Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
Handy heraus und wollte eine SMS schreiben. Doch nachdem sie das Schreibfenster eine Weile nachdenklich angestarrt hatte, steckte sie ihr Handy unverrichteter Dinge wieder zurück in die Hülle und schob es in ihre Rocktasche.
Kapitel 1: Rose Black
„Oh, du meine Güte, was ist das denn für ein unheimlicher Kasten?“, fragte Nane entgeistert, als Rose Black in Sicht kam. Das alte Herrenhaus, das auf der Klippe thronte, sah aus wie aus einem Geisterfilm. Es war riesengroß mit vielen kleinen Türmchen. Ein hoher Eisenzaun zog sich um das Grundstück. Dass der Garten total verwildert war, konnte man von Weitem schon erkennen. Die Regenwolken tauchten es in ein gruseliges, trübes Grau. Direkt hinter dem Haus musste die Klippe wohl steil zum Meer abfallen. Auch das Dorf war nahe am Rand zu den Klippen gebaut, die Felder erstreckten sich zur rechten Seite zum Wald hin. Ein paar kümmerliche Baumwollpflanzen wuchsen dort. Einige der Häuser des Dorfes waren schon verfallen, andere hatten kaputte Fenster oder schief hängende Türen. Nur wenige sahen noch bewohnbar aus.
„Ich wage zu bezweifeln, dass hier jemand wohnen will, selbst wenn wir diesen Geist vertreiben“, maulte Sally mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Sei doch nicht so negativ! Sieht alles viel schlimmer aus, als es ist. Das liegt bestimmt nur am Regen!“, entgegnete Viola.
„Wer hat dich denn jetzt gefragt?“
„Hey, lasst den Mist ihr beiden! Wir sind nicht zum Streiten hier!“, mischte sich Emily ein, während Lilith den Kleinbus vor einem Haus parkte. Sie stiegen aus, streckten und reckten sich nach der langen Fahrt, nahmen ihre Gepäckstücke und Lilith klingelte an der Tür. Eine große Frau öffnete ihnen. Sie war blond, blass und sehr schlank. Sie schien müde zu sein und trug ein billiges, unordentliches Kostüm. „Seit ihr die Leute, die mir geschickt wurden? Ich bin Nicole, Nicole Rose“, stellte sie sich vor und Lilith gab ihr die Hand.
„Genau die sind wir. Mein Name ist Lilith, das sind Dascha, Emily, Sally, Viola und Nane. Ich weiß, sie sind jung, aber sie sind hier in der Umgebung die Besten, die Sie finden können. Dürfen wir eintreten?“ Nicole machte die Tür ganz auf und führte sie in ein großes Wohnzimmer.
Es war spärlich eingerichtet, ein paar Sofas, ein großer Tisch, ein Schrank und jede Menge Schneiderpuppen, an denen sich nicht fertiggestellte Entwürfe befanden. Stoffe und Nähzubehör flogen überall herum, an eine Wand waren lauter Entwürfe gepinnt. Ein alter Kronleuchter hing an der Decke.
„Ihr meint also, dass ihr mir helfen könnt?“, fragte Nicole ungläubig, nachdem sie alle mit Getränken und ziemlich ekeligem, trockenem Kuchen versorgt hatte.
Die Mädchen nickten.
„Dann erzählen Sie doch mal, was Sie so wissen. Fangen Sie am besten mit dem Geist an“, sagte Sally und versuchte, nicht das Gesicht zu verziehen. Der Kuchen war wirklich widerlich; trocken und mehlig.
„Sagt doch Nicole zu mir, ihr könnt mich ruhig duzen. Dann komm ich mir nicht so alt vor! Also, dass Black Rose früher ein wunderschönes, reiches Dorf war, was vom Anbau von einem der besten Kaffees gelebt hat, wisst ihr bestimmt schon. Es fing erst an, bergab zu gehen, als meine Großmutter, Maria Rose, verschwand. Das heißt, es blieb noch eine Weile relativ ruhig, erst nach ein paar Monaten fing der Spuk an. Ein paar Jahre lang war nur das Herrenhaus betroffen. Doch dann verstarben die ersten Menschen. Ohne Grund, ihre Herzen hörten einfach auf zu schlagen. Je mehr Zeit verging, desto mehr Menschen starben und desto schlimmer wurde der Spuk in Rose Black.“
Sally unterbrach sie.
„Mit den Toten befassen wir uns später. Erzähl uns was über Maria. Wie und mit wem hat sie gelebt, wann und warum ist sie verschwunden? So was müssen wir wissen.“
Nicole dachte nach.
„Also, Maria hat jung geheiratet und hatte eine Tochter, meine Mutter. Ihr Mann hieß Edward Black, daher auch der Name Rose Black. Ihr Mann starb aber auf einer Reise, also nahm sie wieder ihren Mädchennamen an und lebte eine Weile mit ihrer Tochter alleine. Erst nach ein paar Jahren verlobte sie sich erneut, mit einem Mann namens James … der Nachname fällt mir grade nicht ein, auf jeden Fall war er ein reicher Händler. Doch es kam nicht zur Heirat, denn Maria verschwand eines Tages. Einfach so. Sie hat am Abend davor noch ihre Tochter ins Bett gebracht, am nächsten Morgen war sie spurlos verschwunden. Sie ist auch nie wieder aufgetaucht.
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