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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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in Kürze dorthin zurückfahren.«
    »Kein Problem. Sonst noch was?«
    Eve trat von dem Gleitband und blickte mit gerunzelter Stirn auf die dicken weißen Türen des Studio A. »Vielleicht brauche ich hier ein bisschen Unterstützung.«
    »Mit dem größten Vergnügen.«
    Die Türen waren abgeschlossen, und an der Wand leuchtete das »Achtung. Sendung!«-Schild. Eve kämpfte gegen das verzweifelte Bedürfnis, einfach ihre Waffe zu ziehen und die Sicherheitspaneele in Stücke zu schießen. Stattdessen drückte sie einfach den Notfallknopf und wartete auf eine Reaktion.
    »Im Moment wird ein Live-Bericht für die Nachrichten von Channel 75 gesendet«, erklärte eine beruhigende elektronische Stimme. »Was haben Sie für ein Problem?«
    »Polizei.« Sie hielt ihren Dienstausweis vor den kleinen Scanner.
    »Wenn Sie sich bitte einen Augenblick gedulden würden, Lieutenant Dallas.«
    »Nein, das werde ich nicht«, erklärte Eve mit mühsam ruhiger Stimme. »Entweder öffnen Sie auf der Stelle diese Tür, oder ich werde sie gemäß Artikel 83B, Absatz J des Gesetzes zur Nationalen Sicherheit ganz einfach aufbrechen.«
    Es gab ein leises Summen und ein elektronisches Zischen, als müsste der Computer nachdenken, ehe die Stimme ärgerlich erklärte: »Die Türen werden geöffnet. Bitte verhalten Sie sich ruhig und bleiben Sie hinter der weißen Linie. Vielen Dank.«
    Im Inneren des Studios sank die Temperatur bei ihrem Eintreten um mindestens zehn Grad. Eve stapfte direkt in Richtung der gläsernen Trennwand und klopfte so laut an, dass der Nachrichtendirektor vor Entsetzen blass wurde. Verzweifelt legte er einen Finger an die Lippen, doch Eve zückte zur Antwort einfach ihren Ausweis.
    Widerwillig öffnete er den beiden Beamten die Tür und winkte sie zu sich herein. »Das ist eine Live-Sendung«, schnauzte er sie mit gedämpfter Stimme an, bevor er sich wieder der Aufnahme zuwandte. »Kamera drei auf Nadine. Im Hintergrund das Bild von Louise. Stillhalten.«
    Die Roboter gehorchten ihm aufs Wort. Eve beobachtete, wie die kleine in der Luft hängende Kamera sich drehte und wie auf dem Kontrollbildschirm ein Foto der fröhlich lächelnden Louise Kirski erschien.
    »Mach langsamer, Nadine. Du brauchst nichts zu überstürzen. C. J. fertig in zehn.«
    »Gehen Sie auf Werbung«, befahl Eve dem Regisseur.
    »Während der Nachrichtensendung gibt es keine Werbung.«
    »Gehen Sie auf Werbung«, wiederholte sie. »Oder Sie senden überhaupt nichts mehr.«
    Er runzelte die Stirn und straffte seine Schultern. »Jetzt hören Sie mir mal gut zu – «
    »Nein, Sie hören mir zu.« Sie bohrte ihren Zeigefinger in seine aufgeblähte Brust. »Sie haben meinen Augenzeugen hier. Sie tun, was ich Ihnen sage, oder Ihre Konkurrenten werden traumhafte Einschaltquoten mit der Story erzielen, dass Channel 75 die polizeilichen Ermittlungen im Mord an einer seiner eigenen Angestellten bewusst unterminiert.« Sie zog eine Braue in die Höhe. »Und vielleicht komme ich obendrein zu dem Ergebnis, dass Sie wie ein Verdächtiger aussehen. Was meinst du, Feeney, kommt er dir nicht auch vor wie der Prototyp des kaltblütigen Killers?«
    »Genau das habe ich auch gerade gedacht. Vielleicht sollten wir ihn besser mit auf die Wache nehmen und uns dort, nachdem man ihn eingehend durchsucht hat, ein bisschen ausführlicher mit ihm unterhalten.«
    »Warten Sie. Warten Sie.« Er fuhr sich mit der Hand über den Mund. Was konnte eine kurze neunzigsekündige Werbepause dem Sender schon schaden? »Bei zehn geht ihr auf den Zippy-Spot. C. J. warte noch ein bisschen. Gebt Musik ein. Kamera eins, Schwenk zurück. Stillhalten.«
    Er atmete hörbar aus. »Ich werde mich in dieser Sache an unseren Anwalt wenden.«
    »Tun Sie das.« Eve ging hinüber zu der langen, schwarzen Konsole, hinter der Morse und Nadine dicht nebeneinander saßen.
    »Wir haben das Recht – «
    »Ich werde Ihnen sagen, welche Rechte Sie haben«, unterbrach Eve den Protest des Frettchens. »Sie haben das Recht Ihren Anwalt anzurufen und zu bitten, dass er zu Ihnen aufs Revier kommt.«
    Er wurde kreidebleich. »Sie verhaften mich. Gütiger Himmel, sind Sie jetzt vollkommen übergeschnappt?«
    »Du bist ein Zeuge, Arschloch. Und du wirst keine weiteren Erklärungen abgeben, so lange du nicht ausführlich mit mir gesprochen hast. Und zwar offiziell.« Sie bedachte auch Nadine mit einem kalten Blick. »Den Rest der Sendung werden Sie sich wohl allein durchschlagen müssen.«
    »Ich möchte mitkommen.«

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