Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
nur weiter«, forderte Finn den Detective auf, während er aus dem Wagen stieg.
»Kate hat es satt, dauernd von Angela bedroht zu werden und bedroht statt dessen sie. Sie hört das Zimmermädchen im Schlafzimmer und verläßt das Hotel. Aber dann verfolgt sie Angela zum CBC-Gebäude, stellt sie im Studio und ermordet sie. Dann kommt Deanna herein, und ab da wird sie kreativ. Sie ist seit Jahren im Filmgeschäft tätig und weiß, wie eine Kamera eingeschaltet und bedient wird.«
»Ja.« Ein kurzer, schneidender Windstoß führte den Geruch nach dem Wasser des Sees mit sich. Finn nahm ihn mit seiner ganzen Frische begierig in sich auf, als sie die Straße überquerten. »Dann beschließt sie, ihr Motiv zu verbergen, indem sie genau mit der Geschichte an der Öffentlichkeit tritt, wegen der sie Angela umgebracht hat. Besser die Welt weiß von ihrem unehelichem Kind als von dem Mord.«
»Das haut aber nicht ganz hin«, folgerte Jenner.
»Ich sehe das genauso. Wenn Beeker auch nur halb soviel Gemeinheiten bei sich angesammelt hat, wie Kate denkt,
dann haben wir um die Mittagszeit noch ein Dutzend anderer Szenarien.« Sie betraten das Bürogebäude. Jenner zeigte dem Sicherheitsdienst in der Lobby kurz seine Marke.
Weiter oben warf Jenner einen prüfenden Blick in den breiten Flur. Die Ölgemälde waren Originale von erstklassiger Qualität, der Teppich war dick. Hohe Pflanzen mit großen Blättern standen alle paar Meter in Nischen an der Wand.
Die Glastüren zur Privatdetektei Beeker öffneten sich wispernd. Die beiden Männer gelangten in einen weitläufigen Empfangsbereich, in dem auch eine schmucke Miniaturfichte zur Weihnachtszeit nicht fehlen durfte.
Eine durchgestylte Brünette um die dreißig herrschte über den kreisförmigen, aus Glasblöcken bestehenden Empfangstisch. »Was kann ich für Sie tun?«
»Wir suchen Mr. Beeker.« Jenner reichte der Empfangsdame seinen Ausweis.
»Mr. Beeker ist gerade bei einer Konferenz, Lieutenant. Könnte auch einer seiner Mitarbeiter Ihnen helfen?«
»Nein, wir müssen zu Mr. Beeker persönlich«, meinte Jenner. »Dann werden wir solange warten. Aber an Ihrer Stelle würde ich ihn anrufen.«
»Wie Sie meinen.« Ihr freundliches Lächeln wurde ein wenig kühler. »Darf ich fragen, um was es geht?«
»Um Mord.«
»Na, der haben Sie es aber gegeben«, murmelte Finn, als sie zu den Polstersesseln im Wartebereich hinübergingen. »Da wäre ja Joe Friday vor Neid erblaßt.« Er schaute sich um. »Ein ganz schön vornehmes Ambiente für einen Privatdetektiv.«
»Wenn er ein paar Klienten wie Angela Perkins hat, kann er im Monat einstreichen, was ich in einem ganzen Jahr nicht verdiene.«
»Lieutenant Jenner?« Die Empfangsdame stand unübersehbar verärgert in der Mitte des Raumes. »Mr. Beeker möchte Sie sehen.« Sie führte sie durch eine weitere Glastür an etlichen Büros vorbei, klopfte schließlich leise gegen die Tür am Ende des Korridors und öffnete sie.
Clarence Beeker entsprach seinem Büro. Perfekt in der äußeren
Erscheinung und von unaufdringlicher Eleganz stand er ihnen zu Diensten und hatte sich bei ihrem Eintritt hinter seinem Designerschreibtisch erhoben. Er war mittelgroß und schlank und reichte ihnen eine feingliedrige Hand.
Das an den Schläfen ergraute Haar, seine feinen Gesichtszüge, die durch etliche Falten nur noch gewannen, vervollständigten das Bild.
»Dürfte ich einen Blick auf Ihren Ausweis werfen?« Seine sanfte Stimme war wie kühle Sahne auf kräftigem Kaffee.
Jenner war enttäuscht. Er hatte einen Privatdetektiv der abgerissenen Sorte erwartet.
Beeker setzte sich seine Lesebrille mit dem Silbergestell auf und studierte Jenners Dienstmarke. »Sie erkenne ich auch so, Mr. Riley. Ich sehe mir häufig am Dienstagabend Ihre Sendung an. Da Sie einen Reporter mitgebracht haben, Detective Jenner, nehme ich an, daß es sich um einen inoffiziellen Besuch handelt.«
»Er hat durchaus auch seine dienstlichen Seiten«, stellte Jenner klar.
»Nun, bitte, setzen Sie sich doch. Was kann ich für Sie tun?«
»Ich bin verantwortlich für die Ermittlungen im Mordfall Angela Perkins«, begann Jenner. »Sie war eine Klientin von Ihnen.«
»Das ist richtig.« Beeker nahm hinter seinem Schreibtisch Platz. »Es hat mich schockiert und betrübt, von ihrem Tod zu lesen.«
»Wir haben Informationen, die uns Grund zu der Annahme geben, daß sie eine ganze Reihe von Leuten erpreßt hat.«
»Erpressung!« Beeker hob seine ergrauten Brauen. »Dieser
Weitere Kostenlose Bücher