Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
den Strand. Kyle war, wie immer wenn er zum Strand kam, barfuß und trug Jeans und ein halb offenes Hawaiihemd. Ligeia trug das Tuch um die Brust und die Hotpants, die sie angeblich bei der Aufführung tragen wollte. Auch sie hatte keine Schuhe an. Ligeia hatte sich an Kyles Arm geklammert und grinste Dascha überheblich an. Dascha schaute sie mit hasserfüllten Augen an. Kira legte ihr die Hand auf die Schulter und flüsterte ihr zu, dass alles nach Plan liefe. Kyle schaute sie traurig an und lies die Schultern hängen. Widerstandslos ging er mit Ligeia mit. Diese schaute kurz verwirrt, dann ignorierte sie Dascha und ging mit Kyle zum Strandabschnitt.
„Was ist denn jetzt los?“, fragte Dascha erschrocken.
„Verdammt, so war das jetzt aber nicht geplant! Lauf!“, sagte Kira, packte ihr Handgelenk und zog sie hinter sich her. Über die Schulter hinweg konnte Dascha Emily sehen, die verwirrt auf dem Wrack stand und genauso erschrocken und hilflos drein schaute. Schnell liefen die beiden Mädchen außen um die Klippe herum und hörten aber währenddessen schon Ligeias Gesang. Dascha fluchte und Kira holte im Laufen ihre Waffe heraus und entsicherte sie. Elf Schuss noch. Sie erreichten keuchend das Strandstück auf der anderen Seite des Abschnittes und schauten vorsichtig über die Felsen. Ligeia stand bis zu den Knöcheln im Meer und sang. Kyle kam langsam auf sie zu. Er schaute sich nicht um, sondern ging einfach nur auf sie zu. Ganz langsam und schon fast leblos.
„Los, halt ihn auf!“, rief Kira, sprang auf und hob ihre Waffe. Dascha wollte über die Felsen springen, verlor aber das Gleichgewicht und fiel mit einem wütenden Aufschrei in den Sand. Während sie sich wieder versuchte hochzukämpfen, hörte sie auf einmal hinter sich ein lautes Plätschern und ein lautes Fluchen von Kira, gefolgt von einem Aufprall auf Wasser. Dascha schaute hektisch nach hinten; Aqua war aus dem Wasser gekommen, hatte Kira die Waffe entrissen und diese ins Meer geworfen. Noch war Aqua in ihrer menschlichen Form, doch sie versuchte Kira ins Wasser zu drängen. Auf der anderen Seite war aber Kyle immer noch dabei, auf Ligeia zu zugehen, die mit einem fiesen Grinsen im Gesicht weiter sang.
„Ciiiindy!“, schrie Dascha, dann rannte sie zu Kyle und hielt ihn am Arm fest. Hinter sich hörte sie wieder Wasser plätschern, Aqua hatte es geschafft, Kira ins Wasser zu ziehen.
„Cindy, verdammt!“, schrie Dascha und versuchte Kyle zurückzuzerren. Er ignorierte sie und ihre Bemühungen jedoch und ging einfach weiter. Auch, dass sie auf ihn einschlug, interessierte ihn nicht. Dascha schaute Ligeia an.
„Lass ihn zufrieden! Du Monster!“, schrie sie wütend und Tränen liefen über ihr Gesicht. Ligeia schüttelte grinsend den Kopf. Durch den Tränenschleier hindurch sah Dascha immer wieder Kiras Kopf kurz auf und dann wieder untertauchen. Um den dunklen Schatten von Aqua huschte ein heller, Cindy konnte nur scheinbar nicht viel ausrichten. Sie stemmte sich immer noch gegen Kyle, aber er war einfach viel kräftiger als sie. Soviel zu ihrem tollen Plan. Sie würde Kyle nicht aufhalten können, er war in Ligeias Bann. Dieses Mal definitiv. Kira wurde gerade von der Nixe ertränkt, die kleine Meerjungfrau Cindy hatte scheinbar keine Chance gegen sie. Sie selbst konnte es nur herauszögern, dass Kyle Opfer der Sirene wurde. Die beiden hatten gewonnen. Zu allem Überfluss trat jetzt auch noch Ligeia aus dem Wasser an den Strand. Sie hörte auf zu singen und packte Dascha am Kragen.
„Dich nehmen wir auch noch mit!“, sagte sie lachend und zog Dascha Richtung Wasser. Kyle blieb einfach nur anteilnahmslos stehen. Dascha wehrte sich, sie kratzte, biss, trat und spuckte nach der Sirene. Doch diese grinste sie nur gelangweilt an und stieß sie ins flache Meer. Ein helles Aufblitzen, und Dascha sah das geflügelte Wesen wieder über sich. Ligeia warf sich auf sie, kreischte schrill und entfaltete ihre mächtigen Flügel. Federn flogen nach allen Seiten , Ligeias Hände umschlossen Daschas Hals und drückten zu.
Emily war inzwischen auch zum Strandabschnitt geeilt und sprang mitten ins Geschehen. Kyle, der anteilnahmslos am Strand stand. Die Sirene, die ihre beste Freundin unter Wasser drückte und würgte. Ein Stück daneben der immer wieder kurz auftauchende Kopf von Kira, um sie herum ein schwarzer und ein heller Schatten unter der Wasseroberfläche, die im fahlen Mondlicht rot schimmerte, rot wie Blut. Emily zog mit zitternden
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