Toedliche Luegen
tun?“
„ Weil es bloß von einem verdammten Kerl sein kann! Sie kriegt ein Kind.“
An di esem Nachmittag geschah etwas, das Beate nie zuvor passiert war. Sie ließ ihren Kaffee kalt werden! Ohne einen Schluck daraus genommen zu haben, stellte sie die Tasse zurück auf den Tisch. Ihre Hand zitterte vor Anspannung, als sie sie zurückzog und auf ihre Brust presste. „Ein Kind? Suse? Meine Suse?“
„Ja.“
„So ein richtiges … Und von wem?“
„Um diese alles entscheidende Frage drehte sich unser bisheriges Gespräch, Bea.“
„Mann-oh-Mann, ein Kind und ich hatte keinen blassen Schimmer davon. Warum fragst du sie nicht selbst?“
„Weil aus diesem sturen Weibsbild kein einziges Wort rauszukriegen ist. Sie will uns den Namen von diesem Hundesohn ums Verrecken nicht nennen. Deswegen wissen wir auch nicht, was das für ein Penner ist und ob sie ihn auf dem Schiff oder sonst irgendwo aufgegabelt hat.“
„Lass mich mal machen. Mir sagt sie’s, könnt’ ich drauf wetten. Komm, lass uns endlich zu ihr gehen!“
„Ist es nicht möglich, dass er einer der Vermissten oder … Toten von der ‚Fritz Stoltz’ ist? Dass Susanne aus diesem Grund nicht darüber sprechen möchte? Über ihn? Über diese Katastrophe?“
Zwei Köpfe schossen herum. Zwei wagengroße Augenpaare starrten den Franzosen finster an. Und er kam sich einmal mehr wie ein Alien vor, den man am liebsten auf den Mond zurückwünschte.
„Hab Dank für deinen unerbetenen Rat! Allerdings kann ich mich nicht daran erinnern, dich nach deiner Meinung gefragt zu haben.“
„ Angesichts dieser Spekulationen empfand ich einfach die Notwendigkeit, sie zu äußern.“
„ Was für einen Schlaumeier hast du mir denn da angeschleppt, Bea-Herz? So was hat mir gefehlt wie ein Loch im Kopf!“
„Hast wohl was dagegen, wenn wir uns Sorgen machen?“
„Oder willst du uns einreden, dass uns dieses Problem nicht zu kümmern hat?“
„Dass wir so tun sollen, als ginge es uns einen Scheißdreck an, welcher dahergelaufene Bastard unserer Suse ein Kind macht und sie dann damit sitzen lässt?“
„Diese r Mistkerl kann was erleben, wenn ich ihn zwischen die Finger kriege!“
Beate und Jasdan übertrumpften sich an Lautstärke und Empörung über Alains besonnen geäußerte Worte und erdolchten ihn nach allen Regeln der Kunst mit ihren Blicken. Regungslos ließ er ihre Tirade über sich ergehen und musterte dabei eingehend die beiden Freunde.
„ Warum könnt ihr nicht akzeptieren, dass Suse alt genug ist, um ihre Entscheidungen selbst zu treffen?“
„Davon hast du doch nicht die geringste Ahnung“, herrschte Beate ihn an.
Er zuckte zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. Das leuchtende Blau seiner Augen erlosch und zurück blieb ein Häufchen Asche. Er senkte die Lider, um seinen Schmerz nicht zu zeigen.
Natürlich! Seine Mutter hatte vor dreißig Jahren genauso beharrlich geschwiegen und den Namen seines Vaters nicht preisgegeben. Alain war als uneheliches Kind zur Welt gekommen, worauf ihre strenggläubige, konservative Familie sie verstieß – und sie sich vor Kummer das Leben nahm.
„Entschuldige, Alain. Das habe ich nicht so gemeint.“
„Nein, l ass gut sein. Ich kann nicht erwarten, dass du Rücksicht auf meine mimosenhaften Eigenheiten nimmst.“
Sie war darauf gefasst, dass er wü tend werden, die Beherrschung verlieren und mit dem gleichen Feuer zurückschießen würde. Diese Resignation in seiner Stimme dagegen machte alles bloß noch schlimmer. Sie kam sich vor wie ein Ungeheuer. Unter der Last der Schuldgefühle rutschte sie tiefer in ihren Sessel.
„Vielleicht weiß er ja gar nicht s von ihrer Schwangerschaft“, wandte sie sich kleinlaut an Jasdan. „Wie weit ist sie überhaupt?“
„Fünfter Monat.“
„Meine Güte! Wenn er nicht völlig blind ist, hätte dieser … er es ja längst bemerken müssen. Da fängt sie bestimmt schon an, rund zu werden.“
„Von wegen! Platt wie ’ne Flunder, meine Lütte. Spacker als je zuvor. Deswegen konnte ich es gar nicht glauben, als meine Herrschaften angerufen und mich vor den Familienrat zitiert haben. Sie hatten ihren Urlaub bereits gebucht und fanden, wir sollten Suse in diesem Zustand nicht alleine lassen.“
„ Das muss man ihnen lassen, wo sie Recht haben, haben sie Recht.“
„Leider sieht mein liebes Schwesterchen das ganz und gar nicht so. Gestern hat sie mich in hohem Bogen aus ihrem Zimmer gekantet.“
„Wie sich die Bilder doch gleichen“, murmelte Beate
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