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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse
Autoren: J. D. Robb
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niemanden, der nich’ irgendein Ziel hat. Bist du nich’ auch aus ‘nem ganz bestimmten Grund hierher gekommen?«
    Sie akzeptierte diese Antwort. »Kennst du irgendjemanden hier in der Gegend, der gerade aus dem Knast gekommen ist?«
    Sein Lachen klang wie die Salve eines Maschinengewehrs. »Frag mich lieber, ob ich irgendwen kenne, der nich’ gerade im Kahn war. Dann könnt ich dir schneller antworten.«
    »Also gut.« Zu seiner Enttäuschung zog sie statt weiterer Credits eine Karte aus der Tasche. »Vielleicht habe ich noch mehr für dich, falls du noch irgendetwas hörst, was mich in dieser Sache weiterbringt.«
    »Kein Problem. Wenn du doch noch zu dem Schluss kommst, dass du dir ‘n bisschen was dazu verdienen willst, indem du deine kleinen weißen Titten schwenkst, lass es mich einfach wissen.« Mit diesen Worten schlenderte er mit der überraschenden Grazie einer riesigen schwarzen Gazelle die Straße hinab.
    Eve blickte ihm nach und machte sich dann auf den Weg, um ihr Glück im Five Moons zu versuchen.
    Vielleicht hatte die Kneipe schon bessere Tage gesehen, doch sie war sich nicht sicher. Es war ein reines Trinklokal - keine Tänzerinnen, keine Bildschirme, keine Videoecken. Die Kundschaft des Five Moon bestand eindeutig nicht aus den allergeselligsten Menschen. Der Geruch, der ihr beim Eintreten entgegenschlug, ließ eher darauf schließen, dass es den Gästen vor allem darum ging, sich in möglichst kurzer Zeit möglichst erfolgreich die Magenwände zu verätzen.
    Selbst zu dieser frühen Stunde war der kleine, viereckige Raum erstaunlich gut besucht. Stumme Trinker waren um stinkende Standaschenbecher versammelt und kippten sich Gift ihrer Wahl hinter die Binde. Andere kauerten, um den Flaschen noch näher zu sein, direkt an der Bar. Als Eve den Raum durchquerte, hoben einige der Leute flüchtig ihre Köpfe, wandten sich jedoch nach kurzer Zeit wieder ihrer Tätigkeit zu.
    Wie in den meisten Kneipen war der Barmann ein Droide, doch sie bezweifelte, dass dieser darauf programmiert war, sich die traurigen Geschichten freundlich lächelnd anzuhören, mit denen die Gäste aufzuwarten hatten. Er erschien ihr eher wie ein typischer Knochenbrecher, dachte sie, als sie sich an die Bar setzte. Die Hersteller hatten ihn mit den schrägstehenden Augen und dem goldenen Teint eines Mischlings ausgestattet. Anders als die meisten Besucher der Spelunke hatte der Droide weder Federn in den Haaren noch Perlenketten um den Hals, sondern trug einen schlichten weißen Kittel über seinem muskulösen Ringer-Leib.
    Droiden waren unbestechlich, dachte sie bedauernd. Und auf Drohungen reagierten sie nur dann, wenn man sie clever und logisch formulierte.
    »Wollen Sie was zu trinken?«, fragte der Droide. Seine Stimme hallte etwas nach, was darauf schließen ließ, dass er lange nicht mehr gewartet worden war.
    »Nein.« Eve wollte ihre Gesundheit nicht unnötig gefährden. Sie zeigte ihre Dienstmarke, und mehrere Gäste rückten verstohlen in die Ecken. »Vorletzte Nacht gab es hier einen Mord.«
    »Nicht hier drinnen.«
    »Aber das Opfer hat den Laden kurz vorher besucht.«
    »Da hat sie noch gelebt.« Auf ein für Eve nicht sichtbares Signal hin nahm der Droide ein verschmiertes Glas von einem der Gäste an der Mitte des Tresens, schenkte eine giftig leuchtende Flüssigkeit hinein und schob es gelassen zurück.
    »Sie hatten in der Nacht sicher Dienst.«
    »Ich bin auf vierundzwanzig/sieben programmiert«, erklärte er, was hieß, dass er für durchgängige Arbeit ohne Pausen oder Wiederaufladphasen eingerichtet war.
    »Haben Sie das Opfer vorher schon mal hier drinnen oder zumindest hier in der Gegend gesehen?«
    »Nein.«
    »Wen hat sie hier getroffen?«
    »Niemanden.«
    Eve trommelte ungeduldig mit den Fingern auf die schmutzige Oberfläche der Theke. »Okay, machen wir es uns beiden lieber leicht. Erzählen Sie mir einfach, wann sie hier hereingekommen ist, was sie gemacht hat und wann und in welchem Zustand sie wieder gegangen ist.«
    »Es gehört nicht zu meinen Aufgaben, die Gäste zu überwachen.«
    »In Ordnung.« Langsam fuhr Eve mit einem Finger über den Tresen und blickte dann gespielt betrübt auf den anhaftenden Dreck. »Ich gehöre zum Morddezernat, aber ich bin nicht verpflichtet, Verstöße gegen die Hygienevorschriften zu übersehen. Wissen Sie, ich denke, wenn ich die Leute von der Hygieneabteilung mit ihren Sensoren vorbeischicken würde, wären sie ernsthaft schockiert. So schockiert, dass sie die
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