Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
sich sofort zur Hintertür und zog Dascha hinter sich her. Mit verdrehten Augen gab diese nach und setzte sich neben Sally in die Mitte der Rückbank. Viola seufzte und setzte sich nach vorne, Emily ging ebenfalls nach hinten und Nane setzte sich neben Viola. Lilith verstaute die kleinen Koffer, die die Mädchen dabei hatten und stieg dann ebenfalls ein.
„Du hast ja gar keinen Laptop dabei Dascha. Wie kommt‘s?“ fragte sie dann.
„Also ich glaube nicht, dass mein Laptop uns dabei hilft, Geister zu fangen. Dieses Mal wissen wir ja schon, womit wir es zu tun haben, also werde ich wohl nichts suchen müssen. Selbst wenn, mein Handy hat auch Internet.“
Lilith lächelte.
„Ist es weit nach Rose Black? Und weißt du Näheres?“, wollte Emily wissen. Lilith fuhr los.
Dascha schaute aus dem Rückfenster und seufzte dann leise. Eigentlich hatte sie gehofft, ihr Freund Kyle würde noch kommen, um sich von ihr zu verabschieden. Sie hatten sich fürchterlich gestritten, weil er Angst um sie hatte und Dascha seine Bitte, nicht zu fahren, abgelehnt hatte. Ihre Hand wanderte zu ihrem Oberarm. Dort befand sich das rot-schwarze Ying und Yang, das Zeichen der Vampirjäger. Dascha war nicht nur am Sieg gegen eine uralte Vampirin beteiligt gewesen, sondern auch am Kampf gegen eine Sirene und eine Nixe. Auch die anderen Mädchen waren etwas Besonderes; Emily war eine Wasserfrau. Segnete sie ein Wesen, wechselte dessen verlorene Seele ins Reich der Toten. Sally war, genau wie Dascha, eine Vampirjägerin. Dann waren da noch das Medium Nane und die Traumgängerin Viola. Also, warum sollte es Dascha ablehnen, jemandem zu helfen, der ihre Hilfe scheinbar dringend nötig hatte? Ein Geist würde wohl kaum versuchen sie zu ertränken oder ihre Seele in einem Kampf fordern. Außerdem konnte Dascha die anderen ja schlecht alleine fahren lassen, sie hatten alle von Anfang an zusammengehalten. Außer Sally, die ja erst in dem Vampirfall dazu kam. Aber auch auf sie war Verlass gewesen. Kyle hatte all das natürlich gar nicht gerne gehört, also waren sie im Streit auseinandergegangen. Seitdem hatten sie nicht mehr miteinander geredet. Enttäuscht schaute sie wieder nach vorne.
„Wir werden etwa zwei Stunden fahren. Es ist nicht weit weg, aber genauso abgelegen wie unser Internat. Das alte Herrenhaus, in dem es angeblich spuken soll, liegt auf einer Klippe direkt am Meer. Am Fuße der Klippe liegt ein kleines Dorf mit ein paar Feldern. Rose Black war früher berühmt für seinen guten Kaffee, der dort angebaut wurde. Rose war der Name der Familie, die das Dorf, die Felder und das Herrenhaus erbaut hatten. Doch nicht lange nach dem Verschwinden von Maria Rose, der Großmutter unserer Auftraggeberin, ging es bergab. Menschen verschwanden, andere starben, wieder andere liefen davon. Irgendwann gingen die Ernten schlecht aus, bald war es für die meisten Arbeiter nicht mehr tragbar, dort zu bleiben. Heute wohnen nur noch wenige Leute überhaupt in dem Dorf. Das Herrenhaus ist leer, Familie Rose musste vor dem Spuk ins Dorf flüchten. Angebaut wird dort jetzt Baumwolle, womit sich die übrigen Leute mit einem kleinen Modelabel über Wasser halten. Sie hoffen, dass Rose Black wieder aufblüht, wenn wir den Geist vertreiben können.“
Die Mädchen hatten Lilith schweigend zugehört.
„Liege ich richtig, wenn ich vermute, dass der Geist, der sich dort herumtreibt, der Geist von dieser Maria ist?“, fragte Emily nach einer Weile.
Lilith nickte zustimmend.
„So heißt es zumindest. Aber um das zu klären, fahren wir ja dort hin.“
„Wie genau sind die Menschen denn gestorben?“, fragte Sally nachdenklich.
„Das ist das Nächste. Es gab keinen Grund. Sie sind ganz normal eingeschlafen und wachten am nächsten Morgen nicht wieder auf. Ihre Herzen blieben einfach stehen. Kein Arzt konnte etwas feststellen. Es waren alles Leute, die am Tag davor noch gesund waren.“
Wieder herrschte Schweigen.
Ein Spukhaus und Menschen, denen einfach das Herz stehen blieb. „Also ich finde, das klingt spannend! Aber die Stimmung hier ist irgendwie für ´n Arsch, lasst mich ma!“, durchbrach Sally die Stille und löste ihren Gurt. Dann quetschte sie sich zwischen die beiden vorderen Sitzbänke und machte das Radio an. Unter dem Protest von Lilith suchte sie einen Sender, der Rock spielte. Dann drehte sie die Lautstärke hoch. Anschließend setzte sie sich zufrieden wieder hin. Während die anderen aus dem Fenster schauten, holte Dascha ihr
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