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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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Sache in Windeseile im ganzen Haus herum. Ich hatte kaum meinen zweiten Anruf getätigt, als ich schon davon hörte. Also habe ich aufgelegt und bin runtergefahren. Und habe sie gesehen.« Ihr Lächeln war grimmig und freudlos. »Ich war schneller als die Kameras – und auch als die Cops.«
    »Sie und Ihre Freunde hätten den Tatort kontaminieren können.« Eve fuhr mit einer ihrer Hände durch die Luft. »Aber das lässt sich jetzt nicht mehr ändern. Hat einer von Ihnen sie berührt? Haben Sie gesehen, dass jemand sie berührt hat?«
    »Nein, so dumm war niemand. Es war offensichtlich, dass sie tot war. Man konnte es sehen – man sah es an der Wunde und an all dem Blut. Trotzdem haben wir einen Krankenwagen gerufen. Die erste Polizeieinheit war innerhalb weniger Minuten da, schickte uns zurück ins Haus und versiegelte die Tür. Ich habe mit jemandem gesprochen. Peabody hieß sie.« Wieder rieb sie sich die Schläfen, nicht, weil sie schmerzten, sondern weil sie völlig taub waren. »Ich habe ihr gesagt, dass es sich um Louise handelte, und dann bin ich wieder hochgefahren, um mich für die Sendung fertig zu machen. Und die ganze Zeit habe ich gedacht, eigentlich hätte ich dort unten liegen sollen. Ich lebte und stand im Begriff, vor die Kamera zu treten, während sie tot war. Dabei hätte eigentlich ich tot sein sollen.«
    »Niemand hätte tot sein sollen.«
    »Wir haben sie umgebracht, Dallas.« Nadines Stimme klang wieder halbwegs ruhig. »Sie und ich, wir haben sie umgebracht.«
    »Ich schätze, damit müssen wir leben.« Eve atmete tief ein und beugte sich über den Tisch. »Und jetzt gehen wir die ganze Sache noch einmal von vorne durch, Nadine. Und zwar schön langsam, Schritt für Schritt.«

13
    M anchmal, dachte Eve, machte sich die einförmige Routinearbeit der Polizei tatsächlich bezahlt. Wie das Spiel an einem Automaten, den man gewohnheitsmäßig, gedankenlos und monoton mit Münzen fütterte, sodass man beinahe schockiert war, wenn einem plötzlich der Jackpot in den Schoß fiel.
    So wie ihr David Angelini plötzlich in den Schoß fiel.
    Sie hatte noch über ein paar kleine Fragen im Fall Kirski nachgedacht, wie zum Beispiel die nach dem genauen Zeitpunkt, zu dem die Tat begangen worden war.
    Nadine verzichtet auf ihre normale Pause, an ihrer Stelle geht Kirski vor die Tür, wobei sie um ungefähr 23.04 Uhr den Empfangstresen passiert. Sie tritt hinaus in den Regen und läuft direkt in ein Messer. Wenige Minuten später kommt Morse ein bisschen verspätet auf den Parkplatz, stolpert über die Leiche, übergibt sich und rennt ins Haus, um den Mord zu melden.
    Also, dachte sie, war die Tat in Eile, ja beinahe hektisch vollbracht worden.
    Nach kurzem Überlegen ließ sie die Disketten von der Sicherheitskamera an der Einfahrt zum Parkplatz durchlaufen. Natürlich war es unmöglich zu wissen, ob der Killer durch das Tor gefahren war, seinen Wagen auf dem Parkplatz abgestellt hatte, in Richtung des Eingangs geschlendert war, dort auf Nadine gewartet und versehentlich Louise die Kehle durchgeschnitten hatte und dann wieder davongefahren war.
    Ebenso gut hätte er einfach zu Fuß von der Third Avenue herüberkommen können, so wie es Louise auch vorgehabt hatte. Schließlich hatte der Sender extra Wachleute angeheuert, die darauf achten sollten, dass die Parkplätze der Angestellten und Gäste nicht von den Fahrzeugen Fremder blockiert wurden, die sich in Ermangelung von Parkmöglichkeiten an der Straße dort einschlichen.
    Trotzdem legte Eve die Disketten in das Laufwerk ein, teils aus Routine und teils in der Hoffnung, dass Morses Geschichte der Überprüfung nicht standhalten würde. Ganz sicher hätte das Frettchen Nadines Regenmantel erkannt, und ganz sicher hatte er gewusst, dass sie für gewöhnlich vor den Spätnachrichten noch kurz alleine vor die Tür ging.
    Nichts hätte sie mehr genossen als die Möglichkeit, seinen knochigen Hintern an die Wand zu nageln, dachte sie, als sie plötzlich den schnittigen italienischen Zweisitzer geschmeidig wie eine Katze auf das Tor zugleiten sah. Sie hatte den Wagen schon einmal gesehen, vor dem Haus des Commanders, nach dem Gedenkgottesdienst für Staatsanwältin Towers.
    »Halt«, befahl sie, und das Bild auf dem Monitor erstarrte. »Abschnitt zweiundzwanzig bis dreißig, volle Bildschirmgröße.« Die Maschine klickte, stotterte, und das Bild begann zu wackeln. Ungeduldig schlug Eve mit dem Handballen auf das Gerät und brachte es so wieder zum Laufen.

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