Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
drückte ab, der laute knall tat Dascha in den Ohren weh. Sie hielt sie sich zu und schaute abwechselnd zu dem Wesen am Boden und dem Mädchen, das auch nach drei weiteren Schüssen unverletzt durch das Fenster entkommen konnte. Das Wesen hatte sich auf den Bauch gedreht und hustete und röchelte. Kira fluchte und rannte zum Fenster. Es war direkt zum Meer heraus, nichts als Wasser war unter ihr.
„Dieses verfluchte Miststück!“, ärgerte sie sich, dann ging sie zu dem am Boden liegenden Wesen. Es atmete schwer. Dascha kniete bereits neben ihr und hob ihre Haare zur Seite.
„Cindy“, stellte sie fest und legte ihr die Hand auf den Rücken.
„Musst du zurück ins Wasser?“, fragte sie dann besorgt. Cindy hustete erneut, dann drückte sie sich mit den Armen in eine halbwegs aufrechte Position.
„Es geht schon, ich danke euch ... aber wo ist Mama?“, fragte sie besorgt. Kira hatte inzwischen auf dem Boden ein paar Kerzen entdeckt und diese angezündet. Jetzt konnten sie Cindy näher betrachten. Sie sah genauso aus, wie man sich eine Meerjungfrau vorstellte; lange helle Haare, die Brüste durch ein Tuch verdeckt und ein zartrosa schimmernder Fischschwanz, der sanft auf und ab wiegte. An ihrem Hals leuchteten dunkle Würgemale, an Armen und Rücken hatte sie auch Schrammen und blaue Flecke. Sie schaute traurig und besorgt abwechselnd Dascha und Kira an.
„Deine Mama ist unten bei Emily ... sie ist verletzt, aber sie lebt. Kannst du uns jetzt endlich mal erklären, was hier vor sich geht?“, fragte Dascha. Cindy seufzte.
„Meine Mama war genau wie ich eine Meerjungfrau. Damals gab es dieses Internat noch nicht. Mein Vater war ein Urlauber, als er herkam. Er lernte meine Mutter am Strand kennen, und er verliebte sich in sie. Er wohnte aber in Kapstadt, also kam er nicht oft her. Aber jedes Mal, wenn er hier war, war er mit Mama zusammen. Dieses Haus hier, meine Mama hat es sich genommen, als die Besitzer starben. Da sie keine Kinder hatten, erhob auch niemand Anspruch. So konnte sie vor Papa verstecken, dass sie eine Meerjungfrau war. Als er dann sein Studium beendet hatte, kam er sofort her und die beiden heirateten. Noch in der Hochzeitsnacht zeugten sie mich, so wurde Mama zum Menschen und von dem Fluch befreit, ohne dass Papa von ihrem Geheimnis erfuhr. Aber als ich auf die Welt kam, wurde ich wie sie von Freitagnacht bis Samstagnacht zu einer Meerjungfrau. Erst war Papa entsetzt, dann erklärte Mama ihm alles. Dass der Fluch auf die Töchter von Meerjungfrauen übergeht, wusste sie selber nicht. Sie versteckten mich etwa drei Jahre lang, dann machte Papa eine riesige Erbschaft. Da trafen sie den Entschluss, das Internat zu bauen um zum einen mir, aber auch anderen Meerwesen helfen zu können. Denn in der Paarungszeit kommen sie genau hier vorbeigeschwommen, wisst ihr?“, erzählte sie.
„Warum gewähren sie Aqua und Ligeia diesen Aufenthalt?“, fragte Kira.
„Weil sie auch Meerwesen sind ... meine Eltern helfen allen Meerwesen. Sie dachten, wenn die beiden satt wären, würden sie wieder verschwinden ... aber sie blieben bis jetzt hier. Weil die Sirene ihr Opfer noch nicht bekommen hat. Deshalb habe ich ja auch versucht, euch Hinweise zu geben. Leider verbieten uns die Gesetze der Meerwesen, ein anderes Meerwesen einfach zu verraten ... also musstet ihr zuerst von selbst drauf kommen, bevor ich reden durfte“, erzählte sie weiter.
„Oh mein Gott, unser Plan! Wir stehen hier und reden, was ist, wenn sie Kyle jetzt schon haben?“, fragte Dascha aufgeregt. Man sah richtig die Panik in ihr aufsteigen. Auch Kira zuckte erschrocken zusammen. „Ich werde euch helfen. Bringt mich zu dem Fenster und sagt mir, was ich tun soll. Eine Unterstützung von der Wasserseite aus ist euch bestimmt hilfreich!“, schlug Cindy vor. Sofort zogen Dascha und Kira sie hoch.
„Warte in der Nähe vom Strandabschnitt, sodass wir dich rufen können!“, gab Kira Anweisung, dann halfen sie ihr durch das Fenster. Cindy ließ sich mit einem eleganten Rückwärtssalto ins Meer fallen und tauchte sofort weg. Kira und Dascha schauten sich an, nickten sich zu und liefen zurück nach oben.
Kapitel 12: Finale
Dascha und Kira kamen genau rechtzeitig wieder am Strand an. Emily saß mit ein paar anderen Schülern an Deck, scheinbar hatte sie es geschafft, Lilith zu verstecken. Emily machte eine Bewegung mit dem Kopf und Kira und Dascha schauten über ihre Schultern. Ligeia kam mit Kyle zusammen, sie betraten gerade
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