Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
sammelte alles an Kraft, was sie noch hatte, und sagte: »Danke!«
Als sie wieder zu Hause waren, hatte der Schneeregen aufgehört. Die Luft war naßkalt, alles wirkte finster. Dicke, schwarze Wolken hingen am Himmel. In einem der vorderen Fenster brannte Licht. Golden strömte es durch das Glas und hieß sie mit seiner Behaglichkeit willkommen. Als Finn den Schlüssel ins Schloß steckte, fing der Hund an zu bellen.
Eigentlich hätte es eine richtige Heimkehr sein sollen, doch der allgegenwärtige Farbgeruch erinnerte sie daran, daß ihrem Zuhause Gewalt angetan worden war. Im Flur waren noch die Laken ausgebreitet, die den Boden vor Farbspritzern schützten, und das Hundegebell hallte hohl zurück.
Aus so vielen Zimmern war zerbrochenes Geschirr und beschädigtes Mobiliar herausgeräumt worden. Die Heimkehr glich dem Gruß eines todkranken Freundes.
»Wir können immer noch in ein Hotel gehen.«
Deanna schüttelte den Kopf. »Nein, das wäre nur ein anderer Weg, das zu verstecken. Ich fühle mich immer noch verantwortlich dafür.«
»Dann arbeite daran.«
Die Ungeduld in seiner Stimme entging ihr nicht. Sie bückte sich, um den Hund zu streicheln, während Finn sich aus seinem Mantel schälte. »Das waren alles deine Sachen, Finn.«
»Genau, Sachen.« Er hängte seinen Mantel an die Flurgarderobe. Im Spiegel sah er, wie sie ihren Kopf über den des Hundes neigte. »Einfach nur Sachen, Deanna. Sie waren versichert und sind alle ersetzbar.«
Sie blieb, wo sie war, hob aber den Kopf. Ihre großen Augen wirkten erschöpft. »Ich liebe dich so sehr, Finn. Und ich kann den Gedanken kaum ertragen, daß er hier war und alles, was dir gehörte, angefaßt hat.«
Er kauerte sich neben sie, was den Hund veranlaßte, sich voller Vorfreude auf den Rücken zu drehen. Doch Finn ignorierte ihn und nahm Deanna an den Schultern. Sein Blick war auf einmal grimmig geworden. »Du bist das einzige für mich, das unersetzbar ist. Als ich dich zum ersten Mal getroffen habe, wußte ich, daß mir noch nie zuvor etwas so viel bedeuten würde wie du und daß das auch für die Zukunft gilt. Begreifst du das?« Mit einer groben Bewegung fuhr seine Hand in ihre Haare. »Meine Gefühle für dich sind absolut überwältigend und erschreckend. Sie sind einfach alles.«
»Ja.« Sie faßte mit beiden Händen sein Gesicht, führte seinen Mund an ihre Lippen. »Das begreife ich.« Gefühle stiegen in ihr hoch, flossen in ihren Kuß, so daß ihre Lippen ihn nervös bedrängten. Als Finn an ihrem Mantel zerrte, wand sich der Hund winselnd zwischen ihnen hin und her.
»Wir machen Cronkite verlegen«, murmelte Finn und zog Deanna wieder hoch.
»Wir sollten ihm ein Weibchen suchen.«
»Du willst nur wieder ins Tierheim und einen anderen Köter befreien.«
»Wenn du das schon selber sagst …« Doch ihr Lächeln verflog rasch. »Finn, ich muß mit dir noch etwas besprechen.«
»Das klingt nach einer ernsten Sache.«
»Können wir hochgehen?«
Sie wollte ins Schlafzimmer, weil dieser Raum bereits fast vollständig wiederhergestellt war. Finn hatte darauf geachtet, daß dort die Arbeiten als erstes beendet wurden. Die Stelle über dem Bett, an der die verzweifelte Botschaft an der Wand gestanden hatte, war frisch gestrichen. Dort hatte er das Bild aufgehängt, das er ihr vor so langer Zeit vor der Nase weggeschnappt hatte.
Erweckungen . Diese leuchtenden Farbspritzer, diese Kraft und diesen Schwung, all dies brauchte sie jetzt dort als Erinnerung an das Leben. Und so war das Zimmer zu einem Zufluchtsort geworden.
»Du bist noch ganz durcheinander wegen Kate, nicht wahr?«
»Ja.« Sie hielt seine Hand fest, als sie die Treppe hochgingen. »Aber mir geht es jetzt um etwas anderes.« Sie ging in das Schlafzimmer, zum Kamin hinüber, zum Fenster, wieder zurück. »Ich liebe dich, Finn.«
Ihr Tonfall machte ihn mißtrauisch. »Das haben wir ja bereits festgestellt.«
»Dich zu lieben bedeutet aber nicht, das Recht zu haben, in jeden Bereich deines Lebens einzudringen.«
Neugierig neigte Finn den Kopf. Deanna war für ihn wie ein aufgeschlagenes Buch. Sie machte sich Sorgen. »Welche Aspekte gehören für dich denn zu jenen, zu denen du keinen Zugang haben solltest?«
»Du ärgerst dich.« Verblüfft warf sie die Hände in die Luft. »Ich werde nie ganz nachvollziehen können, wie leicht ich dich aus der Reserve locken kann, insbesondere, wenn ich versuche, vernünftig zu sein.«
»Ich kann es nicht ausstehen, wenn du denkst, du wärest
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