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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse
Autoren: J. D. Robb
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Hundedreck, den es hier oben in diesem Rattenloch als Tabak zu kaufen gibt. Und ihr würdet auch noch alles andere nehmen, was ihr in die Finger kriegen könnt. Es ist eine Schande.« Sie zog erneut an ihrer Zigarette. »Hier oben hausen drei Mann in einem Zimmer, und die meisten von ihnen sind durchgängig auf irgendwelchen geschmuggelten Chemikalien. Die medizinische Versorgung funktioniert, als sei sie aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Sie flicken die Leute tatsächlich noch mit Nadel und Faden zusammen.«
    »Und dann haben sie bestimmt nur begrenzten Zugang zum Videosystem«, beendete Eve die Ausführungen. »Man stelle sich nur vor, diese armen Mörder werden wie Kriminelle behandelt. Bei dem Gedanken bricht mir tatsächlich das Herz.«
    »In der ganzen Kolonie kriegt man nirgends auch nur eine anständige Mahlzeit«, fuhr Nadine mit ihrem Gejammere fort. »Was zum Teufel wollen Sie von mir?«
    »Ich will Sie zum Lächeln bringen, Nadine. Wie schnell können Sie die Sache dort oben zu Ende bringen und wieder auf die Erde kommen?«
    »Das kommt ganz darauf an.« Endlich war Nadine vollkommen wach. »Scheint, als ob Sie etwas für mich hätten.«
    »Staatsanwältin Cicely Towers wurde vor etwa dreißig Stunden ermordet.« Ohne darauf einzugehen, dass Nadine hörbar nach Luft rang, fuhr sie energisch fort. »Sie wurde mit durchgeschnittener Kehle auf dem Gehweg der Hundertvierundvierzigsten zwischen der Neunten und der Zehnten aufgefunden.«
    »Towers. Himmel. Erst vor zwei Monaten, nach dem DeBlass-Fall, hatte ich ein Exklusivgespräch mit ihr.« Nadines Hirn arbeitete bereits auf Hochtouren. »Raubmord?«
    »Nein. Sie trug noch ihren gesamten Schmuck und hatte noch sämtliche Credits in der Tasche. Nach einem Raubüberfall in dieser üblen Gegend hätte sie noch nicht mal mehr die Schuhe angehabt.«
    »Nein.« Nadine schloss kurz die Augen. »Verdammt. Sie war wirklich eine Wahnsinnsfrau. Und Sie leiten die Ermittlungen?«
    »Das ist die erste Frage, die ich Ihnen mit ja beantworten kann.«
    »Okay.« Nadine atmete hörbar aus. »Und warum setzt sich die Leiterin der Ermittlungen im sicher heißesten Mordfall des Landes mit mir in Verbindung?«
    »Sie haben ja keine Ahnung, was hier vorgeht. Ihr illustrer Kollege Morse sabbert mir, um nur ja nichts zu verpassen, ständig über die Schulter.«
    »Dieses kleine Arschloch«, murmelte Nadine und drückte mit schnellen, nervösen Bewegungen ihre Zigarette aus. »Deshalb habe ich von der Sache bisher noch nichts gehört. Sicher hat er mich absichtlich abgeblockt.«
    »Wenn Sie mir gegenüber mit offenen Karten spielen, Nadine, tue ich das auch.«
    Nadines Augen begannen zu blitzen und ihre Nasenflügel bebten leicht. »Exklusiv?«
    »Die genauen Bedingungen besprechen wir, wenn Sie zurück sind. Sehen Sie zu, dass Sie es möglichst schnell schaffen.«
    »Ich bin praktisch schon wieder auf der Erde.«
    Eve blickte lächelnd auf den dunklen Bildschirm. Diese Sache verdirbt dir sicherlich erst mal den Appetit, du widerlicher Aasgeier, dachte sie und erhob sich mit vergnügtem Summen von ihrem Platz hinter dem Schreibtisch. Sie hatte noch einiges zu tun.
    Um neun Uhr morgens gönnte Eve im luxuriösen Wohnzimmer von George Hammett in einem eleganten Wohnviertel gelegenen Apartment ihren bereits wund gelaufenen Füßen eine erste Pause. Seine Vorliebe für das Dramatische war nicht zu übersehen. Der Boden war leuchtend rot und weiß gefliest, aus der Audioanlage des Tropen-Hologramms, das sich über eine ganze Wand erstreckte, perlte das melodiöse Klimpern eines kleinen Wasserfalls, und auf dem lang gestreckten, niedrigen Sofa glitzerten eine Reihe silberfarbener Kissen, die so weich waren, dass sie, wenn man sie berührte, nachgaben wie seidiges Fleisch.
    Sie beschloss, lieber stehen zu bleiben.
    Mehrere Kunstgegenstände waren im Raum verteilt. Ein aus Holz geschnitzter Turm, der aussah wie ein Überbleibsel einer alten Burg, die in durchscheinendes, rosafarbenes Glas gehüllte Maske eines Frauengesichts sowie etwas, das aussah wie eine Flasche, deren leuchtende Farbe sich, als sie sie vorsichtig berührte, veränderte.
    Hammett, der aus dem Nebenzimmer kam, wirkte ebenso dramatisch wie seine Behausung.
    Durch seine auffallende Blässe und die Ringe unter seinen Augen wurde sein attraktives Äußeres tatsächlich noch vorteilhaft betont. Er war groß und auf elegante Weise schlank. Sein Gesicht wirkte geradezu poetisch schmal, und anders als die meisten seiner
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