Tödliche Legenden Sammelband 1 (German Edition)
Mädchen! Müsstest du nicht in der Schule sein?“, fragte Karina erstaunt. Sally setzte sich an einen der kleinen Tische und seufzte.
„Ja Meister, eigentlich schon. Aber weißt du, wir sind auf Abbadon getroffen. Du weißt schon, Wächterin der Hölle, bla, bla, bla. Emily ist jetzt Wächterin des Daemonum … im Gegensatz zu mir hast du bestimmt schon davon gehört, du weißt ja alles“, fing Sally an. Karina zog die Augenbrauen hoch, dann setzte sie sich zu Sally an den Tisch und lehnte sich zu ihr herüber.
„Eins der fünf großen Bücher ist hier?“, fragte sie ungläubig.
„Mich interessiert dabei eher, warum Abbadon mir erzählt hat, dass ich keine Morgenstern, sondern eine Elementum bin“, antwortete Sally trocken. Karina machte ein zerknirschtes Gesicht, nahm den Deckel der Zuckerdose und spielte nervös damit herum.
„Stimmt also. Meister, wer bin ich?“ Karina fiel der Deckel aus der Hand. Klirrend zerschellte er am Boden.
„Ist das denn so wichtig? Du bist Sally“, sagte sie dann und schob die Scherben mit dem Fuß unter den Tisch.
„Ja, das ist wichtig. Meister, ich HASSE die Morgensterns. Viola ist als Kampfgefährtin ja noch ganz ok, aber meine angeblichen Eltern? Du tust mir einen Gefallen, wenn du mir jetzt sagst, wer ich wirklich bin. Tut mir leid, dass ich so respektlos mit dir rede, aber das ist grade kein Spaß hier. Wer sind meine Eltern? Warum haben sie mich weggegeben? Glaub mir, Meister, ich bleibe so lange hier sitzen, bis du mit mir redest!“, schnaubte sie wütend.
„Ich habe wohl keine andere Wahl. Ja, du bist eine Elementum und keine Morgenstern. Abbadon hat nicht gelogen. Ich habe zwar keine Ahnung, was das Teufelsweib damit bezweckt hat, aber egal. Natürlich haben die Wächter des Elementum offiziell alle andere Namen. Um genau zu sein, ist es ein Orden um den aktuellen Wächter des Buches herum. Wie du dir denken kannst, ist der aktuelle Wächter des Elementum deine Mutter. Wenn du dich jetzt fragst, woher ich das weiß; du siehst genau so aus wie sie. Ich wusste, dass sie eine Tochter hatte und sie weggab, damit ihre Tochter nicht die nächste Wächterin werden muss. Und sich nicht in akute Gefahr begibt. Aber dass diese Tochter eines Tages bei mir vor der Tür stehen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Es tut mir so leid, dass ich dir darüber nichts gesagt habe, aber ich wollte Sandras Wunsch respektieren. Sandra, so heißt deine Mutter. Das Leben als Wächter eines der fünf großen Bücher ist sehr gefährlich. Nicht nur gute Menschen wissen von ihnen, im Gegenteil. Ich würde glatt behaupten, mehr Böse als Gute wissen von ihnen. Und sie jagen die Wächter. Du kannst dir sicher denken, was für ein Unheil jemand über diese Welt bringen würde, wenn er oder sie eines der Bücher benutzt! Ich hoffe, deine Freundin Emily bleibt lange Zeit von den Menschen verschont, die alles tun würden, um eines der Bücher in die Finger zu kriegen …“, schloss sie ihren Bericht. Sally starrte schweigend auf die Scherben, die unter dem Tisch lagen.
„Danke, Meister“, sagte sie dann leise, stand auf und wollte gehen. Da fiel ihr Blick auf eine Dreiergruppe schwarz gekleideter Mädchen, die am Brunnen standen.
„Wer sind die denn?“, fragte sie misstrauisch.
„DAS mein Kind, das habe ich mich auch schon gefragt! Tu mir bitte einen Gefallen und behalte die drei im Auge. Ich hab da ein ganz komisches Gefühl“, sagte Karina nachdenklich. Sally nickte kurz, dann ging sie. Karina schaute ihr mit gemischten Gefühlen nach.
Text Copyright © 2013 Sonja Planitz
Alle Rechte vorbehalten
Für Leyla
Todesburg
Von Sonja Planitz
„Hören Sie junge Lady, noch können wir umdrehen“, nuschelte der Mann vor sich hin. Mit kräftigen Ruderschlägen bewegte er das kleine Ruderboot auf die sich dunkel in der Mitte des Sees erhebende Insel zu. Der Mond hatte sich hinter den dunklen Regenwolken versteckt, kalter Nieselregen fiel auf sie herab. Nebelschwaden verhüllten die Insel, sodass sie kaum zu erkennen war. Es sah fast so aus, als hätte jemand den Nebel absichtlich um die Insel gelegt, damit niemand sehen konnte, was sich darauf befand.
„Berrywood Castle ist verflucht. Sie werden nicht zurückkehren. Höchstens in einem Sarg! Genau wie alle anderen, die vor ihnen auf diese Insel gefahren sind!“, fuhr er fort. Leyla hob ihre Taschenlampe und leuchtete zur Insel herüber.
„Ihre Sorge in Ehren. Aber glauben Sie
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