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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse
Autoren: J. D. Robb
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verbunden. Er war etwas verärgert, als wir beide uns näher kamen, aber… « Hammett brach ab und starrte Eve mit großen Augen an. »Sie können ja wohl unmöglich denken…« Mit einem Geräusch, das wie ein Lachen klang, hob er die Hände vors Gesicht. »Denken Sie ernsthaft, Marco Angelini würde in der Absicht, seine Ex-Frau umzubringen, nachts mit einem Messer in einer solchen Gegend herumschleichen? Nein, Lieutenant.« Er ließ seine Hände wieder sinken. »Marco hat durchaus seine Fehler, aber er hätte Cicely nie im Leben etwas angetan. Außerdem hätte bereits der Anblick des Blutes seinen Sinn für Anstand auf das Gröbste verletzt. Er ist viel zu kalt, viel zu konservativ, um eine solche Form der Gewalt anzuwenden. Außerdem hätte er keinen Grund, kein Motiv, um ihr so etwas antun zu wollen.«
    Das, dachte Eve, entschied sie besser selbst.
    Sie stolperte von einer Welt in eine völlig andere, als sie Hammetts Wohnung verließ und Richtung West End fuhr. Hier stieß sie statt silbriger Kissen und perlender Wasserfälle auf aufgeplatzte Gehwege, die bei der letzten Sanierungskampagne der Stadt übersehen worden waren, zahllose Graffitis an den Wänden der Gebäude, in denen die Betrachter aufgefordert wurden, sich an jeder Art von Mensch und Tier sexuell gütlich zu tun, und durch Gitter gesicherte Ladentüren und -fenster, die wesentlich billiger und unwirksamer waren als die in reicheren Gegenden verwandten Stromfelder.
    Es hätte Eve nicht überrascht, wenn sie in den dunklen Gassen ein paar Nager entdeckt hätte, die von den Katzendroiden übersehen worden waren.
    Zweibeinige Ratten gab es auf jeden Fall genug. Ein Junkie verzog bei ihrem Anblick die zahnlose Visage zu einem einladenden Grinsen und griff sich stolz zwischen die Beine, während ein kleiner Dealer sie sofort als Cop erkannte, seinen federgeschmückten, fuchsienroten Kopf senkte und sich eilig in Sicherheit brachte.
    Manche Drogen waren immer noch verboten, und es gab tatsächlich Bullen, die sich die Mühe machten, dem gesetzwidrigen Handel mit dieser Art von Ware auf den Grund zu gehen.
    Im Augenblick gehörte Eve nicht zu dieser Gruppe. Außer sie bekam durch ein bisschen Druck schneller Antworten.
    Die Kehrmaschinen der Polizei hatten alles aus der unmittelbaren Umgebung des Opfers gierig in sich aufgesogen, um mögliche Beweismittel zu sichern, und der Regen hatte das meiste Blut vom Gehsteig gewaschen. Trotzdem stand Eve einen Moment lang an der Stelle, an der Towers gestorben war. Sie konnte die grauenhafte Szene deutlich vor sich sehen.
    Sie musste die Sache von hinten aufrollen. Hatte Towers hier gestanden, überlegte sie, hatte sie ihrem Mörder ins Gesicht gesehen? Höchstwahrscheinlich. Hatte sie das Messer gesehen, ehe es ihre Kehle durchtrennt hatte? Vielleicht. Aber ganz sicher nicht früh genug, um mit mehr als einem leisen Zucken und lautlosen Luftschnappen darauf zu reagieren.
    Eve hob den Kopf und betrachtete die Straße. Sie hatte eine Gänsehaut, doch sie versuchte, die neugierigen und gleichermaßen feindseligen Blicke der Gestalten, die an den Hauswänden oder an irgendwelchen klapprigen Fahrzeugen lehnten, einfach zu übersehen.
    Cicely Towers war hierher gekommen. Doch nicht mit einem Taxi. Bisher hatte keines der offiziellen Unternehmen eine Fahrt von ihrer Wohnung bis hierher zu vermelden gehabt. Und ganz sicher war die Staatsanwältin nicht dumm genug gewesen, eins der nicht registrierten Transportmittel zu nehmen.
    Die U-Bahn, dachte sie plötzlich. Sie war schnell und mit all den Scannern und Polizeidroiden sicher wie eine Kirche, zumindest bis man wieder auf die Straße kam. Einen halben Block entfernt machte sie tatsächlich einen U-Bahn-Eingang aus.
    Die U-Bahn, sicher, so war es gewesen. Vielleicht hatte sie es eilig gehabt? Vielleicht war sie darüber verärgert gewesen, in einer Regennacht noch einmal aus dem Haus zu müssen. Sie war selbstsicher gewesen, hatte Hammett ihr erklärt. Sie hatte also sicher keine Angst gehabt.
    Sie war in ihrem eleganten Kostüm, in ihren teuren Schuhen die Stufen zur Straße heraufgekommen. Sie - Eve hielt inne und kniff nachdenklich die Augen zusammen. Hatte sie keinen Schirm bei sich gehabt? Wo steckte der verdammte Schirm? Eine ordentliche, praktische, gut organisierte Frau ging doch sicher bei einem solchen Regen nicht ungeschützt hinaus?
    Entschlossen zog Eve den Recorder aus der Tasche und hielt ihren Vermerk über den fehlenden Schirm fest.
    Hatte ihr Mörder
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