Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
Zumindest nicht mehr lebendig. Der Geist kam ein paar Wochen nach ihrem Verschwinden und vertrieb jeden aus Black Rose. Von da an wurden auch die Ernten immer schlechter. Als dann noch Menschen ohne Grund starben, gingen immer mehr Bewohner weg. Anfangs kamen noch neue, aber irgendwann kam niemand mehr. Jetzt leben hier kaum noch Leute, nur noch ich, ein paar Verwandte der Blacks und ein paar Arbeiter. Bitte helft uns, sonst müssen wir diesen Ort aufgeben!“, sagte sie dann verzweifelt.
„Wie verhält sich der Geist denn?“, fragte Nane nach.
„Sie ist unheimlich. Alles um sie herum wird kalt. Sie schmeißt Gegenstände um oder durch die Gegend, tauchte an den Betten von Gästen auf, läuft im Haus umher und manchmal hört man sie auch einfach nur. Dann ist im ganzen Haus ein Wimmern zu hören. Oder ein Schreien. Ich hab es selbst schon erlebt. Da ich Fotos von ihr habe, kann ich auch ganz sicher sagen, dass sie es ist. Sie sieht dir sehr ähnlich“, erklärte Nicole und zeigte auf Dascha.
„Zufällig heißt sie auch noch Maria mit zweitem Vornamen!“, sagte Emily. Nicole holte ein zerknittertes Foto aus ihrer Hemdtasche und gab es den Mädchen. Maria hatte tatsächlich eine große Ähnlichkeit mit Dascha. Etwas rundlich, große Augen, dunkle Haare. Sie trug die Haare sogar wie Dascha, nur länger.
„Die Todesfälle kamen also ein paar Jahre nach dem Geist erst? Dann können wir nämlich davon ausgehen, dass nicht der Geist dafür verantwortlich ist, sondern etwas anderes“, hakte Sally nach.
Nicole nickte.
„Keine Zusammenhänge zwischen den Opfern. Außer, dass sie alle hier gewohnt haben“, informierte sie dann. Anschließend stand sie auf, ging zum Schrank und holte etwas heraus. Dann ging sie zurück und drückte Sally einen großen, schweren Eisenschlüssel in die Hand. „Der Schlüssel zum Anwesen. Die Haustür ist nicht verschlossen, da geht eh niemand rein. Ihr könnt natürlich jederzeit in mein Haus kommen, ihr müsst dort nicht schlafen oder so, wenn ihr nicht wollt“, bot Nicole an.
„Macht wenig Sinn. Immerhin sollen wir herausfinden, was da vor sich geht, dann sollten wir auch vor Ort sein. Aber danke“, wehrte Lilith ab.
„Ich wollte euch nur wissen lassen, dass ihr hier jederzeit willkommen seid“, sagte Nicole schulterzuckend und begleitete die Gruppe wieder zur Tür.
„Warum ist sie eigentlich hier?“, fragte Sally auf den Weg zum Herrenhaus. Natürlich zeigte sie auf ihre kleine Schwester.
„Sally, nun lass es gut sein. Viola ist hier, weil die Todesfälle immer dann eintraten, wenn die Opfer geschlafen haben. Sie soll sich in den Träumen der Bewohner umsehen. Ihr werdet nicht viel miteinander zu tun haben. Also hör jetzt endlich mit deinem Gemecker und deiner schlechten Laune auf!“, wies Lilith sie zurecht.
„Ach mach dir nichts draus, Lilith. Ich darf doch jetzt Lilith sagen? Sie meint es nicht so“, wollte Viola schlichten.
„Halt du dich da gefälligst raus und geh rumschnüffeln! Woher willst du bitte wissen, was ich wann wie meine!", fuhr Sally sie an, dann widmete sie sich dem Schloss am Eisengitter. Dascha, Emily und Nane hatten schon genervte Gesichter, als endlich das Tor quietschend aufsprang. Dieses Gezicke zwischen den beiden Schwestern ging ihnen gehörig auf den Geist. Schweigend liefen sie durch den verwilderten Garten, in dem wohl schon seit Jahren nichts mehr gemacht worden war.
Kapitel 2: Sichtung
Rose Black war riesig. Es umfasste zwei Stockwerke, einen Keller und ein Dachgeschoss. Der Boden und die Treppen waren mit schweren, roten Teppichen ausgelegt. Die Wände waren holzvertäfelt und alte Gemälde, in erster Linie Portraits, hingen daran. Die Möbel waren aus dunklem, strahlend poliertem Holz. Dunkle Vorhänge waren vor die Fenster gezogen worden, riesige Kronleuchter hingen herab. Als sie eintraten, fanden sie sich in einer Eingangshalle wieder. Links und rechts gingen jeweils zwei Türen ab, vor ihnen erstreckte sich eine breite Treppe, die sich auf mittlerer Höhe jeweils nach links und nach rechts teilte. Rechts von der Treppe gähnte ihnen ein rechteckiges, schwarzes Loch entgegen, wahrscheinlich der Zugang zum Keller. Emily betätigte einen Lichtschalter. Mit einem leisen Klicken ging das Licht an. Also gab es im Haus noch Strom. Erleichtert atmete sie auf. „Sieht ja ganz nett aus hier. Kommt, wir suchen uns einen Schlafplatz“, schlug Sally vor, ging durch die Halle und öffnete eine Tür nach der anderen. Eine
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