Tödliche Liebe: Roman (German Edition)
Deanna stand dort. Ohne große Überraschung bemerkte sie, daß Angela die meisten Rosen gerettet und in augenfälliger Weise auf ihren Schreibtisch gestellt hatte.
»Deanna.« Mit Tränen in den Augen flog Angela durch das Büro. »Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei dir dafür entschuldigen soll.«
»Am besten gar nicht. Da nur wir drei hier zugegen sind, können wir ja offen miteinander sprechen. Ich weiß, daß du diese ganze Episode von Anfang bis Ende geplant hast. Alles war so arrangiert, daß ich genau zum fraglichen Zeitpunkt in dein Büro kommen mußte.«
»Wie kannst du so etwas sagen?«
»Ich sah dein Gesicht.« Ihre Stimme versagte ihr, doch sie faßte sich wieder. Auf keinen Fall wollte Deanna die Beherrschung verlieren. »Ich sah dein Gesicht«, wiederholte sie. »Ich bin mir nicht sicher, ob du mir damit beweisen wolltest, daß ich mich in Marshall geirrt habe, oder ob du es getan hast, weil ich dein Angebot nicht annehmen konnte. Vielleicht war es ja auch beides.«
Angelas Stimme bebte. Jetzt war die Verletzung, die darin zu hören war, genauso echt wie die Perlen an ihrem Hals. »Du solltest mich eigentlich besser kennen.«
»Ja, eigentlich hätte ich dich besser kennen sollen. Aber ich wollte an dich glauben, wollte mir damit schmeicheln lassen, daß du mir behilflich sein und etwas in mir sehen würdest. Daher habe ich nie hinter die Oberfläche geblickt.«
»Nur wegen eines Mannes wirfst du also unsere Freundschaft weg.« Ihre Tränen wegblinzelnd, wandte Angela sich ab.
»Nein. Mir bin ich das schuldig. Und ich wollte, daß du das weißt.«
»Ich habe meine Zeit auf dich verwandt, dir meine Unterstützung gegeben und meine Zuneigung geschenkt.« Angela wirbelte herum. Urplötzlich tobte sie los: »Mir gibt keiner einen Korb!«
»Ich schätze, dann bin ich wohl die erste. Viel Glück in New York.« Besser hätte ich es wirklich nicht sagen können, dachte Deanna, als sie hinausgingen.
»Sei bloß auf der Hut«, murmelte Finn, als er behutsam die Tür hinter ihnen schloß.
Neuntes Kapitel
A NGELA TAUSCHT NEW YORK GEGEN CHICAGO TALK-SHOW-KÖNIGIN REGIERT JETZT IN NEW YORK MILLIONEN-DOLLAR-VERTRAG FÜR CHICAGOS BLONDEN LIEBLING
Hämische Schlagzeilen begleiteten Angelas Schritt. Sogar so seriöse Blätter wie die Chicago Times, The New York Times oder The Washington Post widmeten ihren Aufmacher diesem Thema; einen sonnigen Junitag lang drängte ihre rekordverdächtige Vereinbarung die schwierige Lage der Wirtschaft und die Unruhen im Nahen Osten in den Hintergrund.
Sie war in ihrem Element.
Mit königlicher Großzügigkeit gewährte sie Interviews, empfing in ihrem Haus ein Team von People , schwatzte am Telefon mit Liz Smith. Sie wurde in Variety zitiert und genehmigte ein Layout im McCall’s .
Durch harte Arbeit, blinden Ehrgeiz und rücksichtsloses Draufgängertum hatte sie endlich das erlangt, wonach sie sich immer gesehnt hatte: ungeteilte Aufmerksamkeit.
Sie war klug genug, für die CBC, Delacort und Chicago nur Lob übrig zu haben. In der Sendung Entertainment Tonight fabrizierte sie sogar ein paar Tränen.
Und das Personal, das für sie die Zeitungsausschnitte sammelte, sicherte jedes Wort und jeden Zentimeter bedrucktes Zeitungspapier, das sich um sie drehte.
Mitten in diesem ganzen Aufruhr versetzte sie dem Sender den Todesstoß: In den letzten sechs Wochen ihres Vertrages nahm sie ihren Urlaub.
»Sie weiß, wie sie jemandem die Daumenschrauben ansetzen
kann, nicht wahr?« Fran rollte ein Paar ungleicher Socken zusammen und warf sie in einen Wäschekorb.
»Und das war noch nicht einmal das Schlimmste.« Deanna durchquerte das winzige Wohnzimmer in Frans Innenstadtwohnung. »Der Hälfte ihrer Mitarbeiter wurde gekündigt. Die anderen wurden vor die Wahl gestellt, entweder ihre Zelte in Chicago abzubrechen und nach New York zu ziehen oder sich nach einem neuen Job umzusehen.« Sie zischte durch die zusammengebissenen Zähne. »Diese verdammten Jobs gibt es nur nicht.«
»Offensichtlich liest du keine Zeitungen. Die Regierung sagt, wir befinden uns gar nicht in einer Rezession. Die würde nur in unseren Köpfen stattfinden.«
Deanna konnte nicht darüber lachen. Sie nahm ein Buch mit Kindernamen in die Hand und schlug damit auf ihrer Wanderung durch das Zimmer gegen die Handfläche. »Ich habe gesehen, was Lew McNeil für ein Gesicht machte, als er gestern aus dem Gebäude kam. Mein Gott, Fran, er war jetzt fast sechs Jahre bei ihr, und sie trennt sich von ihm,
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