Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
anziehen. Du kannst das auch nicht einfach irgendwo kaufen und auch nicht so tun, als hättest du es.« Er drehte den Sessel herum und beugte sich über sie, so daß ihre Gesichter dicht voreinander waren. »Und so wirst du dir das niemals aneignen können. Deshalb jagt dir diese Frau panische Angst ein, und du hast jetzt einen Weg gefunden, ihr zu zeigen, wer hier – vermeintlich, wohlgemerkt – die Größte ist.«
»Ist sie zu dir gerannt, Finn?« Ihre Erschütterung war größer, als sie sich einzugestehen wagte, doch sie hob das Glas und nippte zart daran, auch wenn der Drink ihr jetzt eher wie eine Krücke vorkam. »War sie schockiert und am Boden zerstört und schrie sie danach, getröstet zu werden?«
»Du bist ein solches Miststück, Angela.«
»Das hat dir doch immer an mir gefallen.« Ihre Augen lachten über den Rand ihres Glases hinweg. Mit einem Achselzucken meinte sie: »Ehrlich gesagt, es tut mir leid, daß sie auf diese Weise verletzt wurde. Es läßt sich zwar nicht abstreiten, daß Marshall nicht der Richtige für sie war, aber ich weiß, daß sie ihn mochte. Doch es war einfach eine Tatsache, daß ich eine große Anziehungskraft auf ihn ausübte und er auf mich ebenfalls.« Und weil Angela diese Entschuldigung nur allzugern glauben wollte, tat sie das auch, und sie klang ganz aufrichtig dabei. »Dann sind uns die Dinge allerdings ein wenig entglitten, und ich gebe allein mir die Schuld daran. Es war einfach gedankenlos.«
»Verdammt, das war alles andere als gedankenlos! Du holst doch nicht einmal Luft, ohne dir vorher deine Gedanken darüber zu machen.«
Sie lächelte wieder und blickte durch ihre Wimpern zu ihm hoch. »Jetzt sei doch nicht so eifersüchtig, Finn.«
»Du bist wirklich zu bemitleiden. Denkst du etwa, wegen dieser kleinen Vorführung von dir würde Deanna zusammenbrechen?«
»Wenn sie ihn geliebt hätte, bestimmt.« Sie verzog die Lippen und musterte ihre Fingernägel. »Also habe ich ihr vielleicht sogar noch einen Gefallen getan.«
Er lachte. »Stimmt vielleicht, wer weiß. Mir jedenfalls hast du einen Gefallen getan, soviel steht fest.« Er drehte sich wieder zu ihr um und grinste. »Ich will sie, und du hast mir den Weg zu ihr freigemacht.« Dem Glas, das sie auf ihn schleuderte, mußte er nicht einmal ausweichen. Mehr als zwanzig Zentimeter von seinem Kopf entfernt zerplatzte es am Fenster. Erfreut steckte Finn die Hände in die Taschen.
»Du kannst ja immer noch nicht zielen.«
Kein Lachen war von ihr zu hören, auch von dem Bedauern war nichts mehr zu spüren, das sie sich eingeredet hatte. Jetzt gab es für sie nur noch Wut. »Meinst du etwa, sie will noch etwas von dir wissen, wenn sie gehört hat, was ich ihr über dich erzählen kann?«
»Meinst du, sie würde dir nach deinem Auftritt hier überhaupt
noch zuhören?« Seine Augen brachten deutlich zum Ausdruck, daß er nicht die geringsten Befürchtungen hegte. »Dieses Mal bist du über dein Ziel hinausgeschossen. Sie wird nicht bei dir angewinselt kommen, sondern die Sache durchstehen. Sie wird sogar noch besser werden, und du wirst ganz schön auf der Hut sein müssen.«
»Glaubst du, irgendeine kleine, anspruchslose Nachrichtensprecherin könnte mich beunruhigen?« fragte sie. »Ein Telefonat von mir, und sie ist weg vom Fenster. Einfach so.« Sie schnippte mit den Fingern. »Wer hat denn diesen Sender die letzten beiden Jahre über Wasser gehalten? Und wie wird es wohl mit ihm weitergehen, wenn ich hier meine Zelte abbreche?«
»Dann gehst du also doch.« Finn nickte und schaukelte auf seinen Fersen nach hinten. »Nun, herzlichen Glückwunsch und gute Reise.«
»Genau. Mit Beginn der neuen Saison bin ich nämlich in New York, und dort wird Angela von mir selbst produziert. Dann werden die Zweigsender von CBC angekrochen kommen und mir den Preis zahlen, den ich verlange, um die Show senden zu dürfen. In zwei Jahren bin ich die mächtigste Frau in der Branche.«
»Das könntest du sogar schaffen«, gab er zu. »Zumindest für eine gewisse Zeit.«
»Ich werde immer noch an der Spitze stehen, wenn du dir für einen Zwei-Minuten-Bericht für die Spätnachrichten die Hacken abläufst.« Sie zitterte jetzt, immer wieder wurde ihre Wut von ihrer Unsicherheit wie mit Nadeln durchstochen. »Die Menschen wollen mich, sie bewundern mich, sie schätzen mich sehr.«
»Auf mich traf das auch alles einmal zu.«
Finn und Angela drehten sich zur Tür. Eine durch das Make-up für die Kamera ganz bleich wirkende
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