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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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und auch ein Café im Haus, aber manchmal habe ich, wenn auch nur für zehn Minuten, einfach gerne meine Ruhe.«
    »Dann gehen also normalerweise Sie um diese Uhrzeit aus dem Haus.«
    »Ja.« Nadine blickte zu Eve, wandte jedoch ihre Augen eilig wieder ab. »Normalerweise ja. Aber ich wollte diese Anrufe erledigen, und es hat fürchterlich geregnet, also… also bin ich nicht gegangen. Stattdessen habe ich Louise meinen Regenmantel geliehen, und sie hat sich auf den Weg zu dem Laden gemacht.« Wieder blickte sie auf Eve. Die Erschütterung war deutlich in ihren Augen zu sehen. »Sie ist an meiner Stelle gestorben. Das wissen Sie, und das weiß ich. Nicht wahr, Dallas?«
    »Ich habe Ihren Regenmantel erkannt«, erwiderte Eve. »Ich dachte, Sie lägen dort auf der Straße.«
    »Sie wollte doch nur ein paar Zigaretten holen gehen. Sie war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort. Und dann auch noch im falschen Mantel.«
    Sie war der falsche Köder, dachte Eve, sagte es jedoch nicht laut. »Wir sollten die Sache langsam angehen, Nadine. Eine Cutterin verfügt über ein gewisses Maß an Macht, sie hat ein gewisses Maß an Kontrolle über die Dinge, die am Schluss auf dem Bildschirm gebracht werden.«
    »Nein.« Nadine schüttelte langsam den Kopf. Die Übelkeit, die sie verspürte, verursachte einen fauligen Geschmack in ihrem Mund. »Das, worum sich alles dreht, ist allein die Story, Dallas, und der Mensch vor der Kamera. Niemand außer den Reportern denkt jemals an die Arbeit der Cutter oder Cutterinnen, geschweige denn, dass er sie zu würdigen wüsste. Der Mörder hat nicht sie gemeint, Dallas. Also sollten wir besser auch gar nicht erst so tun.«
    »Was ich denke und was ich weiß, sind zwei verschiedene Dinge, Nadine. Aber fahren wir fürs Erste mit den Dingen fort, die ich denke. Ich denke, Sie waren das auserkorene Opfer, und ich denke, dass der Mörder Louise ganz einfach mit Ihnen verwechselt hat. Sie hat eine andere Figur, aber es hat stark geregnet, sie trug Ihren Regenmantel und hatte obendrein noch die Kapuze im Gesicht. Entweder hatte der Mörder keine Zeit oder aber keine Wahl mehr, nachdem ihm sein Fehler klar wurde.«
    »Was?« Die nüchterne Aufzählung der grauenhaften Fakten hatte Nadine regelrecht betäubt. »Was haben Sie gesagt?«
    »Es ging alles furchtbar schnell. Ich habe den Zeitpunkt, zu dem sie das Gebäude verlassen hat, auf der Sicherheitsdiskette überprüft. Sie hat dem Wachmann noch gewinkt. Und Morse ist zehn Minuten später über ihre Leiche gestolpert. Entweder war das Ganze extrem geschickt getimt, oder unser Mörder war überraschend dreist. Außerdem können Sie wetten, dass er das Ganze in den Nachrichten sehen wollte, ehe die Leiche auch nur kalt war.«
    »Dann sind wir ihm mit unserem Bericht ziemlich entgegengekommen, nicht wahr?«
    »Ja.« Eve nickte. »Das kann man wohl sagen.«
    »Meinen Sie vielleicht, es wäre leicht für mich gewesen?«, platzte es aus der Reporterin heraus. »Meinen Sie, es wäre leicht gewesen, dort zu sitzen und einen Bericht abzuliefern, während sie noch da draußen lag?«
    »Keine Ahnung«, sagte Eve mit leiser Stimme. »War es leicht?«
    »Sie war meine Freundin.« Nadine begann zu schluchzen, die Tränen strömten über ihre Wangen und hinterließen breite Spuren in dem Kamera-Make-up. »Ich habe sie wirklich gern gehabt. Verdammt, sie hat mir etwas bedeutet, mehr als eine bloße Story. Viel mehr als eine verfluchte Story.«
    Mit ihren eigenen Schuldgefühlen ringend, schob Eve ihr das Glas über den Tisch. »Trinken Sie«, befahl sie. »Und nehmen Sie sich etwas Zeit, um sich zu beruhigen.«
    Die Journalistin brauchte beide Hände, um nicht den gesamten Inhalt des Glases zu verschütten. Lieber hätte sie einen Brandy gehabt, aber der musste wohl noch ein wenig warten. »Ähnlich wie Sie habe ich ständig mit solchen Dingen zu tun.«
    »Sie haben die Leiche gesehen«, fuhr Eve sie unsanft an. »Sie waren draußen am Tatort.«
    »Ich musste sie mir ansehen.« Immer noch schwammen in ihren Augen Tränen, als sie Eve ins Gesicht sah. »Es war eine persönliche Sache, Dallas. Ich musste sie ganz einfach sehen. Ich wollte es einfach nicht glauben, als ich davon hörte.«
    »Wie haben Sie davon gehört?«
    »Jemand hatte mitbekommen, wie Morse dem Wachmann zurief, draußen läge eine Leiche, direkt vor der Tür hätte man jemanden ermordet. Er hat einen Riesenwirbel veranstaltet«, erklärte sie und rieb sich ihre Schläfen. »Und dann sprach sich die

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