Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
Ich werde im Wasser versteckt warten, und wenn ihr kommt, lockst du ihn möglichst nahe heran, sodass ich eingreifen kann, wenn was schief geht. Wenn du dann zu singen anfängst, wird sich keiner wundern, weil ja eh alle gesehen haben, wie ihr dorthin gegangen seid. Dann schnappst du ihn dir, wir teilen uns, was von ihm übrig bleibt und dann verschwinden wir! Idealerweise schalten wir natürlich vorher noch den Informanten aus. Nicht dass noch irgendwas passiert. Herauszufinden, wer das ist, muss doch machbar sein“, fuhr sie dann fort. Ligeia kicherte.
„Ich werde mich um den Informanten kümmern. Ruh du dich weiter aus, dass du mir am Freitag ja fit bist!“, sagte sie dann. Die Tür fiel ins Schloss, wieder raschelte Bettwäsche und es war wieder Ruhe. Dascha und Emily nahmen die Kopfhörer ab und machten den Empfänger aus. „Dick? Klein? Blöde Kuh. Der werd ich noch dick und klein zeigen!“, regte Dascha sich auf.
„Ohman, Dascha, DAS regt dich jetzt auf? Denk mal nach, was wir gerade gehört haben! Freu dich lieber!“, sagte Emily grinsend. Dascha schaute sie verwirrt an.
„Also erstens wissen wir jetzt, wie sie sich Kyle schnappen wollen. Wunderbar! Wir machen alles genau so, wie sie es sich vorstellen. Zumindest scheinbar. Wir kriegen die beiden! Und hast du nicht verstanden, was Ligeia gesagt hat? Sie kommt wegen DIR nicht richtig an Kyle heran! Und heute bei der Theatergruppe, da hat er Ligeia abgelenkt, als du weg warst. Außerdem denk mal nach, bist du dir sicher, dass er Ligeia und nicht dich angelächelt hat, am ersten Tag, als sie in die Gruppe kam? Mal davon abgesehen, glaube ich inzwischen, der Brief ist gar kein Drohbrief von den beiden, sondern eine Warnung an dich von Kyle! Sonst wäre er ja wohl an uns beide gerichtet gewesen!“, erklärte sie übermütig.
„Du meinst ... Kyle hat sie auch durchschaut und will das selber klären, um mich nicht zu gefährden? Und hm ... der Plan könnte klappen, vor allem wenn Ligeia schon geschwächt ist. Aber warum hat er sich dann vor sie gestellt, als ich sie schlagen wollte?“
„Ich glaube er wollte verhindern, dass du Ärger bekommst, und er ging wohl davon aus, dass du ihn nicht schlagen würdest! Deshalb hat er auch nichts gesagt und deine Entschuldigung nicht angenommen! Nicht weil er in Ligeias Bann steht, sondern weil er verletzt war, dass du doch zugeschlagen hast!“
„Da könntest du recht haben ... ich hoffe, das verzeiht er mir“, sagte Dascha geknickt.
„Spätestens, wenn er merkt, dass du dich diesen beiden Monstern stellst, um ihn zu retten, bestimmt“, sagte Emily und lächelte aufmunternd. Doch dann wurde ihr Gesicht ernst.
„Ich hoffe nur, die beiden finden nicht heraus, dass Cindy unser Informant ist ... Cindy hätte doch keine Chance gegen die beiden“, sagte sie besorgt.
„Sollen wir Cindy warnen?“
„Lieber nicht. Bisher wissen sie nicht, wer es ist. Wenn wir jetzt Cindy kontaktieren, würde das auffallen ... am besten wir ignorieren Cindy und ihre Mutter ab jetzt komplett! Sonst würden wir sie nur in Gefahr bringen. Sollte Cindy nochmal bei uns auftauchen, sollten wir sie wieder wie einen Freak behandeln. Sie hat einiges riskiert, um uns zu helfen, ihre Mutter auch. Wir müssen jetzt selber klarkommen“, legte Emily fest.
„Also sind es noch wir beide und Kira. Und Kyle, von dem wir aber nicht wissen, was und ob er überhaupt was vorhat. Das kann ja heiter werden!“ Emily nickte zustimmend.
„Aber immerhin sind wir zu dritt und die sind zu zweit. Und Ligeia hat recht. Kira hat bestimmt mehr vor, als uns nur Zeit zu verschaffen. Sie meinte ja auch, sie hat sich mehrere Sachen aus Kapstadt besorgt. Ich glaube, das Blatt wendet sich langsam. Zu unseren Gunsten. Morgen sehen wir mit Kira zusammen weiter. Es ist zwar erst Nachmittag, aber ich würde sagen, wir sollten uns ausruhen. Halt möglichst wenig Kraft verbrauchen“, fuhr sie fort, zog die Vorhänge zu, legte sich auf ihr Bett und setzte Kopfhörer auf. Dascha nickte stumm und tat es ihr nach.
Kapitel 10: Vorbereitung
Am nächsten Tag nach Schulschluss warteten Dascha und Emily auf dem Hof auf Kira. Sie waren überrascht über ihr Erscheinungsbild. Kira war komplett schwarz gekleidet, auch ihre Haare hatte sie schwarz übergefärbt. Aus ihrem Gesicht stachen immer noch die fünf genähten Wunden hervor, ihr Blick war ernst.
„Ich hoffe, ihr habt die Zeit genutzt und wir können einen Plan entwerfen“, sagte sie tonlos und ging weiter
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