Toedliche Luegen
dir, wie du dich eines Versehrten annimmst, Bea. Zu dumm aber auch, dass es ausgerechnet die Linke erwischt hat. Dabei kann ich dem Flic nicht mal einen Vorwurf machen, schließlich konnte er das nicht riechen.“
Beate hob fragend den Kopf in seine Richtung.
„Wusstest du etwa nicht, dass ich Linkshänder bin?“
„Eigentlich wollte ich bloß wissen, ob du Zucker oder Milch in deinen Kaffee möchtest.“
„Oh. Ja. Also, schwarz. Bitte.“
„Warum hältst du nicht einfa ch die Klappe und lässt uns in Ruhe frühstücken?“, funkte Pierre aufgebracht dazwischen. Eine Ader auf seiner Stirn schwoll bedrohlich an. „Und überhaupt, was willst du um diese Zeit hier? Hast du noch immer nicht kapiert, dass du nicht willkommen bist?“
Alains Lächeln erstarrte zu Eis . Er schoss von seinem Stuhl in die Höhe, stolperte einen Schritt zurück und flüsterte kaum hörbar: „Ich … ich wollte nicht stören. Entschuldigt vielmals.“
„ Ich habe mich allerdings auch schon über dein frühes Erscheinen gewundert. Du bist doch nicht ohne Grund so zeitig aufgestanden? Kann ich etwas für dich tun?“, versuchte Beate, die Wogen zu glätten.
„ Ich wollte … ich möchte dich um Hilfe bitten. Es dauert höchstens ein paar Minuten. Nach dem Frühstück, wenn du Zeit hast?“
„ Selbstverständlich werde ich dir helfen.“
„ Und jetzt lass uns endlich in Ruhe!“
„Warte, Alain! “ Beate erwischte ihn am Hemdsärmel und zerrte ihn rigoros zum Tisch zurück. „Du störst keineswegs. Also, setz dich“, knurrte sie. „Ich bin fertig mit Essen und wenn Pierre und du zu Ende gefrühstückt habt, gehe ich mit dir nach oben.“
Germeaux ’ Gesicht färbte sich bei ihren sanften, nichtsdestotrotz bestimmten Worten rot vor Zorn. Wie konnte sie es wagen, Alain zum Bleiben aufzufordern, wenn er ihn zuvor unmissverständlich des Tisches verwiesen hatte! Und in welchem Ton sie das sagte! Sie wusste ganz genau, dass er den Bastard nicht auch noch beim Frühstück dulden würde! Diese Zeit mit Beate gehörte ihm allein!
Pierre pumpte wie ein Maikäfer, bevor er losbrüllte: „Verschwinde!“
„Du bleibst, Alain! Was ist nur los mit euch?“, begehrte Beate ärgerlich auf und die Lautstärke ihres Protestes konnte sich durchaus mit der von Pierre messen. Sie beobachtete, wie er blass wurde. „Könnt ihr eure idiotische Rivalität nicht wenigstens für kurze Zeit in den Hintergrund stellen? Warum versucht ihr es nicht zumindest? Bin ich euch das wirklich nicht wert?“
„Beate, das ist … Halt dich da raus“, bat Alain mit sanfter Stimme. „Diese Sache betrifft ausschließlich Pierre und mich.“
„Ach, glaubst du das im Ernst, du verdammter Klugscheißer?“, warf sie ihm an den Kopf. „Das hättet ihr euch überlegen sollen, bevor ihr euch in meiner Anwesenheit die Köpfe einzuschlagen versucht. Damit habt ihr es nämlich ebenfalls zu meiner Sache gemacht. Ich sollte mich hier wie zu Hause fühlen? Ja, das tue ich. Leider. Eure ewige Streiterei wird langsam unerträglich. Ständig stehe ich zwischen euch beiden, hin und her gerissen. Wenn ihr nicht bald aufhört, zerreißt es mich. Eines allerdings könnt ihr mir glauben, bevor ich das zulasse, mache ich lieber die Flocke. Die Entscheidung liegt bei euch. Mir zumindest steht es bis oben!“
Wenig später stieg Beate hinter Alain den Niedergang zu seiner Wohnung unter dem Dach der Villa empor. Ihre Verärgerung über den Streit der beiden Brüder war noch nicht gänzlich verraucht, aber wie so oft siegte auch in diesem Augenblick ihre unzähmbare Neugier. Sollte sie ihm vielleicht die Haare waschen oder das Kinn rasieren? Sie hatte ihn bereits zweimal nach seinen Wünschen gefragt, der junge Herr dagegen liebte die Überraschung, denn er schwieg sich hartnäckig aus.
Mit einem liebevollen Lächeln auf den Lippen schob er sie in einen Sessel und ließ sich ihr gegenüber auf dem Boden nieder. Er schlang seine Arme um ihre Knie, legte sein Kinn darauf und musterte Beate. In seinen klaren Augen flackerte unverhohlenes Verlangen nach ihr. Sie hob auffordernd die Hände, er indes sagte noch immer nichts. Verdammt, was wollte dieser Kerl von ihr? Und was fiel ihm ein, sie mit seinem sturen Schweigen auf die Folter zu spannen?
„Es hat mich tief beeindruckt, wie du uns deine Meinung gesagt hast. Ich denke, du hast uns damit einiges zum Grübeln gegeben.“
„Trotzdem befürchte ich, dass sich nicht viel an eurem Verhalten ändern wird. Aber was war nun
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