfe macht wegen Louise, aber es passt ganz einfach nicht zu ihr, sich urplötzlich Urlaub zu nehmen, mir nichts davon zu sagen, und dann noch eine solche Riesenstory diesem Widerling zu überlassen.«
    »Menschen reagieren nun einmal unterschiedlich auf Schock und Trauer.«
    »Es ist dumm. Sie war das

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