Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
Küche, eine Bibliothek, ein großes Wohnzimmer und ein kleines Schlafzimmer befanden sich dahinter. Sie entschlossen sich für die Bibliothek als Schlafplatz, es war der größte Raum. Seufzend ging Lilith zusammen mit Viola zurück zum Wagen, um die Schlafsäcke, die sie vorsorglich mitgenommen hatte, zu holen. Die anderen Mädchen setzten sich auf die herumstehenden Stühle.
„Hat schon jemand eine Idee, wie wir jetzt vorgehen wollen?“, fragte Dascha dann.
„Ich gehe mal davon aus, dass Viola sich schlafen legen wird, um in den Träumen der Bewohner rumzuschnüffeln. Lilith wird wohl auf sie achtgeben. Also würde ich mal vorschlagen, du und Emily schauen sich im zweiten Stock und im Dachgeschoss um, Nane und ich nehmen dann den Keller, diese Etage und den ersten Stock. Wir halten einfach Ausschau nach irgendetwas Ungewöhnlichem. Vielleicht erscheint ja sogar dieser Geist und wir können mit ihm reden. Dascha kannst du mal dein Handy wegpacken und mir zuhören?“, fragte Sally leicht genervt.
Wieder drückte Dascha einen leeren SMS Bildschirm weg und ließ ihr Handy in ihrer Rocktasche verschwinden. Sie nuschelte eine Entschuldigung vor sich hin und starrte dann auf einen der dunklen Vorhänge.
„Na, dann komm mal mit, Dascha“, forderte Emily sie auf und hielt ihr die Hand hin. Dascha ließ sich von ihr hochhelfen, dann gingen sie aus dem Raum.
„Wie läuft das denn eigentlich so bei einem Medium? Kannst du einfach so einen Geist herbeirufen?“, wandte sich Sally dann an Nane.
Nane schüttelte den Kopf.
„So einfach ist das nicht. Ich muss den Geist, den ich rufe, vorher gesehen haben. Außerdem kann ich ihn nicht zwingen, zu kommen. Es ist seine Entscheidung, meinem Ruf zu folgen, oder es aber auch einfach bleiben zu lassen. Wir müssen also auf Maria treffen und ihr irgendwie klar machen, dass wir ihr nichts Böses tun wollen. Und dann hoffen, dass sie sich auch helfen lassen will. Solange sie das nicht will, kann ich gar nichts machen. Wir sollten tun was wir können, wir sind wohl echt die letzte Hoffnung von Nicole“, erklärte sie.
„Hast du vielleicht eine Idee, was es mit den Toten auf sich haben könnte? Mir ist jetzt keine Macht bekannt, die Menschen im Schlaf tötet“, wollte Sally wissen. Doch Nane schüttelte nur ratlos den Kopf. „Na dann hoffen wir mal, dass es uns nicht erwischt“, sagte Sally und stand auf.
Während das Durchsuchen von Rose Black bei Emily und Dascha ohne irgendwelche Vorfälle verlief, fing bei Sally und Nane schon im Keller der Spuk an. Die einzeln von der Decke hängende Glühbirne flackerte und tauchte dadurch die Kisten und Holztruhen in unheimliches Zwielicht. Spinnenweben hingen an der Decke, mehrere Spinnen krochen eilig davon, als sie eintraten. Als sie weiter in den Kellerraum gingen, fiel ihnen ein Spiegel vor die Füße der vorher an die Wand gelehnt stand. Mit einem lauten Krachen zersprang er in Tausende kleine Scherben. Dann durchfuhr ein eiskalter Luftzug den fensterlosen Keller.
„Das gefällt mir jetzt aber gar nicht!“, sagte Sally und schauderte. Der Luftzug kroch direkt durch ihre Schuluniform auf ihre Haut. Schlagartig überzog Gänsehaut ihren Körper.
„Bleib ruhig. Das ist nur Maria, die uns vertreiben will“, versuchte Nane sie zu beruhigen. Doch jetzt sahen die beiden Mädchen die blutrot leuchtenden Augen. Im gleichen Moment gab die Glühbirne ihren Geist auf und erlosch. In einer der Ecken entdeckten sie einen zusammengekauerten Schatten, die rot leuchtenden Augen waren das Einzige, was die Dunkelheit durchbrach.
„Bist du Maria? Hör zu, wir wollen …“, setzte Nane an, doch dann schnellte der Schatten mit den roten Augen in einer unglaublichen Geschwindigkeit und von einem lauten, schrillen Kreischen begleitet auf sie zu. Sally schrie auf, packte Nane am Arm und stolperte zurück zur Treppe, die nach oben führte. Zitternd rannte Sally die Treppe rauf und ließ sich in die Eingangshalle fallen.
„Was ist das denn für eine kranke Scheiße? Kein Wunder, dass die alle abgehauen sind!“, rief sie dann und klang schon fast hysterisch. Immer noch zitternd zog sie die Knie an und starrte ängstlich zum Kellereingang. Nane kniete sich neben sie und legte ihr die Hand auf die Schulter.
„Beruhige dich. Sie ist nur eine arme, einsame Seele, die an diesen Ort gebunden ist und ihn verteidigen will. Sie scheint uns nichts antun zu wollen, sonst hätte sie das vorhin getan. Sie hätte uns den Spiegel auch auf den Kopf
Weitere Kostenlose Bücher