Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
noch gar nicht sehen konntest, ist dein Anteil daran und deine Verantwortung. Ich bin mir sicher, daß du mit mir übereinstimmst, wenn ich sage, daß eine erfolgreiche Beziehung nie das Ergebnis der Bemühungen nur einer Person ist. Die ganzen Wochen über, in denen wir zusammen waren, bin ich sehr geduldig gewesen und habe darauf gewartet, daß du unserer Beziehung gestattest, auch den ganz natürlichen und überaus menschlichen Aspekt der Sinnenlust zu umfassen.«
Sie hatte nicht geglaubt, daß er sie noch ein weiteres Mal schockieren konnte, doch sie hatte sich geirrt. »Du meinst, weil ich nicht mit dir ins Bett gehen wollte, zwang ich dich dazu, dich Angela zuzuwenden?«
»Du siehst nicht die Grautöne, Deanna«, meinte er geduldig. »Ich habe deinen Wunsch und dein Bedürfnis, ganz langsam voranzuschreiten, respektiert, andererseits muß aber auch ich mich um die Befriedigung meiner Bedürfnisse kümmern. Die Sache mit Angela war bestimmt ein Fehler …«
Sie nickte langsam. »Verstehe. Ich bin froh, daß wir das noch klären konnten, Marshall, bevor es mit uns weiterging.
Und jetzt werde ich ganz vernünftig mit dir reden und dir sagen, daß du dich gefälligst zum Teufel scheren kannst!«
Deanna ging zur Tür. Ihre Augen funkelten, als Marshall ihr den Weg verstellte. »Wir haben noch nicht Schluß gemacht, Deanna.«
»Ich habe mit dir Schluß gemacht, und das ist alles, was zählt. Wir haben beide einen Fehler begangen, Marshall, und zwar einen großen Fehler. Und jetzt geh mir aus dem Weg und komm mir bitte nicht weiter in die Quere, sonst mache ich den nächsten Fehler und bringe uns beide in eine peinliche Situation, indem ich dir die Haut vom Gesicht kratze.«
Steifbeinig trat er beiseite. »Ich bin bereit, mich mit dir darüber zu unterhalten, wenn du dich wieder ein wenig beruhigt hast.«
»Oh, ich bin ruhig«, murmelte sie auf dem Weg zum Studio. »Ich bin völlig ruhig, du Scheißkerl.«
Sie schob sich durch die Studiotüren, lief mit energischen Schritten zu ihrem Platz hinter dem Tisch für die Moderatoren und setzte sich.
Während des ganzen ersten Teils der Sendung ließ Finn sie nicht aus den Augen. Dann hatte er sich davon überzeugt, daß sie sich im Griff hatte, schlich sich davon und ging zum Fahrstuhl.
Bei einem feierlichen Glas Champagner verfolgte Angela in ihrem Büro das Mittagsmagazin . Die Worte oder die Bilder interessierten sie nicht weiter, ihr Interesse galt Deanna, und sie war von ihr völlig fasziniert. Das Mädchen wirkt so kühl und süß wie ein Eisbecher mit Sirup und Sodawasser, dachte Angela, von den Augen einmal abgesehen. Allerdings wäre Angela auch bitter enttäuscht gewesen, wenn sie die geballte Wut in Deannas Blick nicht hätte wahrnehmen können.
»Das hat gesessen«, murmelte sie erfreut.
Ich gewinne, dachte sie, konnte sich aber nicht des schmerzhaften Stichs der Bewunderung erwehren.
Im Ledersessel neben ihrem Schreibtisch zusammengerollt, nippte sie am Champagner und lächelte. Am Schluß hob sie das Glas, um Deanna schweigend zuzuprosten.
»Sie hat Stil, nicht wahr?« meinte Finn von der Tür aus.
Man mußte anerkennen, daß Angela nicht in die Höhe fuhr. Sie nippte weiter ungerührt an ihrem Glas und schaute auf den Bildschirm. »Unbedingt. Mit dem richtigen Lehrer könnte sie noch weit kommen.«
»Ist das die Rolle, die du dir selbst zugedacht hast?« Finn durchquerte das Zimmer, umrundete den Schreibtisch und stellte sich hinter Angelas Sessel. »Willst du ihr vielleicht deine Art vorwärtszukommen beibringen?«
»Meine Art vorwärtszukommen funktioniert. Dee wäre die erste, die dir erzählen würde, wie großzügig ich mich ihr gegenüber gezeigt habe.«
»Sie macht dir angst, nicht wahr?« Finn ließ seine Hände auf Angelas Schultern sinken und hielt sie fest, so daß sie jetzt beide Deannas Bild vor Augen hatten.
»Warum sollte sie?«
»Weil sie mehr als nur Stil hat. Stil hast du selbst genug. Sie ist intelligent, aber das bist du auch. Und sie hat Kraft und Elan, wie du. Doch dann übertrifft sie dich, Angela, denn sie hat Klasse, sie hat Format, und zwar von Haus aus.« Als sie begann, sich unruhig auf ihrem Sessel hin und her zu bewegen, gruben sich seine Finger tief in ihre Schultern. Er konnte nicht ahnen, wie sehr er ins Schwarze getroffen hatte. »Und das ist etwas, was du niemals haben wirst. Du kannst noch so viele Perlen und Tausend-Dollar-Kostüme tragen, es wird nichts nutzen. Denn das kannst du dir nicht einfach
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