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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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einem zerknitterten Hemd, trat auf den Gang. Beates Anblick glättete die tiefen Falten auf seiner Stirn und freundlich bat er sie in sein Büro.
    „Wo ist er? Was haben Sie mit Alain vor?“ Mit hochgezogenen Brauen hielt sie in dem kleinen Büro nach Alain Ausschau. „Sie dürfen ihn nicht hier behalten.“
    „ Keine Bange, Mademoiselle Schenke, ich habe nichts dergleichen vor.“
    „Ihr Kollege sagte, er hätte … Sie hätten ihn festgenommen, weil er … weil Renée und Jean Chasseur …“
    „ Monsieur Germeaux hat lediglich seine Aussage gemacht.“
    „ So lange? Und wo ist er jetzt?“
    „Er wartet bereits im Nebenzimmer auf Sie. Gleich können Sie zu ihm und ihn mit nach Hause nehmen. Ich habe lediglich eine Frage an Sie.“
    Die Aufregung über diese für sie ungewohnte Situation ließ Beates Hände zittern. Nervös strich sie sich das Haar aus der schweißnassen Stirn.
    „Mademoiselle, was wollte Ihr Onkel bei Renée Lubeniqi? Und können Sie mir vor allen Dingen sagen, woher er sie kannte?“
    Sie nickte eifrig und erzählte bereitwillig, wenn auch kunterbunt durcheinander gewürfelt, alles über die Umstände von Alains Besuch am Nachmittag , lediglich die Einzelheiten, die sie von Renée Lubeniqi im Zusammenhang mit dem Zeitungsartikel in der „ Petite Gazette Parisienne “ erfahren hatte, umging sie. Sie erinnerte sich an die Schwierigkeiten, in welche die Journalistin nach dem Organspendeskandal um Doktor Ferrard geraten war.
    „Alain Germeaux ist Linkshänder?“
    „Wie?“ Völlig verwirrt von diesem Themenwechsel schüttelte Beate den Kopf. Dann nickte sie zögernd. „Ja. Ich glaube, ja.“
    „Ich danke Ihnen, Mademoiselle Schenke. Für heute, denke ich, soll es erst einmal genug sein. Ich muss Sie und Monsieur Germeaux allerdings bitten , Paris vorerst nicht zu verlassen. Bloß für den Fall, dass Ihnen oder uns noch etwas einfällt, was für die Ermittlungen von Belang sein könnte. Und jetzt werde ich Ihnen ein Fahrzeug rufen, das Monsieur Germeaux auf Staatskosten in die nächste Unfallklinik bringt.“
     
    Erst in den frühen Morgenstunden waren sie zurück in der Villa Chez le Matelot . Beate schlug in Gedanken drei Kreuze, dass sich Pierre nicht zu Hause aufgehalten hatte, als sie von Simon Bernard abgeholt worden war. Und um diese Zeit schlief er vermutlich friedlich wie jeder zivilisierte Mensch in seinem Bett. Sie hätte es nicht ertragen, wenn sie sich auch noch mit ihm hätte auseinandersetzen müssen. Stammgast in der Notaufnahme. Hatte er Alain vor nicht allzu langer Zeit so bezeichnet? Wären die Umstände andere gewesen, hätte sie ihm wohl oder übel Recht geben müssen.
    Mit Händen und Füßen hatte sich Alain gewehrt , die nächsten vierundzwanzig Stunden nach der Operation zur Beobachtung in der Klinik zu verbringen. Erst als er dem behandelnden Notarzt damit drohte, die Presse einzuschalten – von wegen Freiheitsberaubung eines Millionenerben –, ließ der sich überreden, den jungen Germeaux auf eigene Verantwortung zu entlassen.
    Obwohl Beate inzwischen vor Müdigkeit kaum mehr die Augen offen halten konnte, dachte Alain gar nicht daran , ihr Zimmer zu verlassen. Er wollte nicht allein sein. Wie es aussah, suchte er tatsächlich Trost in ihrer Nähe. Sie war bestürzt über die Veränderung, die sie an ihm bemerkte, als wäre er in dieser Nacht um viele Jahre gealtert. Dunkle Schatten lagen auf seinem Gesicht, seine Wangen waren eingefallen, die Augen glanzlos und leer.
    „Sie haben die b eiden umgebracht. Kaltblütig abgeschlachtet. Sie saßen gerade beim Frühstück, werteten vermutlich das Material aus, welches sie in Hamburg gesammelt haben, und lachten, während sie Kaffee tranken, frische Croissants mit Erdbeermarmelade bestrichen und sich auf deinen Besuch freuten“, flüsterte er niedergeschlagen. „Schließlich hast du sie zusammengebracht. Ich kam eine Stunde zu spät bei Renée an. Und das alles nur, weil mein Motorrad …“ Er unterbrach sich und überlegte kurz. Dann ließ er erschöpft den Kopf sinken.
    „Wer hat sie umgebracht?“
    „Bevor er gestorben ist, hat Chasseur einen Namen genannt. Stojkow. Wahrscheinlich sind sie auf diesen Kerl in Hamburg gestoßen. Und auf den Amerikaner.“
    „Auf w elchen Amerikaner?“
    „Als ich bei Renée war, hat einer angerufen. Er muss mich von der Straße aus beobachtet haben, denn noch bevor ich ein Wort sagen konnte, sprach er mich auf Deutsch an. Er wusste, dass ich bei Renée sein, ans Telefon

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