Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
dich erpreßt und nicht mich. Sie wußte nämlich, daß ich mich an ihr schadlos halten würde, wenn sie mir damit käme.«
»Ich würde das alles gerne der Polizei erzählen.«
Behutsam führte er sie zum Bett zurück, wo sie sich eng aneinanderkuschelten. »Wir werden ihnen vieles erzählen. Morgen«, sagte er. Sanft hob er ihren Kopf. »Hättest du mich beschützt, Deanna?«
Sie wollte das zunächst abstreiten, doch dann entdeckte sie das verräterische Leuchten in seinen Augen. Sie wußte, daß er es genau merken würde, wenn sie log. »Ja. Und?«
»Nun, danke.«
Sie lächelte und hielt ihm ihren Mund entgegen.
Gar nicht weit weg weinte jemand heiße und bittere Tränen, die Kehle, Augen und Haut zu verbrühen schienen. Fotos von Deanna betrachteten die schluchzende Gestalt, lächelten ihr gütig zu. Drei Kerzen gaben das einzige Licht ab, ihre geraden, reinen Flammen leuchteten auf die Fotos, den einzelnen Ohrring, die mit einer goldenen Schnur umwickelte Locke, all die Schätze auf dem Altar einer enttäuschten Sehnsucht.
Daneben lagen Stapel von Videokassetten, doch der Fernsehbildschirm blieb heute abend dunkel und schwieg.
Angela war tot, aber das war noch nicht genug. Liebe, eine tiefe, dunkle, wahnsinnig machende Liebe hatte den Abzug der Waffe betätigt, aber das reichte noch nicht. Es mußte mehr sein.
Das Kerzenlicht warf den Schatten einer zu einer Kugel
zusammengekrümmten, von Verzweiflung gequälten Gestalt an die Wand. Deanna würde sehen, mußte sehen, daß sie geliebt, verehrt und bewundert wurde.
Und es gab einen Weg, das unter Beweis zu stellen.
Finn hätte das Interview lieber allein durchgeführt. Jenner ging es genauso. Da keiner von ihnen es aber schaffen konnte, den anderen abzuschütteln, fuhren sie gemeinsam zu Beekers Büro.
»Dann sollten wir einfach das Beste aus dieser Situation machen«, schlug Jenner vor. »Ich tue Ihnen einen Gefallen, Mr. Riley, und lasse Sie mitkommen.«
Die Äußerung brachte ihm einen frostigen Blick von Finn ein. »Ich komme nicht mit Ihnen mit, Lieutenant. Und lassen Sie mich Ihnen ins Gedächtnis zurückrufen, daß Sie weder über Kate Lowell noch über Beeker etwas wüßten, wenn wir nicht mit diesen Informationen zu Ihnen gekommen wären.«
Jenner grinste und rieb sich sein Kinn, das er sich beim Rasieren geschnitten hatte. »Und ich habe das Gefühl, daß Sie gar nicht zu mir gekommen wären, wenn Miss Reynolds nicht darauf bestanden hätte.«
»Sie fühlt sich wohler, wenn sie weiß, daß die Polizei sich der Dinge annimmt.«
»Und wie fühlt sie sich dabei, daß Sie bei den Ermittlungen mitmachen?« Finn schwieg. »Sie wissen es nicht«, beantwortete Jenner die Frage. »Als ein Mann, der seit letztem Juli zweiunddreißig Jahre lang verheiratet ist, sollte ich mir die Bemerkung gestatten, daß Sie sich auf ziemlich dünnem Eis bewegen.«
»Sie hat unheimliche Angst. Und das wird sich nicht eher ändern, bis wir Angelas Mörder dingfest gemacht haben.«
»Dagegen läßt sich nichts sagen. Aber kommen wir doch noch einmal auf diese Geschichte von Kate Lowell zurück. Als Reporter sind Sie ja da vielleicht anderer Meinung, aber ich meine, sie hat ein Recht auf ihre Privatsphäre.«
»Wenn man sein Geld damit verdient, dauernd im Lichte der Öffentlichkeit zu stehen, ist das kein sehr überzeugendes Argument. Ich glaube an das Recht, Bescheid zu wissen,
Lieutenant. Aber ich glaube weder an Erpressung noch daran, bei jemandem im Schlafzimmer herumzuspionieren.«
»Na, Sie sind ja jetzt richtig wütend geworden.« Erfreut fuhr Jenner bei Gelb über eine Kreuzung. »Mir tut Kate Lowell jedenfalls leid. Sie war damals ein Kind und hatte wahrscheinlich fürchterliche Angst.«
»Sie sind aber zart besaitet, Lieutenant.«
»Von wegen. Polizisten können sich das nicht erlauben.«
Doch Finn hatte recht, dachte Jenner. Und da ihm das überaus peinlich war, reagierte er aggressiv. »Es besteht immerhin die Möglichkeit, daß sie Angela Perkins getötet hat.«
Finn wartete, bis Jenner in zweiter Reihe geparkt und sein ›Polizist im Dienst‹-Schild auf dem Armaturenbrett umgedreht hatte. »Das müssen Sie mir noch näher erklären.«
»Kate Lowell streitet sich im Hotel mit Angela. Sie hat Angelas Ränkespiele satt und ist darüber erzürnt, daß Angela sie wegen einer Sache, die passiert ist, als sie noch grün hinter den Ohren war, büßen läßt.«
»Na, da kommt ja schon wieder Ihre zarte Saite zum Vorschein. Aber erzählen Sie
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