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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Geräusch auf das feste, durchsichtige Plastik.
    Sie erkannte den Regenmantel, kämpfte tapfer gegen das instinktive Bedürfnis sich zu übergeben, fragte, ob der Tatort bereits gefilmt worden war und ging, als jemand nickte, neben der Plane in die Hocke.
    Mit ruhigen Händen griff sie nach der Kapuze, die dem Opfer über die Augen gefallen war. Sie ignorierte das Blut, das eine klebrige Pfütze vor den Spitzen ihrer Stiefel bildete, und unterdrückte das Keuchen und den Schauder, als sie die Kopfbedeckung aus dem Gesicht einer vollkommen Fremden schob.
    »Wer in aller Welt ist das?«, wollte sie von den anderen wissen.
    »Das Opfer wurde als Louise Kirski identifiziert, Cutterin beim Channel 75.« Die uniformierte Beamtin zog ein Notebook aus der Tasche ihres schwarzen Regenmantels. »Sie wurde gegen elf Uhr fünfzehn von C. J. Morse entdeckt. Er hat dort drüben sein Abendessen von sich gegeben«, fuhr sie mit leichter Verachtung für die Empfindsamkeit von Zivilisten fort. »Dann rannte er schreiend durch diese Tür ins Haus. Der Sicherheitsdienst hat seine Geschichte überprüft und sie uns umgehend gemeldet. Die Zentrale nahm den Anruf um elf Uhr zweiundzwanzig entgegen, und ich war um elf Uhr siebenundzwanzig hier.«
    »Sie waren ziemlich schnell, Officer…?«
    »Peabody, Lieutenant. Ich war gerade in der First Avenue unterwegs. Ich habe festgestellt, dass es sich um einen Mord zu handeln schien, habe die Nebentür des Hauses gesichert und um Verstärkung gebeten.«
    Eve nickte in Richtung des Gebäudes. »Haben die irgendwas davon gefilmt?«
    Peabodys Lippen verzogen sich zu einer schmalen Linie. »Bei meiner Ankunft habe ich ein Kamerateam von hier verscheucht. Aber ich würde sagen, dass sie bereits ziemlich viel im Kasten hatten, bevor ich den Tatort absperren konnte.«
    »Okay.« Eve besprühte ihre Hände und begann, die Leiche zu durchsuchen. Sie fand ein paar Credits, ein paar Münzen und ein am Gürtel befestigtes kostspieliges Mini-Link. Keine Verletzungen, die auf versuchte Gegenwehr hätten schließen lassen, kein Zeichen eines Kampfes oder eines Angriffs.
    Pflichtgemäß sprach sie all diese Dinge in ihren Recorder. Ihre Gedanken überschlugen sich. Ja, sie erkannte den Regenmantel, dachte sie und richtete sich nach Beendigung der ersten Untersuchung langsam wieder auf.
    »Ich gehe rein. Captain Feeney müsste jeden Augenblick erscheinen. Schicken Sie ihn mir dann bitte sofort nach. Sie kann abtransportiert werden.«
    »Zu Befehl, Lieutenant.«
    »Sie bleiben hier, Peabody«, beschloss Eve spontan. Die Polizistin hatte einen guten, entschiedenen Stil. »Halten Sie die Journalisten weiterhin in Schach.« Eve blickte über ihre Schulter. »Geben Sie keinen Kommentar, keine auch noch so kurze Erklärung ab«, sagte sie, ohne auf die gebrüllten Fragen und die glitzernden Kameralinsen zu achten.
    »Ich habe diesen Typen nichts zu sagen.«
    »Gut. Sehen Sie zu, dass es so bleibt.«
    Eve öffnete das Siegel an der Tür, betrat das Gebäude und versiegelte den Eingang neu. Im Foyer herrschte gähnende Leere. Peabody oder einer ihrer Kollegen hatte alle außer den Sicherheitsleuten aus dem Raum verscheucht. Eve wandte sich an den Wachmann, der hinter der Hauptkonsole stand. »Ich will zu C. J. Morse.«
    »Sechster Stock, Sektion acht. Ein paar von Ihren Leuten haben ihn dorthin gebracht.«
    »Ich erwarte noch einen Kollegen. Schicken Sie ihn bitte zu mir rauf.« Mit diesen Worten bestieg Eve eins der Gleitbänder, über die man in die oberen Etagen gelangte.
    Hier und da sah sie ein paar Menschen. Einige von ihnen drängten sich zusammen, andere standen vor irgendwelchen Leinwänden und sprachen eifrig in die Kameras. Der Geruch von Kaffee stieg ihr in die Nase, abgestanden und leicht angebrannt, genau wie in ihrem eigenen Büro. Zu einem anderen Zeitpunkt hätte ihr dieser Gedanken vielleicht ein Lächeln entlockt.
    Der Lärmpegel schwoll immer stärker an, hatte jedoch anscheinend im Nachrichtenraum in der sechsten Etage seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht.
    Zwischen den Rücken an Rücken stehenden Konsolen schlängelten sich schmale Gänge. Wie bei der Polizei hatte man auch im Nachrichtenmetier Tag und Nacht zu tun, und selbst um diese Uhrzeit waren mehr als ein Dutzend Arbeitsplätze besetzt.
    Der Unterschied war der, dass Cops überarbeitet, zerknittert, ja sogar verschwitzt waren, während das Erscheinungsbild der Leute hier einfach perfekt war. Ihre Kleider wirkten frisch gebügelt, ihr

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