Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
strichen über die Spritze, als er nach ihrem Knöchel griff.
»Ich habe dich geliebt. Ich habe dich geliebt. Jetzt muß ich dir weh tun. Das ist der einzige Weg, auf dem du begreifen wirst. Und es ist nur zu unserem Guten. Das hat auch Onkel Matthew immer gesagt. Es ist nur zu unserem Guten. Du wirst hier drin bleiben, wirst die ganze Zeit bei Wasser und Brot hier drin bleiben, bis du bereit bist, dich zu benehmen.« Er sang die Worte, als er Deanna wieder zum Bett zerrte. »Ich tue doch mein Bestes, und das tue ich nur für dich. Ich habe dir ein Dach über dem Kopf gegeben, dich mit Kleidern versorgt. Ist das jetzt dein Dank dafür? Du mußt noch vieles lernen. Ich weiß das.«
Er schnappte sich ihre Hand, riß ihren Arm hoch.
In diesem Augenblick stieß sie ihm die Nadel in den Körper.
Finn hörte in der Ferne die Sirenen, aber sie waren bedeutungslos für ihn. Seine gesamte Konzentration war auf das vor ihm liegende Rätsel gerichtet. Es gab einen Weg hinein. Es gab immer einen Weg, und er würde ihn finden.
»Irgendwie muß es gehen«, murmelte er. »Dieser Scheißkerl ist doch nicht durch die Wände gegangen.« Seine Finger stießen gegen eine kleine Erhöhung. Er drehte daran, und lautlos öffnete sich die Wandverkleidung.
Mit der Spritze in der Hand stand Deanna neben dem Bett.
Jeff, der mit glasigem Blick ihren Namen murmelte, kroch über die Matratze auf sie zu.
»Ich liebe dich, Deanna.« Seine Hand strich noch einmal gegen ihre, dann sackte er in sich zusammen.
»Mein Gott, Deanna!« Mit einem einzigen Satz war Finn bei ihr und nahm sie in die Arme.
Sie schwankte, ihre Finger lösten sich, die Spritze fiel auf den Boden. »Finn.« Sein Name brannte in ihrer übel zugerichteten Kehle und fühlte sich für sie an wie der Himmel auf Erden. Wie aus weiter, weiter Ferne hörte sie ihn fluchen, als ein Ruck durch ihren Körper ging und sie erbebte.
»Hat er dir etwas angetan? Sag, hat er dich verletzt?«
»Nein, nein. Er wollte sich nur um mich kümmern.« Sie vergrub ihr Gesicht an Finns Schulter. »Er wollte sich nur um mich kümmern.«
»Laß uns hier weggehen.« Er führte sie durch die Öffnung in der Wand nach draußen, dann den Flur entlang, schloß ungeduldig die Haustür auf.
»Ich bat ihn die ganze Zeit, er solle mich nach draußen lassen.« Sie sog die frische Luft in sich hinein, sie kam ihr vor wie Wein. »Er hat auf dich geschossen, Finn. Er war das. Und er hat Tim umgebracht.«
Sie fuhr zusammen, als sie das Kreischen der Bremsen hörte.
»Na, ihr beiden?« Jenner stieg nur wenige Sekunden vor den zwei anderen Polizisten aus dem Wagen. Nach dem panischen Anruf von Fran Myers hatte er alles andere erwartet, als hier auf Finn zu treffen, der mit Deanna in den Armen die Stufen vor dem Haus herunterkam. Der Anblick stellte ihn jedoch sehr zufrieden. »Da sind Sie ja wohl doch wieder auf eigene Faust losgezogen, wie?«
»Einem Reporter kann man eben nicht trauen, Lieutenant.«
»Das denke ich auch. Schön Sie zu sehen, Miss Reynolds. Frohe Weihnachten.«
Deanna warf ihrem Spiegelbild einen prüfenden Blick zu. Die blauen Flecke an ihrem Hals waren verschwunden, der gehetzte Ausdruck in ihren Augen ebenfalls.
Ihr Herz jedoch war immer noch wund.
Joe hatte recht gehabt mit dem, was er ihr damals in ihrer Zeit als Reporterin immer gesagt hatte. Sie hatte viel zuviel Mitleid.
Doch im Moment konnte sie sich kein Mitleid leisten. In einer halben Stunde begann ihre Show.
»Hey.«
Sie blickte sich um, sah Finn. »Ein Hey zurück!«
»Hast du einen Moment Zeit?«
»Für dich habe ich mehr als nur einen Moment Zeit.« Sie drehte sich in ihrem Stuhl herum und hielt ihm ihre Hände hin. »Mußt du nicht diesen Flug erwischen?«
»Ich habe am Flughafen angerufen. Mein Flug geht erst mit zwei Stunden Verspätung. Ich habe also noch etwas Zeit.«
Ein argwöhnisches Leuchten kam in ihre Augen. »Du wirst mir aber nicht den Flug verpassen, ja?«
»Ich weiß, ich weiß. Arbeit ist Arbeit. Ich fliege für eine außerplanmäßige Woche nach Rom.« Er beugte sich zu ihr hinab und gab ihr einen Kuß. »Ich dachte, ich hätte vielleicht die Zeit, es ein letztes Mal zu versuchen, dich dazu zu überreden, mitzukommen.«
»Auch ich muß hier meine Arbeit tun.«
»Die Leute von der Presse werden nur so über dich herfallen.«
Sie wölbte ihre Brauen. »Alles nur Versprechungen.« Sie kam von dem Sessel herunter und drehte sich einmal im Kreis. »Na, wie sehe ich aus?«
»Wie jemand, den
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