Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
Vom Netzwerk:
Zitternd trat Nadine einen Schritt vor, zerrte sich, um die verzweifelten Rufe der Regie nicht länger mit anhören zu müssen, den Knopf aus dem Ohr und warf ihn zu Boden. »Wahrscheinlich war ich die Letzte, die mit ihr gesprochen hat.«
    »Fein. Reden wir also auch darüber.« Eve führte die beiden aus dem Raum und blieb nur kurz stehen, um dem Regisseur mit einem gehässigen Grinsen zu erklären: »Vielleicht füllen Sie die Sendezeit einfach mit ein paar Wiederholungen von New York Police Department, NYPD Blue. Ein echter Klassiker.«
    »Tja, C. J.« Bei allem Elend konnte Eve trotzdem den Augenblick genießen. »Endlich habe ich dich dort, wo ich dich schon immer haben wollte. Und, hast du es wenigstens einigermaßen bequem?«
    Obgleich er ein wenig grün war, gelang ihm doch ein leises Schnauben, als er sich in dem Verhörraum umsah. »Ihr könntet einen Dekorateur gebrauchen.«
    »Wir versuchen verzweifelt, die Kosten dafür in unserem Budget unterzubringen.« Sie setzte sich an den einzigen Tisch. »Aufnahme. Erster Juni – Himmel, wo ist der Mai geblieben? – Vernommene Person C. F. Morse, Gesprächsraum C, Vernehmung durchgeführt von Lieutenant Eve Dallas, im Mordfall Louise Kirski. Zeit: null Uhr fünfundvierzig. Mr. Morse, Sie wurden über Ihre Rechte aufgeklärt. Wünschen Sie während dieses Gesprächs die Anwesenheit Ihres Anwalts?«
    Er griff nach seinem Wasserglas und hob es an seinen Mund. »Werde ich irgendeines Verbrechens beschuldigt?«
    »Noch nicht.«
    »Dann fangen wir doch einfach an.«
    »Erzählen Sie, C. J. Erzählen Sie mir genau, was passiert ist.«
    »Fein.« Er trank nochmals einen Schluck. »Ich kam gerade zum Sender. Ich war zweiter Sprecher bei den Spätnachrichten.«
    »Um wie viel Uhr genau kamen Sie an?«
    »Gegen viertel nach elf. Ich ging zum Seiteneingang, den die meisten von uns benutzen, weil man durch ihn schneller zu den Nachrichtenräumen gelangt. Es regnete, also bin ich gerannt. Dann sah ich etwas am Fuß der Treppe liegen. Zuerst konnte ich nicht erkennen, was es war.«
    Er machte eine Pause und fuhr sich mit den Händen übers Gesicht. »Ich konnte es nicht sehen«, fuhr er schließlich fort, »bis ich praktisch unmittelbar davor stand. Ich dachte – ich weiß wirklich nicht mehr, was ich dachte. Überall war Blut.«
    »Sie haben das Opfer nicht erkannt?«
    »Die – die Kapuze.« Er fuchtelte hilflos mit den Händen. »Sie war ihr ins Gesicht gerutscht. Ich habe mich gebückt, um die Kapuze nach hinten zu ziehen.« Er erschauderte. »Dann sah ich das Blut – ihr Hals. Das Blut«, wiederholte er und bedeckte seine Augen.
    »Haben Sie die Leiche berührt?«
    »Nein, ich glaube nicht – nein. Sie lag einfach dort, und in ihrer Kehle klaffte ein riesengroßes Loch. Ihre Augen. Nein, ich habe sie ganz sicher nicht berührt.« Mühsam um Beherrschung ringend, ließ er die Hände wieder sinken. »Mir wurde schlecht. Das können Sie wahrscheinlich nicht verstehen, Dallas. Es war einfach eine normale menschliche Reaktion. All das Blut, ihre Augen. Gott. Mir wurde schlecht, dann bekam ich plötzlich Angst und rannte ins Haus. Zum Wachmann. Ich habe es ihm sofort gesagt.«
    »Sie kannten das Opfer?«
    »Natürlich habe ich sie gekannt. Louise hatte ein paar meiner Berichte zusammengeschnitten. Meistens hat sie mit Nadine zusammengearbeitet, aber ab und zu hat sie auch von mir und anderen ein paar Sachen übernommen. Sie war gut, wirklich gut. Schnell, mit einem Blick für das Wesentliche. Eine der Besten. Himmel.« Er griff nach dem Wasserkrug und schüttete beim Füllen seines Glases etwas von der Flüssigkeit über den Tisch.
    »Es gab keinen Grund, sie zu ermorden. Nicht den geringsten Grund.«
    »Hat sie den Seiteneingang öfter um diese Zeit benutzt?«
    »Keine Ahnung. Nein, ich glaube nicht – sie hätte im Schneideraum sein sollen«, erklärte er in beinahe leidenschaftlichem Ton.
    »Standen Sie beide sich persönlich nahe?«
    Er hob den Kopf und sah Eve aus zusammengekniffenen Augen an. »Sie versuchen, mir die Sache in die Schuhe zu schieben, stimmt’s? Es würde Ihnen wirklich gefallen, wenn ich es getan hätte.«
    »Antworten Sie nur auf meine Fragen, C. J. Hatten Sie ein Verhältnis mit dem Opfer?«
    »Sie hatte einen Freund, sprach immer mal wieder über einen Typen namens Bongo. Wir haben zusammengearbeitet, Dallas. Das war alles.«
    »Sie kamen um viertel nach elf am Sender an. Und vorher?«
    »Vorher war ich zu Hause. Wenn ich die Spätnachrichten

Weitere Kostenlose Bücher