Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Kapitel
M arshall Pike hatte seit mehr als einer Stunde auf dem CBC-Parkplatz in seinem Wagen gewartet, bis Deanna endlich aus dem Gebäude kam. Bei ihrem Anblick spannten sich ungewollt seine Muskeln an, was ihn verärgerte, aber auch erregte. Die vergangenen zwei Jahre war er gezwungen gewesen, sich mit Bildern von ihr auf dem Fernsehbildschirm zufriedenzugeben. Sie jetzt im fahlen Licht der Dämmerung mit ihrem kurzen Rock und ihren darunter aufblitzenden Beinen zu sehen, als sie sich eilig einer schwarzen Limousine näherte, übertraf alles, was er an Erinnerung an sie hatte.
»Deanna«, rief er ihr zu, während er hastig aus seinem Auto stieg.
Sie blieb stehen, blickte im Halbdunkel der rasch hereinbrechenden Nacht zu ihm herüber. Das schnelle, freundliche Lächeln, mit dem sie grüßte, verebbte. »Marshall, was willst du?«
»Du hast auf keinen einzigen Anruf von mir geantwortet.« Er verwünschte sich für seinen ungehaltenen Tonfall, denn eigentlich hatte er stark und dynamisch auftreten wollen.
»Ich hatte keinerlei Interesse, mit dir zu sprechen.«
»Jetzt wirst du aber mit mir sprechen.« Wie eine Klammer legte sich seine Hand um ihren Arm, was Deannas Fahrer dazu veranlaßte, aus dem Wagen zu springen.
»Pfeif deinen Hund zurück, Deanna. Du hast doch sicherlich fünf Minuten Zeit für mich.«
»Es ist alles in Ordnung, Tim.« Bevor sie sich jedoch ihrem Fahrer zuwandte, schob sie Marshalls Hand weg. »Ich werde Sie nicht lange warten lassen.«
»Kein Problem, Miss Reynolds.« Der Fahrer bedachte
Marshall mit einem genau bemessenen Blick, tippte dann an seine Dienstmütze. »Absolut kein Problem.«
»Vielleicht könnten wir einen Moment ungestört sein?«
Marshall deutete über den Parkplatz hinweg. »Dein Aufpasser wird dich die ganze Zeit sehen können, Deanna. Ich bin mir sicher, er wird angehechtet kommen, um dich zu retten, sollte ich dir auch nur ein Haar zu krümmen versuchen.«
»Ich glaube, mit dir werde ich schon allein fertig.« Sie überquerte mit ihm den Parkplatz und hoffte, daß das Treffen nicht zu lange dauern würde. Der Wind war bitterkalt, und sie war nicht gerade begeistert davon, sich mit Marshall zu unterhalten. »Da ich mir nicht vorstellen kann, daß es irgend etwas Persönliches zwischen uns zu besprechen gibt, nehme ich an, du willst mit mir über Angela reden.«
»Ich könnte dir helfen.«
»Als Psychologe?« Der Wind und der Ärger ließen das Blut in ihre Wangen schießen und ihre Augen aufblitzen. »Nein danke. Doch jetzt sag mir, was du willst.«
Einen Augenblick lang starrte er sie an. Immer noch war sie für ihn vollkommen, frisch und verführerisch, mit leuchtenden Augen und feuchten Lippen. »Iß mit mir zu Abend«, sagte er schließlich. »In dem französischen Restaurant, das du immer so gerne gemocht hast.«
»Marshall, bitte.« Ihre Stimme klang nicht wütend, nur mitleidig, was wie rostige Klingen an seinem Selbstwertgefühl kratzte.
»O ja, vermutlich habe ich vergessen, dir zu deiner Verlobung mit unserem schneidigen Korrespondenten zu gratulieren.«
»Danke. Ist das alles?«
»Ich will die Akte.« Weil sie ihn so verdutzt ansah, verstärkte er seinen Griff. »Mach mir nichts vor, Deanna. Ich weiß, daß Angela dir eine Kopie des Berichtes mit den Ergebnissen der Nachforschungen über mich gegeben hat. Das hat sie mir selbst gesagt, hat sich noch daran geweidet. Ich habe bis jetzt nicht danach gefragt, weil ich gehofft hatte, du würdest allmählich erkennen, was ich dir alles bieten kann.
Unter den gegebenen Umständen brauche ich die Akte jetzt jedoch.«
»Ich habe sie nicht.«
Zorn verdunkelte sein Gesicht. »Du lügst. Sie hat sie dir gegeben.«
»Ja, das hat sie auch.« Ihr Arm pochte jetzt und tat ihr weh, aber sie weigerte sich, gegen Marshalls Griff anzukämpfen. »Glaubst du wirklich, ich hätte die Akte die ganze Zeit aufbewahrt? Die habe ich schon vor Jahren vernichtet.«
Jetzt packte er sie an beiden Armen, hob sie fast vom Boden hoch. »Das glaube ich dir nicht.«
»Mir ist völlig egal, was du glaubst oder nicht. Ich habe die Akte nicht.« Eher wütend als verängstigt, versuchte sie sich aus seinem Griff zu befreien. »Kannst du nicht begreifen, daß ich einfach nicht genug Interesse an dieser Sache hatte, um die Akte aufzubewahren? Du warst mir einfach nicht wichtig genug.«
»Du Miststück.« Viel zu wütend, um noch klar denken zu können, zerrte er sie zu seinem Auto. »Mit dieser Akte wirst du mich nicht länger
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