Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
sein.«
»Ich bin mir sicher, sie freuen sich darüber, daß das Geld, das sie für meine Ausbildung aufgewendet haben, nicht verschwendet wurde. Sieht zumindest nicht so aus.« Er streckte die Hand aus und tätschelte ihren Knöchel. »Ich habe weder
ein Trauma noch eine Narbe davongetragen. Hinsichtlich meiner Karriere war es sogar von Vorteil. Wer keine Wurzeln hat, muß sie auch nicht bei jedem Auftrag ausreißen.«
Vielleicht gab es keinen Grund, Mitgefühl für diesen Mann zu entwickeln, aber sie konnte nicht verhindern, daß sie es für den kleinen Jungen empfand, der er einmal gewesen war. »Wurzeln müssen einen nicht behindern«, meinte sie ruhig. »Und wenn man weiß, wie man sie verpflanzt, tun sie das auch nicht.«
»Kansas?«
»Ja?«
»Bei dir hat einer angebissen.«
»Bei mir … oh!« Wieder zerrte es an ihrer Schnur. Wenn Finn nicht schnell den Arm ausgestreckt und sie festgehalten hätte, wäre sie hochgesprungen und hätte das Boot zum Kentern gebracht. »Was mache ich denn jetzt? Ich hatte das ja völlig vergessen. Warte, warte«, rief sie, bevor er etwas erwidern konnte. »Ich will das selber tun.«
Wieder legte sich ihre Stirn in Falten, als sie sich darauf konzentrierte, den Fisch einzuholen. Sie fühlte den Widerstand des gegen die Schnur ankämpfenden Fisches. Einen Augenblick lang verspürte sie den Drang, ihn wieder freizulassen. Die Schnur straffte sich, und dann war ihr Wunsch zu siegen doch stärker als alles andere.
Unbeholfen ließ sie den Fang ins Boot plumpsen und schüttete sich dabei aus vor Lachen. »Der ist ja noch größer als deiner!«
Bevor Finn den Köder entfernen konnte, schlug sie ihm die Hand weg. »Das mache ich.«
Im Osten stieg die Sonne immer weiter nach oben. Finn und Deanna grinsten sich über eine fünf Pfund schwere Forelle hinweg an.
Auf ihrem Rückweg zum Blockhaus hatten sie vier Fische dabei, jeder von ihnen hatte zwei gefangen. Deanna wollte unbedingt einen Tie-Break durchsetzen, aber Finn hatte den Motor angeworfen. Man soll nicht mehr fangen, als man auch essen kann, hatte er ihr gesagt, als sie die Fische ausnahmen.
»Das war einfach toll.« Immer noch mächtig in Fahrt, wirbelte Deanna durch die Küche. »Wirklich großartig. Ich fühle mich wie ein Pionier. Gibt es den Fisch zum Mittagessen?«
»Sicher. Wir braten uns ein Stück. Doch laß mich zuerst wieder das Feuer im Wohnzimmer machen.«
»Ich dachte tatsächlich, es würde ganz langweilig«, sagte sie und folgte ihm. »Und das meine ich auf die gute Art.« Lachend fuhr sie sich mit der Hand durch die Haare. »Doch es war auch aufregend und irgendwie befriedigend.« Sie lachte erneut.
»Du hattest ja auch bald den Bogen raus.« Finn fügte noch einen Holzscheit hinzu, dann lehnte er sich ein wenig nach hinten. »Wir können morgen früh vor unserer Rückfahrt noch ein paar Stunden hinausfahren.«
»Das würde mir gut gefallen.« Sie beobachtete, wie der Schein des Feuers über seinen Unterarm tanzte, als er die ruhigen Flammen wieder zum Lodern brachte. Sie sah seinen Kopf von der Seite, das entspannte Gesicht, die dunklen Augen, die in das Feuer starrten. Seine Haare fielen ihm in die Stirn und kräuselten sich über dem Hemdkragen. »Ich bin froh, daß du mich hierhergebracht hast.«
Er blickte über die Schulter zu ihr herüber und lächelte. »Ich auch.«
»Und nicht nur wegen der Lektion im Angeln.«
Sein Lächeln verschwand, doch er sah ihr weiterhin direkt in die Augen. »Ich weiß.«
»Du hast mich hierhergebracht, damit ich den Zeitungen, dem ganzen Gerede und dieser häßlichen Sache entgehen konnte.« Sie blickte in das Feuer hinter ihm, wo die Flammen immer größer wurden. »Du hast mir keine einzige Frage mehr gestellt.«
Er legte den Schürhaken beiseite, drehte sich zu ihr um und sah ihr ins Gesicht. »Wolltest du das denn?«
»Ich weiß nicht.« Sie versuchte, ein Lächeln zustande zu bringen. »Was hättest du mich denn gefragt?«
Er stellte ihr die eine Frage, die ihn die ganze Nacht über wachgehalten hatte. »Hast du Angst vor mir?«
Deanna zögerte. »Ein bißchen«, hörte sie sich schließlich
sagen. »Doch eigentlich ängstige ich mich mehr vor dem, was du bei mir an Gefühlen auslösen kannst.«
Finn blickte wieder zurück zum Feuer. »Ich werde dich nicht drängen, Deanna. Zwischen uns wird nichts geschehen, das du nicht willst.« Er schaute wieder zu ihr zurück, seine Augen waren dunkel, sein Blick durchdringend. »Das verspreche ich
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