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Tödliche Küsse

Tödliche Küsse

Titel: Tödliche Küsse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. D. Robb
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haben das Script«, fuhr er fort, wenn auch inzwischen beinahe zu sich selbst, »das Produktionsteam ist zusammengestellt, und wir haben bereits einige der Schauspieler unter Vertrag.«
    »Dann hatten Sie also einen spätabendlichen Termin mit Carlson Young vom Channel 75.«
    »Ja. Der Regen hatte mich etwas aufgehalten. Ich war ziemlich spät dran.« Plötzlich hob er den Kopf. »Ich habe ihn von meinen Wagen aus angerufen. Das können Sie gerne überprüfen. Als mir klar wurde, dass ich es nicht pünktlich schaffen würde, habe ich mit ihm telefoniert. Das muss kurz vor elf gewesen sein.«
    »Wir werden das alles überprüfen, Mr. Angelini. Darauf können Sie sich verlassen.«
    »Ich fuhr direkt zum Haupttor. Ich war abgelenkt, ich dachte an… an ein paar Probleme bei der Besetzung einiger Rollen. Dann habe ich gewendet. Ich hätte direkt zum Haupteingang gehen sollen, aber ich war in Gedanken woanders. Ich hielt an, weil mir klar wurde, dass ich ein Stück zurückfahren musste, und dann sah ich – « Er fuhr sich mit dem Taschentuch über die schweißbedeckte Oberlippe. »Dann sah ich, wie jemand aus einer Tür kam. Und dann war da plötzlich noch jemand anders. Jemand, der dort in der Dunkelheit gestanden und gewartet haben musste. Er bewegte sich so schnell. Es ging alles so schnell. Sie drehte sich um, und ich sah ihr Gesicht. Nur für eine Sekunde sah ich ihr Gesicht im Licht einer Lampe. Er riss den Arm über den Kopf. Schnell, sehr schnell. Und… großer Gott. Das Blut. Es spritzte wie aus einer Fontäne. Ich verstand das alles nicht. Ich konnte es nicht glauben - es spritzte einfach in hohem Bogen aus ihr heraus. Sie fiel auf die Erde, und er rannte, rannte einfach weg.«
    »Und was haben Sie getan?«
    »Ich – ich blieb einfach sitzen. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich dasaß. Und dann fuhr ich davon. Ich erinnere mich noch nicht einmal daran. Ich fuhr, und alles war wie in einem Traum. Der Regen und die Lichter der entgegenkommenden Wagen. Dann war ich hier. Ich habe keine Ahnung, wie ich hierher gekommen bin. Aber ich saß draußen in meinem Wagen. Ich rief Young an und sagte, ich wäre erneut aufgehalten worden, wir müssten unseren Termin umlegen. Ich kam herein, es war niemand da. Also nahm ich ein Beruhigungsmittel und ging sofort ins Bett.«
    Eve ließ die Stille ein wenig andauern. »Lassen Sie mich sehen, ob ich alles richtig verstanden habe. Sie waren auf dem Weg zu einer geschäftlichen Besprechung, sind unterwegs einmal falsch abgebogen, haben mit angesehen, wie eine Frau brutal ermordet wurde, fuhren davon, sagten die Besprechung ab und gingen ins Bett. Ist das richtig?«
    »Ja. Ja, ich nehme an, dass das richtig ist.«
    »Der Gedanke, aus dem Wagen zu steigen und zu sehen, ob Sie der Frau helfen könnten, kam Ihnen nicht? Oder vielleicht über Ihr Link die Polizei zu verständigen oder einen Krankenwagen zu rufen?«
    »Ich konnte nicht klar denken. Ich war vollkommen erschüttert.«
    »Sie waren so erschüttert, dass Sie direkt hierher gefahren sind, Tablette eingenommen und sich ins Bett gelegt haben.«
    »Genau so war es«, schnauzte er sie an. »Und jetzt brauche ich etwas zu trinken.« Mit schweißnassen Fingern nestelte er an der Konsole neben seinem Sessel und bestellte einen Wodka. »Und zwar gleich die ganze Flasche.«
    Eve ließ ihn schmoren, bis der Servierdroide mit einer Flasche Stoli und einem kleinen, dickwandigen Glas im Wohnzimmer erschien und er sich den ersten Schluck genehmigte.
    »Es gab nichts, was ich hätte tun können«, setzte er – wie beabsichtigt durch ihr Schweigen dazu verführt – von sich aus erneut an. »Ich hatte nichts damit zu tun.«
    »Ihre Mutter wurde vor wenigen Wochen auf dieselbe Weise ermordet, wie Sie es mir eben beschrieben haben. Und trotzdem hatten Sie nichts damit zu tun?«
    »Genau das war ein Teil meines Problems.« Er schenkte sich nach, hob das Glas erneut an seine Lippen und schauderte. »Ich war geschockt und – verängstigt. Gewalt gehört nicht zu meinem Leben. Sie gehörte zum Leben meiner Mutter, war ein Teil, den ich nie verstanden habe. Sie jedoch hat Gewalt verstanden«, erklärte er mit leiser Stimme. »Sie kannte sich damit aus.«
    »Und hat Sie das gestört, Mr. Angelini? Hat es Sie gestört, dass Ihre Mutter etwas von Gewalt verstand, dass sie stark genug war, sich ihr auszusetzen und dagegen anzukämpfen?«
    Sein Atem ging unnatürlich flach. »Ich habe meine Mutter geliebt. Als ich sah, dass diese Frau genauso

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