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Toedliche Luegen

Toedliche Luegen

Titel: Toedliche Luegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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angeschwollenen Wange, keine größere Verletzung erkennen.
    Meunie r drehte sich um und musterte die ebenfalls nur leicht bekleidete Frau fragend. Ihr Gesicht war weiß wie die Wand hinter ihrem Rücken, an der sie Halt suchend lehnte. Sie hatte die Arme vor der Brust verschränkt und die Lider halb geschlossen.
    Und zwischen beiden, trennend und gleichzeitig eine unheilvolle Verbindung schaffend, lag Pierre Germeaux, das Gesicht auf dem Boden, in einer Lache Blut.
    „Hat er den Mord gemeldet? Alain Germeaux?“, wiederholte Vic Meunier und Beate nickte. „Und wer sind Sie?“
    „ Beate Schenke, die Tochter von …“, sie wagte es nicht, in Pierres Richtung zu blicken, „von Pierre Germeaux, seinem Bruder.“
    Mit schussbereiter Waffe trat Simon Bernard auf Alain zu. „Hände hoch! Und dann steh auf! Aber schön langsam, wenn ich bitten darf!“ Er mühte sich vergeblich , seiner Fistelstimme einen drohenden Ton zu verleihen, und blickte stattdessen noch etwas grimmiger.
    Wie zum Hohn reagierte Alain nicht darauf. Mit einem Knurren packte Simon Bernard die langen Haare und riss daran Alains Kopf in den Nacken. Interessiert musterte er das totenblasse Gesicht. Die linke Hälfte war mittlerweile derart angeschwollen, dass Alain das Auge nicht mehr öffnen konnte. Aus der Platzwunde an der Stirn zog angetrocknetes Blut eine breite Spur die Schläfe und den Nasenrücken entlang.
    Sieht ganz nach einem verlorenen Boxkampf aus, ging es Bernard ver ächtlich durch den Kopf. Schon im nächsten Augenblick kreischte er auf: „Heilige Scheiße, das ist ja eine Überraschung! Ich hätte dich beinahe nicht wiedererkannt, obwohl mir dein Name irgendwie bekannt vorkam.“
    Vic Meunier beendete seinen Rundgang durch das Arbeitszimmer und trat näher zu Alain. „Du kennst ihn?“
    Bernard zerrte Alains Kopf noch weiter zurück. „Ja, verdammt! Wo immer es Ärger gibt, taucht dieser Kerl auf. Das kann kein Zufall sein! Damals war er vielleicht unschuldig, diesmal jedoch … diesmal kriege ich ihn am Arsch!“
    Und an seinen Kollegen gewandt ergänzte er: „Der Mord an den Journalisten in der Rue Gwan-Valla vor mehr als einem Jahr, erinnerst du dich nicht an diese Sauerei? Die beiden waren übelst zugerichtet. Abgeschlachtet wie Vieh. Sie sind regelrecht ausgeweidet worden. Und der ehrenwerte Monsieur mittendrin in diesem Blutbad. Hat uns damals wichtige Informationen verschwiegen und die Ermittlungen unnötig schwergemacht.“
    Dass er in diesem Zusammenhang wegen tätlicher Übergriffe auf Alain Germeaux neben einer Dienstaufsichtsbeschwerde auch die Versetzung zum Streifendienst kassiert hatte, musste er jetzt nicht erwähnen. Bei der bloßen Erinnerung daran packte Bernard rasende Wut. Er schnappte Alain am Arm und betrachtete mit perverser Neugier die Schnittwunde. Dann rieb er mit der Faust fest über den Schnitt, bis er wieder zu bluten anfing. Mit zufriedenem Grunzen riss er Alain auf die Füße. Der wankte bedrohlich und taumelte zu Pierres Schreibtisch, um sich dagegen zu lehnen, doch Bernard stieß ihn grob vor die Brust.
    Protest regte sich in Beate, leise und zaghaft zunächst , dann allerdings beschleunigte sich ihr Atem und mit einem Ruck löste sie sich von der Wand, um sich zwischen den jungen Polizisten und Alain zu drängen. Ihre Hand berührte ganz sacht Alains Arm.
    Er musste es bemerkt haben , versicherte sie sich, aber er erwiderte ihren Blick nicht, sondern streifte lediglich mit einem flüchtigen Augenaufschlag ihr fragendes Gesicht. Er verschloss sich sofort wieder. Beate erschrak heftig, obwohl sie wusste, dass sie deswegen nicht in Panik ausbrechen durfte. Alain brauchte sie. Er würde sich nicht verteidigen können, also musste sie bei klarem Verstand bleiben. Sie durfte sich nicht verrückt machen lassen.
    Um ihrer Angst ein Ventil zu schaffen, fauchte sie Simon Bernard an: „Was fällt Ihnen ein? Lassen Sie ihn in Ruhe! Oder hat Ihnen die eine Anzeige nicht genügt? Nehmen Sie endlich Ihre Finger weg! Sehen Sie denn nicht, dass er verletzt ist? Kümmern Sie sich vielmehr darum, dass Alain einen Arzt bekommt.“
    Bernard grinste unverschämt und taxierte die Frau wie ein Stück Vieh auf dem Markt. Beate hatte das widerwärtige Gefühl, von seinen gierigen Augen ausgezogen zu werden, was ihm nicht schwerfiel, da sie über dem nackten Körper lediglich den hauchdünnen Morgenmantel trug.
    „ An Sie erinnere ich mich selbstverständlich genauso gut, wenngleich Sie damals nicht derart …

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