Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
ihr auf der Straße aufgelauert? In irgendeinem Raum? Sie blickte auf den halb verfallenen Backstein der unsanierten Häuser. In einer Bar? In einem der Sexclubs?
    »Hey, weißes Mädchen.«
    Eve runzelte die Stirn und drehte sich um. Der schwarze Hüne, der sie angesprochen hatte, trug, wie viele in der Gegend, leuchtenden Federschmuck im Haar. Auf einer seiner Wangen prangte eine phosphorgrüne Tätowierung in Form eines grinsenden Totenschädels, und zu seiner offenen roten Weste trug er eine passende hautenge Hose, unter der die Größe seines Prachtstücks deutlich zu Tage trat.
    »Hey, schwarzer Junge«, erwiderte sie in demselben lässig-beleidigenden Ton.
    Er verzog seine hässliche Visage zu einem breiten Grinsen. »Auf der Suche nach ‘n bisschen Unterhaltung?« Er wies mit seinem Kopf in Richtung des grellen Türschilds eines FKK-Clubs. »Bist ‘n bisschen mager, aber trotzdem werden sie dich nehmen. Allzu viele Weiße kriegen se hier nich’. Meistens Mischlinge.« Er legte einen seiner Wurstfinger unter ihr Kinn. »Außerdem bin ich der Rausschmeißer des Ladens, un’ ich leg gern ein Wörtchen für dich ein.«
    »Und weshalb solltest du das tun?«
    »Aus reiner Herzensgüte un’ für fünf Prozent von deinem Trinkgeld, meine Süße. Ein gut gebautes, weißes Mädchen wie du macht in dem Schuppen, wenn es ‘n bisschen mit den Titten wackelt, sicher jede Menge Kohle.«
    »Ich weiß das Angebot zu schätzen, aber ich habe bereits einen Job.« Beinahe mit Bedauern zog sie ihre Dienstmarke hervor.
    Er pfiff leise durch die Zähne. »Wie kommt’s nur, dass ich das nich’ gesehen hab? Weißes Mädchen, du riechst ganz einfach nich’ nach Bulle.«
    »Muss an der neuen Seife liegen, die ich habe. Und, hast du vielleicht auch einen Namen?«
    »Nenn mich einfach Crack. Das ist das Geräusch, das man hört, wenn ich Köpfe aneinander krachen lasse.« Wieder zeigte er ein breites Grinsen, während er seine beiden Pranken demonstrativ gegeneinander prallen ließ. »Crack! Kapiert?«
    »Ich glaube schon. Und, Crack, hast du vorletzte Nacht auch dort in der Tür gestanden?«
    »Tja, tut mir wirklich Leid, aber ich war anderweitig beschäftigt, und dadurch habe ich die ganze Aufregung verpasst. Das war mein freier Abend un’ ich hab ihn genutzt, um meine kulturellen Interessen zu befriedigen.«
    »Und an welchem Kulturereignis hast du teilgenommen, wenn ich fragen darf?«
    »Ich war auf dem Vampirfilmfestival unten in Grammercy, zusammen mit meiner momentanen Mieze. Hat echt Spaß gemacht, sich die Blutsauger anzugucken. Aber wie ich höre, hatten wir hier oben zur gleichen Zeit unsere eigene Show. Un’ zwar in Gestalt ‘ner toten Staatsanwältin. Groß, wichtig, elegant. Eine Weiße, stimmt’s? Genau wie du, Süße.«
    »Genau. Und was hast du sonst noch von der Sache gehört?«
    »Ich?« Er fuhr mit einem Zeigefinger über die Knöpfe seiner Weste. Sein Fingernagel war geradezu tödlich spitz und leuchtend schwarz lackiert. »Es is’ unter meiner Würde, mir das Geschwätz der Leute anzuhören.«
    »Da bin ich mir ganz sicher.« Eve kannte die Regeln und zog langsam einen Hunderter Credit aus der Tasche. »Wie wäre es damit, wenn du mir einen Teil dieser Würde verkaufst?«
    »Tja, der Preis scheint zu stimmen.« Schon verschwand der Credit in einer seiner Pranken. »Ich hab gehört, dass sie gegen Mitternacht im Five Moons herumgehangen hat. Als hätte sie auf wen gewartet, der nicht gekommen is’. Un’ dann hat sie die Biege gemacht.«
    Sein Blick fiel auf den Gehweg. »Scheint, als wär sie nich’ allzu weit gekommen.«
    »Nein. Hat sie nach jemandem gefragt?«
    »Nich’, soweit ich es mitbekommen hab.«
    »Hat irgendwer sie mit irgend jemandem gesehen?«
    »War ‘ne schlechte Nacht. Die meisten Leute sin’ gar nich’ erst auf die Straße raus. Vielleicht sin’ ‘n paar von den Junkies unterwegs gewesen, aber das Geschäft ging wirklich schlecht.«
    »Kennst du irgend wen hier in der Gegend, der gern mit einem Messer spielt?«
    »Hier schleppen jede Menge Leute Messer mit sich rum, weißes Mädchen.« Er rollte belustigt mit den Augen. »Un’ weshalb sollte man so ‘n Ding erst mitnehmen, wenn man nich’ bereit is’, es auch zu benutzen?«
    »Ich meine jemanden, der gerne zusticht«, wiederholte sie. »Jemanden, der damit kein bestimmtes Ziel verfolgt.«
    Wieder grinste er breit, und der Totenschädel auf seiner Wange schien durch die Bewegung der Muskeln zustimmend zu nicken. »Ich kenne
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher