Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Wand über dem Waschbecken war verspiegelt, unten zog sich an ihr ein langer, mit einem Schachbrettmuster aus schwarzen und weißen Kacheln bedeckter Schrank entlang. Auf ihm stand ein tragbarer Fernseher, der mit dem Bildschirm zur Badewanne wies.
»Was für ein Bad!«
»Wenn du dich entspannen willst, kannst du das ruhig tun«, meinte Finn und erhob sich wieder.
»Kein Fernseher im Schlafzimmer?«
Finn öffnete eine Tür des Wandschranks. In der unteren Hälfte befanden sich drei Schubladen, oben fiel ihr Blick auf die Mattscheibe eines Fernsehgeräts. »Die Mikrowelle ist in der Nachttischschublade.« Als sie lachte, reichte er ihr die Hand. »Komm nach unten und leiste mir ein wenig Gesellschaft, während ich das Essen zubereite.«
»Du hast deine Taschen gar nicht hochgebracht«, meinte sie, als sie wieder nach unten gingen.
»Im Erdgeschoß ist noch ein anderes Schlafzimmer.«
»Oh.« Sie fühlte, wie sich die Spannung in ihr auflöste, auch wenn sie gleichzeitig einen Stich des Bedauerns verspürte.
Unten an der Treppe blieb er stehen, drehte sich um und legte ihr die Hände auf die Schultern. Dann gab er ihr einen zarten Kuß. »Alles okay?«
Für einen Augenblick lehnte sie ihre Stirn an seine. »Ja«, sagte sie, »alles okay.«
Und das war es auch. Sie saß an der Frühstückstheke und machte einen Salat, während Finn Kartoffeln in dünne Scheiben schnitt, um sie zu braten. Sie lauschte auf den Märzwind, der durch die immergrünen Sträucher wehte und an den Fenstern rüttelte. In der rustikalen Küche herrschte eine entspannte, angenehme Atmosphäre, während die Kartoffeln brutzelten, das Hähnchen gegrillt wurde und sie über seine Geschichten von den Abenteuern auf den Märkten in Casablanca lachte.
Die ganze Zeit murmelte leise der Küchenfernseher, die Welt war im Hintergrund mit dabei, aber irgendwie verstärkte das die Intimität der von ihnen geteilten Atmosphäre noch.
Es war jetzt warm und gemütlich. Draußen hatte sich die Dunkelheit vor die Fenster geschoben, und auf dem Küchentisch flackerte Kerzenlicht. »Wunderbar«, meinte sie, nachdem sie ein weiteres Mal vom Hähnchenfleisch gekostet hatte. »Du kannst es ja mit Bobby Marks aufnehmen.«
»Ich bin aber viel attraktiver.«
»Nun, zumindest hast du mehr Haar. Ich denke, ich sollte dir anbieten, morgen für uns zu kochen.«
»Das kommt ganz darauf an.« Er nahm ihre Finger in seine Hand und knabberte an ihren Knöcheln. »Wie steht es denn mit deinen Erfahrungen beim Braten frischer Fische?«
»Steht das auf dem Speiseplan?«
»Wenn uns unser Glück weiter hold ist, sollten wir morgen früh ein paar Fische aus dem See ziehen können.«
»Morgen früh?« Sie warf ihm einen verwunderten Blick zu. »Morgen früh gehen wir angeln?«
»Aber sicher. Was meinst du denn, warum ich dich hierhergebracht habe?« Als sie lachte, schüttelte er den Kopf. »Kansas, ich glaube, du hast den Gesamtplan noch nicht durchschaut. Nachdem wir gemeinsam ein paar Stunden die Angelrute geschwungen und ein paar Forellen gefangen und ausgenommen haben …«
»Ausgenommen?«
»Ja, klar! Danach wirst du mir einfach nicht mehr widerstehen können. Die Aufregung, die Leidenschaft, die elementare Sexualität des Angelns wird dich überwältigt haben.«
»Oder mich zu Tode langweilen.«
»Hab ein wenig Vertrauen. Um die Säfte in Wallung zu bringen, gibt es nichts Besseres als den Kampf von Mann – oder Frau – gegen die Natur.«
»Das ist ja tatsächlich ein ziemlich umfassender Plan.« Sie neigte sich auf ihrem Stuhl nach hinten und fühlte sich erstaunlich entspannt. »Hattest du schon viel Erfolg damit?«
Er grinste nur und öffnete eine neue Flasche Wein. »Willst du einen Blick auf meine Köder werfen?«
»Eher nicht. Damit kannst du mich ja morgen überraschen.«
»Ich wecke dich um fünf.«
Deanna erstarrte. Ihr Glas war nur wenige Zentimeter von ihren Lippen entfernt. »Um fünf Uhr? Morgen früh um fünf?«
»Zieh dich warm an«, riet er ihr.
Deanna war sich sicher gewesen, daß ihr eine unruhige Nacht bevorstand und ihre Nervosität wieder hochkommen würde, sobald das Haus um sie herum ruhig geworden war. Doch kaum hatte sie sich unter die Decken gekuschelt, fiel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf, aus dem sie von einer groben Hand gerissen wurde, die sie an der Schulter schüttelte.
Sie schlug die Augen auf, blinzelte in die Dunkelheit hinein und schloß sie wieder.
»Komm, Kansas, steh auf.«
»Ist Krieg?«
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